Margaret Mitchell
Kopf.
»Ja ...
nein! Der Oberst mächtig vornehmer Gentleman! Aber seine Frau, die was anderes.
Die mich das erstemal >Mister< genannt. Ja, Missis, das sie tun, und
beinahe ich lang hingeschlagen, als sie das sagen. Der Oberst ihr sagen, sie
mich Sam nennen, und dann sie das auch tun. Aber all die Yankees mich zuerst,
wenn mich sehen, >Mister O'Hara< nennen und mich auffordern, mich zu
ihnen setzen, als sein ich gerade einer von ihnen! Aber ich mich noch nie zu
weißen Herrschaften setzen, und zu alt, um das lernen. Sie behandeln mich, als
bin ich genau einer wie sie, Miß Scarlett, aber sie mich doch nicht leiden
mögen ... keinen Nigger sie leiden mögen, und bange vor mir, weil ich so groß.
Und mich immer nach den Bluthunden fragen, mit denen ich gehetzt, und wieviel
Prügel ich kriegen in Tara! Und als ich ihnen sagen, nie kein Mensch von uns
Prügel kriegen, und wie gut immer Miß Ellen zu Niggern, und die ganze Woche bei
mir gewacht, als ich Lungenentzündung haben, mir keiner glauben. Und dann ich Sehnsucht
nach Miß Ellen und Tara kriegen, nicht zum Aushalten, und eines Nachts
ausgekniffen und ganzen Weg nach Atlanta auf Frachtwagen gesessen. Wenn Miß
Scarlett mir Fahrkarte nach Tara kaufen, ich mich aber mächtig freuen! Miß
Ellen und Master Gerald wiedersehen! Von Freiheit ich nun dicke genug. Ich
wieder jede Woche Schwarzsauer essen mögen und mir wieder jemand sagen, was ich
tun und nicht tun, und mich pflegen, wenn ich krank. Wenn ich wieder
Lungenentzündung kriegen ... dann Yankee-Damen mich auch pflegen? Nein, Missis,
sie mich >Mister O'Hara< nennen, aber nicht pflegen wollen. Aber Miß
Ellen mich pflegen, wenn ich krank und ... was ist los, Miß Scarlett?«
»Pa und
Mutter sind beide tot, Sam.«
»Tot?
Machen keinen Spaß mit mir, Miß Scarlett! So dürfen Miß nicht mit mir Spaß
machen!«
»Es ist
kein Spaß, Sam, es ist wahr. Mutter starb, als Shermans Leute durch Tara kamen,
und Pa ist im vorigen Juni von uns gegangen. Ach, Sam, nicht weinen, bitte
nicht! Ich kann es einfach nicht aushalten. Laß uns jetzt nicht mehr davon
sprechen. Ich erzähle dir alles ein andermal. Miß Suellen ist auf Tara und hat
einen tüchtigen Mann geheiratet, Mr. Will Benteen. Und Miß Carreen ist in einem
... «
Sie besann
sich. Was ein Kloster war, konnte sie dem weinenden Riesen doch nicht
klarmachen. »Sie lebt jetzt in Charleston. Aber Pork und Prissy sind auf Tara
... Komm, Sam, putz dir die Nase. Willst du wirklich nach Hause?«
»Ja,
Missis. Aber ich es mir anders denken mit Miß Ellen und... «
»Sam,
willst du in Atlanta bleiben und bei mir arbeiten? Was meinst du dazu? Ich
brauche einen Kutscher, sehr nötig sogar, weil so viel gemeines Gesindel
unterwegs ist.«
»Ja,
Missis, den brauchen Miß sicher. Ich wollen schon sagen, Miß dürfen nicht so
allein herumfahren. Miß haben ja keine Ahnung, wie gemein viele Nigger jetzt
gerade hier in Shantytown. Hier nicht sicher für Miß. Ich erst zwei Tage in
Shantytown, aber ich schon welche hören, die von Miß reden. Und gestern, als
Miß vorbeifahren und die schwarzen Weiber Miß anschreien, ich Miß wiedererkennen,
aber so schnell gefahren, daß ich nicht mitkönnen, und den Niggern ich das Fell
versohlt, kann ich Miß sagen! Haben Miß nicht bemerkt, heute sich hier keiner
blicken lassen?«
»Das habe
ich gemerkt, und ich danke dir dafür, Sam. Also, was meinst du dazu, mein
Kutscher zu werden?«
»Dank
auch, Missis, aber ich gehen doch besser nach Tara.«
Big Sam
blickte zu Boden und zog verlegen mit dem nackten Zeh Striche auf der Erde. Ihm
war sichtlich unbehaglich zumute.
»Aber
warum denn? Ich gebe dir guten Lohn. Du mußt bei mir bleiben.«
Das große
schwarze Gesicht blickte zu ihr auf, dumm und leicht zu durchschauen wie das
eines Kindes. Furcht lag darin. Er kam dicht an sie heran und flüsterte ihr zu:
»Miß Scarlett, ich müssen aus Atlanta weg, ich müssen nach Tara, wo sie mich
nicht finden. Ich ... ich haben einen abgemurkst.«
»Einen
Schwarzen?«
»Nein,
Missis, einen Weißen. Einen Yankeesoldaten, und sie mich suchen, und darum
stecken ich hier in Shantytown.«
»Wie kam
denn das?«
»Er
betrunken und sagen etwas, das ich mir nicht gefallen lassen, und auf einmal
meine Hände an seinem Hals ... ich ihn gar nicht totmachen wollen, Miß
Scarlett, aber meine Hände so stark, und da er tot. Und ich so bange. Ich nicht
wissen, was machen! Deshalb hier ankommen und mich verstecken.«
»Du sagst,
daß sie hinter dir her sind.
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