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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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Angelegenheiten gesteckt. Warum tun es
die andern?«
    »Mein
Liebling, die Welt kann so gut wie alles verzeihen, nur nicht, daß man seine
Nase nicht in fremder Leute Angelegenheiten steckt. Aber warum zeterst du
eigentlich wie eine verbrühte Katze? Du hast doch oft genug gesagt, du machtest
dir nichts aus dem Gerede der Leute. Willst du es ihnen denn jetzt nicht
beweisen? Du hast dich so oft in Kleinigkeiten ihrem Tadel ausgesetzt, daß du
nicht erwarten kannst, in einer großen Sache dem Klatsch zu entrinnen. Du hast
doch gewußt, daß es Geschrei geben würde, wenn du einen Bösewicht wie mich
heiratest. Wäre der Bösewicht ein armer Schlucker von einfacher Herkunft, wären
die Leute nicht so wütend. Aber ein vermögender und erfolgreicher Bösewicht,
das ist natürlich unverzeihlich.«
    »Wenn du
doch nur einmal ernst wärest!«
    »Ich bin
sehr ernst. Für einen Mann Gottes ist es immer ärgerlich, wenn der Gottlose
blüht wie ein Magnolienbaum. Kopf hoch, Scarlett! Hast du mir nicht einmal
gesagt, du wolltest hauptsächlich deswegen Geld haben, damit du jeden Menschen
zum Teufel jagen kannst? Jetzt hast du Gelegenheit.«
    »Aber
hauptsächlich warst du es ja, den ich zum Teufel jagen wollte«, lachte
Scarlett.
    »Willst du
das immer noch?«
    »Vielleicht
nicht ganz so oft wie sonst.«
    »Tue es,
sooft du willst, wenn es dich glücklich macht.«
    »Besonders
glücklich macht es mich gerade nicht«, sagte Scarlett, neigte sich zu ihm und
küßte ihn flüchtig.
    Rasch
flackerte sein dunkles Auge vor ihrem Gesicht und suchte nach etwas in ihren
Augen, was er nicht fand. Dann lachte er kurz auf.
    »Denk
nicht mehr an Atlanta und die alten Klatschmäuler. Ich bin mit dir nach New
Orleans gefahren, damit du dich amüsierst, und das sollst du nun auch.«
     
    FÜNFTES BUCH 48
     
    Das Leben
gefiel ihr jetzt gut, besser als je in der ganzen Zeit seit dem Frühling vor
dem Kriege. New Orleans war eine fremdartige, schillernde Stadt, und Scarlett
genoß sie mit der ungestümen Freude eines lebenslänglichen Gefangenen, der
begnadigt worden ist Die Schieber plünderten die Stadt aus, viele redliche
Leute waren aus ihrem Heim vertrieben worden und wußten nicht, woher sie die
nächste Mahlzeit nehmen sollten - und auf dem Stuhl des Gouverneurs saß ein
Neger. Aber das New Orleans, das Rhett ihr zeigte, war der vergnügteste Ort,
den sie je gesehen hatte. Die Leute, die sie traf, hatten offenbar so viel
Geld, wie sie nur haben wollten, und überhaupt keine Sorgen. Rhett stellte sie
Dutzenden von Damen vor, hübschen Frauen in prächtigen Gewändern, Frauen mit
weichen Händen, die nichts von harter Arbeit wußten, Frauen, die über alles
lachten und sich nie über dumme, ernste Fragen und schwere Zeiten unterhielten.
Und die Männer, die sie traf, wie waren sie aufregend! Ganz anders als die
Männer von Atlanta. Sie rissen sich darum, mit ihr zu tanzen und ihr die
gewagtesten Höflichkeiten zu sagen, als sei sie eine gefeierte junge Schönheit.
    Die Männer
hatten denselben harten, rücksichtslosen Gesichtsausdruck wie Rhett. Ihre Augen
waren immer auf der Hut wie bei Menschen, die schon zu lange in steter Gefahr
gelebt haben, um wieder ganz arglos sein zu können. Keine Vergangenheit
schienen sie zu haben und keine Zukunft Sie lenkten höflich ab, wenn Scarlett
sie im Laufe der Unterhaltung fragte, wer, wie und wo sie gewesen wären, ehe
sie nach New Orleans kamen. Schon das war ihr fremd, denn in Atlanta hatte
jeder neue Ankömmling, wenn er aus gutem Hause war, große Eile, sich
auszuweisen, voller Stolz von Heimat und Familie zu erzählen und in dem
verwickelten Netz von Verwandtschaft, das sich über den ganzen Süden breitete,
seine Fäden aufzuweisen.
    Aber hier
war es eine schweigsame Gesellschaft, in der jeder seine Worte behutsam wählte.
Zuweilen, wenn Rhett mit ihnen allein und Scarlett im Nebenzimmer war, hörte
sie Gelächter und Bruchstücke von Unterhaltungen, die sie nicht verstand, halbe
Worte und rätselhafte Namen. Von Kuba und Nassau in den Blockadetagen war die
Rede, von Goldgraben, Waffenschmuggel und Freibeuterei. Einmal brach bei ihrem
plötzlichen Erscheinen ein Gespräch über die Schicksale von Quantrills
Guerillabande kurz ab, und sie erhaschte nur noch die Namen von Frank und Jesse
James.
    Alle aber
hatten sie gute Manieren und einen noch besseren Schneider. Und augenscheinlich
zollten sie alle Scarlett große Bewunderung. Deshalb machte es ihr wenig aus,
wenn sie darauf beharrten,

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