Margaret Mitchell
nein,
Rhett. Nichts Altmodisches wie die Häuser hier in New Orleans. Ich weiß genau,
was ich möchte. Es ist auch das Neueste. Ich habe ein Bild davon gesehen in -
warte einmal - in >Harpers Woche< war es, die ich durchgeblättert habe.
Es war gebaut wie ein Schweizer Chalet.«
»Ein
Schweizer - was?«
»Ein
Chalet.«
»Buchstabiere
das.«
Sie tat
es.
»Ach so«,
sagte er und strich sich den Schnurrbart.
»Es war
ganz herrlich und hatte ein hohes Mansardendach mit einem Lattenzaun obendrauf
und einem Turm aus nachgemachten Schindeln an jedem Ende. Die Türme hatten
Fenster mit roten und blauen Scheiben. Fabelhaft sah es aus.«
»Das
Geländer an der Haustreppe war wohl ausgesägt?«
»Ja.«
»Und vom Dach der Veranda hing
holzgeschnitztes Spitzenwerk?«
»Ja. Du hast wohl schon so eins
gesehen?«
»Freilich.
Aber nicht in der Schweiz. Die Schweizer sind ein sehr begabtes Volk und haben
Sinn für architektonische Schönheit. Möchtest du denn wirklich ein solches Haus
haben?«
»O ja.«
»Und ich
hatte gehofft, im Zusammenleben mit mir möchte sich vielleicht dein Geschmack
bessern. Warum willst du nicht ein Kreolenhaus oder ein Kolonialhaus mit sechs
weißen Säulen?«
»Ich sage
dir ja, ich will nicht so etwas Spießiges und Altmodisches. Und drinnen wollen
wir rote Tapeten und rote Samtportieren an allen Flügeltüren haben, ach ja, und
neue, teure Nußbaummöbel und schwere, dicke Teppiche. - Ach, Rhett, wenn die
Leute unser Haus sehen, werden sie vor Neid platzen.«
»Ist es
denn durchaus nötig, daß sie uns alle beneiden? Nun, wenn du willst, sollen sie
platzen. Aber, Scarlett, kommt dir gar nicht der Gedanke, daß es kaum sehr
geschmackvoll ist, ein Haus so verschwenderisch einzurichten, wenn alle anderen
ringsumher arm sind?«
»Ich will
es aber so haben«, sagte sie eigensinnig. »Jeder, der gemein zu mir gewesen
ist, soll platzen. Und große Gesellschaften will ich geben, damit die ganze
Stadt bereut, so scheußlich über uns hergezogen zu sein.«
»Aber wer
kommt zu deinen Gesellschaften?«
»Die ganze
Stadt natürlich.«
»Das
glaube ich kaum. Die Garde stirbt, aber sie ergibt sich nicht.«
»Ach,
Rhett, was du nicht alles redest! Wenn du Geld hast, bist du immer beliebt.«
»Im Süden
nicht. Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß
Kriegsgewinnler in gute Häuser Einlaß finden. Und was gar uns Gesinnungslose
betrifft - denn das sind wir beide, mein Herz -, so können wir von Glück sagen,
wenn sie uns nicht anspucken. Aber wenn du es versuchen willst, stehe ich dir
bei und werde sicherlich deinen Feldzug aufs innigste mitgenießen. Und da wir
doch einmal beim Geld sind - versteh mich recht, für das Haus und für deinen
persönlichen Firlefanz kannst du so viel Geld haben, wie du willst. Wenn du
aber Schmuck willst, so suche ich ihn dir aus, denn du, meine Herzallerliebste,
hast einen gar zu grauenhaften Geschmack. Und soviel du willst für Wade und
Ella. Und wenn es Will Benteen mit der Baumwolle nicht glückt, will ich gern
einspringen und deinem weißen Elefanten in der Clayton-Provinz, den du so lieb
hast, auf die Beine helfen. Das ist doch sehr nett von mir, nicht wahr?«
»Gewiß, du
bist sehr freigebig.«
»Aber hör
genau zu. Keinen Cent bekommst du für den Laden und keinen Cent für deine
Feuerholzfabrik«
»Ach ...«,
sagte Scarlett und machte ein langes Gesicht. Während der ganzen Hochzeitsreise
hatte sie sich überlegt, wie sie ihm am besten beibringen könnte, daß sie
tausend Dollar brauchte, um fünfzig Quadratfuß Land zur Vergrößerung ihres
Holzlagers zu kaufen.
»Du hast
doch sonst immer so großzügig getan und behauptet, du machtest dir nichts aus
dem Klatsch über meine Geschäfte, und nun bist du doch wie alle andern und hast
Angst, man könnte sagen, bei uns zu Hause hätte ich die Hosen an.«
»Nun, wer
bei Butlers die Hosen anhat, darüber werden schon keine Zweifel aufkommen«,
lächelte Rhett. »Laß die Tröpfe nur reden. Ich bin sogar so unfein, auf eine
tüchtige Frau stolz zu sein. Du sollst den Laden und die Mühlen ruhig
weiterbetreiben. Sie gehören deinen Kindern. Wenn Wade erst groß ist, wird es
ihm nicht lieb sein, von seinem Stiefvater abzuhängen, und dann kann er die
Leitung übernehmen. Aber kein Cent von meinem Gelde geht in dein und Franks
Geschäft.«
»Warum
nicht?«
»Weil mir
nichts daran liegt, Ashley Wilkes zu unterstützen.«
»Fängst du
schon wieder davon an?«
»Du hast
mich gefragt,
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