Margaret Mitchell
große Menge tust, was Miß Ellen weh täte, wenn sie es
sähe, und das hat mir sehr viel Kummer gemacht. Aber dieses hier ist das
Allerschlimmste. Pack heiraten! Ja, Missis, Pack sage ich! Erzähl mir nicht,
daß er von vornehmen Herrschaften abstammt. Das macht nichts aus, Pack kommt
von ganz oben und von ganz unten, und Pack bleibt Pack. Ja, Miß Scarlett, ich
habe mit angesehen, wie du Miß Honey Mister Charles weggenommen hast, und hast
dir doch nichts aus ihm gemacht. Ich habe mit angesehen, wie du deiner eigenen
Schwester Mister Frank gestohlen hast, und ich habe stillgeschwiegen zu
vielerlei. Wenn du schlechtes Holz als gutes Holz verkauft hast und über die
anderen Holzgentlemen Lügen gebracht hast und wenn du allein herumgefahren bist
und wenn du dich den befreiten Niggern ausgesetzt hast, so lange, bis Mister
Frank erschossen wurde. Und den Sträflingen hast du nicht so viel zu essen
gegeben, daß sie Leib und Seele zusammenhalten konnten, und ich habe
stillgeschwiegen, auch wenn Miß Ellen im Lande der Verheißung sagte: >Mammy,
Mammy, du paßt nicht ordentlich auf mein Kind auf!< Ja, Missis, für das
alles habe ich eingestanden, aber hierfür nun nicht mehr,
Miß
Scarlett. Weißes Pack darfst du nicht heiraten, nicht, solange ich Atem im
Leibe habe.«
»Ich
heirate den, der mir paßt«, sagte Scarlett kalt »Mir scheint, du vergißt, wer
du bist, Mammy.«
»Das wird
auch höchste Zeit! Wenn ich dir dies nicht sage, wer soll es dir denn sonst
sagen?«
»Ich habe
mir die Sache überlegt, Mammy, und ich finde, das beste ist, du gehst wieder
nach Tara. Ich gebe dir etwas Geld mit.«
Mammy
richtete sich zu ihrer vollen Würde auf.
»Ich bin
aber frei, Miß Scarlett, du kannst mich nirgends hinschicken, wenn ich nicht
will. Und wenn ich nach Tara zurückgehe, so tue ich das nur, wenn du mitgehst,
und ich verlasse Miß Ellens Kind nicht, und niemand bringt mich hier weg, und
Miß Ellens Enkelkinder lasse ich auch nicht einem so ordinären Stiefvater, daß
er sie erzieht, und hier bin ich, und hier bleibe ich.«
»Du sollst
nicht bei mir im Hause bleiben und ungezogen gegen Kapitän Butler sein. Ich
heirate ihn und damit Schluß.«
»Ich habe
aber noch eine Menge zu sagen«, gab Mammy bedächtig zurück, und ihre trüben
alten Augen flammten kriegerisch. »Ich dachte nicht, daß ich das noch einmal zu
einer von Miß Ellens Fleisch und Blut sagen muß. Hör zu, Miß Scarlett, du bist
nur ein Maultier im Pferdegeschirr. Man kann einem Maultier die Hufe blank
reiben und das Fell striegeln und sein ganzes Geschirr mit Messing beschlagen
und es vor einen feinen Wagen spannen, und es bleibt doch ein Maultier, und
jeder merkt es. Und mit dir ist es genauso. Du hast seidene Kleider und die
Mühlen und den Laden und das Geld und tust, als bist du ein schönes Pferd, und
du bist doch nur ein Maultier, und jeder sieht es dir an, und dieser Butler ist
gut und fein gestriegelt wie ein Pferd, aber er ist ein Maultier im
Pferdegeschirr, wie du.«
Mammy sah
ihre Herrin durchdringend an. Scarlett war sprachlos und erbebte unter der
Kränkung.
»Wenn du
sagst, du willst ihn heiraten, dann tust du es wohl, weil du ein Dickkopf bist
wie dein Pa. Aber das merke dir, Miß Scarlett, ich gehe nicht weg. Ich bleibe
hier und passe auf alles auf.«
Ohne eine
Antwort abzuwarten, drehte Mammy sich um und ließ Scarlett stehen. Wenn sie
gesagt hätte: >Bei Philippi sehen wir uns wieder! <, hätte es nicht
unheilvoller klingen können.
Auf der
Hochzeitsreise in New Orleans erzählte Scarlett Rhett, was Mammy gesagt hatte.
Zu ihrer Überraschung und Empörung lachte er über Mammys Vergleich vom Maultier
im Pferdegeschirr.
»So kurz
und bündig habe ich noch keine tiefe Wahrheit ausdrücken hören«, sagte er.
»Mammy ist eine weise alte Seele und einer der wenigen Menschen, an deren
Achtung und Wohlwollen mir liegt. Da ich aber ein Maultier bin, wird mir wohl
keines von beiden je zuteil werden. Sie schlug sogar das Zehndollarstück aus,
das ich ihr in meinem Liebeswerben nach der Hochzeit zum Geschenk machen
wollte. Ich habe wenige Leute gesehen, die nicht beim Anblick von Geld
butterweich werden. Aber sie blickte mir ins Auge, dankte und sagte, sie sei
keiner von den freigelassenen Niggern und brauche mein Geld nicht.«
»Warum
regt sie sich eigentlich so auf? Warum gackern sie alle über mich wie eine
Schar von Perlhühnern? Wen ich heirate und wie oft ich heirate, ist doch meine
Sache. Ich habe nie die Nase in fremde
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