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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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Hotelzimmer ausgebreitet lagen, und den Bernhardiner und
das Kätzchen ins Ankleidezimmer brachte.
    »Nicht ein
Stück. Sie ist zu scheußlich. Warum soll ich ihr etwas mitbringen, wo sie uns
Maultiere schimpft?«
    »Daß du es
immer krummnimmst, wenn dir jemand die Wahrheit sagt, mein Herz! Du mußt Mammy
etwas mitbringen. Es bräche ihr das Herz, wenn du es nicht tätest, und ein Herz
wie ihres ist zu kostbar, als daß es brechen dürfte.«
    »Ich
bringe ihr nicht ein Stück mit. Sie hat es nicht verdient.«
    »Dann
kaufe ich ihr etwas. Ich weiß noch, wie meine Mammy immer sagte, wenn sie in
den Himmel komme, wolle sie einen Taftunterrock anhaben, der so steif sei, daß
er allein stehen könne, und so raschelte, daß der Herrgott meinen würde, es
seien die Engelsflügel. Ich kaufe Mammy roten Taft und laß einen eleganten
Unterrock für sie machen.«
    »Sie wird
ihn von dir nicht annehmen und lieber sterben als ihn tragen.«
    »Davon bin
ich auch überzeugt, aber mir liegt daran, ihr etwas mitzubringen, und deshalb
soll sie ihn haben.«
    Die Läden
in New Orleans waren prunkvoll und aufregend. Mit Rhett Einkäufe zu machen, war
ein richtiges Abenteuer. Auch mit ihm zu essen, war ein Abenteuer, noch
aufregender als die Einkäufe.
    Er wußte,
was man bestellen mußte und wie es zubereitet sein sollte. Der Wein, die Schnäpse
und der Sekt aus New Orleans waren ihr neu und belebten sie. Sie kannte ja nur
selbstgemachten Brombeer- und Fuchstraubenwein und den Branntwein aus Tante
Pittys Ohnmachtsflasche. Ach, das herrliche Essen, das Rhett bestellen konnte!
In New Orleans waren die Mahlzeiten das Schönste von allem. Im Andenken an die
grausamen Hungertage von Tara und die Lebensmittelknappheit der späteren Zeit
hatte Scarlett das Gefühl, sie könne von diesen üppigen Gerichten nie genug
bekommen. Eibisch-Schoten und kreolische Langusten, Trauben in Wein, Austern in
lockeren Pasteten mit sämiger Soße, Pilze, Schweser und Truthahnleber, pikant
in Öl und Zitrone gebackener Fisch. Ihr Appetit versagte nie. Jedesmal, wenn
sie an die ewigen Erdnüsse, getrockneten Erbsen und Süßkartoffeln auf Tara
dachte, verspürte sie aufs neue den Drang, in kreolischen Leckerbissen zu
schlemmen.
    »Du ißt,
als wäre jede Mahlzeit deine letzte«, sagte Rhett. »Iß den Teller nicht mit,
Scarlett, in der Küche gibt es sicher mehr. Du brauchst es nur dem Kellner zu
sagen. Wenn du ein solcher Vielfraß bleibst, wirst du so feist werden wie die
kubanischen Damen, und ich lasse mich von dir scheiden.«
    Aber sie
streckte ihm nur die Zunge aus und bestellte noch mehr von der schweren Torte
mit Schokoladenüberguß und Meringefüllung.
    Es war
eine Lust, so viel Geld auszugeben, wie man wollte, und nicht die Cents zu
zählen, weil man sie sparen mußte, um Steuern zu zahlen und Maultiere zu
kaufen; eine Lust, mit reichen, vergnügten Leuten zusammen zu sein und nicht
mit vornehmen Armen wie in Atlanta. Eine Lust war es, rauschende Brokatkleider
zu tragen, die die Taille vorteilhaft betonten und den ganzen Hals frei ließen,
ebenso die Arme und nicht allzuwenig vom Busen, und von den Männern bewundert
zu werden. Eine Lust, alles zu essen, was man wollte, ohne daß jemand nörgelte,
man benähme sich unfein. Und dann der Spaß, so viel Champagner zu trinken, wie
es ihr beliebte! Das erstemal trank sie zuviel und schämte sich, als sie am
nächsten Morgen mit grausigen Kopfschmerzen aufwachte und sich erinnerte, auf
dem ganzen Rückweg ins Hotel im offenen Wagen auf den Straßen von New Orleans
»Die schöne blaue Flagge« gesungen zu haben. Noch niemals hatte sie eine
angetrunkene Dame gesehen; die einzige Betrunkene, deren sie sich zu entsinnen
vermochte, war die Watling an dem Tage, da Atlanta fiel. Sie wußte kaum, wie
sie Rhett unter die Augen treten sollte, so groß schien ihr ihre Schande. Aber
er lachte nur darüber. Er lachte über alles, was sie tat, als sei sie ein
spielendes Kätzchen.
    Aufregend
war es überhaupt, mit ihm auszugehen, denn er sah vorzüglich aus. Sie hatte nie
so recht auf seine Erscheinung geachtet, und in Atlanta war man immer so sehr
mit seinen Mängeln beschäftigt gewesen, daß von seinem Äußeren nie die Rede
war. Aber hier in New Orleans bemerkte sie, wie andere Frauen ihm nachschauten
und welchen Eindruck es auf sie machte, wenn er sich über ihre Hand beugte. Die
Entdeckung, daß andere Frauen sich für ihren Mann interessierten und sie
womöglich beneideten, machte sie nun auf einmal stolz, wenn

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