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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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dieser
Vorstellung war sie so glücklich, daß sie in den Schlußrefrain von »Hab' ich
das grüne Kleidchen an ...« einstimmte und damit Geralds lauten Beifall errang.
    »Ich weiß
nicht, warum du heute morgen so vergnügt bist«, sagte Suellen patzig. Es wurmte
sie immer noch der Gedanke, daß sie in Scarletts grünseidenem Ballkleid viel
besser aussehen würde als seine rechtmäßige Besitzerin. Warum war auch Scarlett
immer so selbstsüchtig und verlieh ihre Kleider und Hüte so ungern? Und warum
nahm Mutter immer ihre Partei und behauptete, Grün sei nicht Suellens Farbe?
»Du weißt so gut wie ich, daß Ashleys Verlobung heute abend verkündet wird, Pa
sagte es heute morgen. Und ich weiß doch, daß du schon seit Monaten in ihn
verliebt bist.«
    »Was du
nicht sagst!« Scarlett streckte ihr die Zunge aus und ließ sich nicht aus ihrer
glücklichen Stimmung bringen. Was wohl Miß Suellen morgen um diese Zeit sagen
würde?
    »Aber
Susi, du weißt doch, daß das nicht wahr ist!« protestierte Carreen verletzt.
»Brent ist doch Scarletts Freund!«
    Scarlett
wandte ihrer jüngeren Schwester lächelnd die grünen Augen zu, verwundert, wie
man so reizend sein konnte. Die ganze Familie wußte, daß Carreen ihr
dreizehnjähriges Herz an Brent Tarleton verloren hatte, der aber in ihr nichts
als Scarletts kleine Schwester sah. Wenn Ellen nicht dabei war, neckten die
O'Haras sie bis zu Tränen damit.
    »Liebes,
ich mach' mir nicht ein bißchen aus Brent.« Scarlett war so glücklich, daß sie
auch einmal großmütig sein konnte. »Und er sich auch nichts aus mir. Weißt du,
er wartet nur darauf, daß du erst erwachsen bist!«
    Im
Widerstreit zwischen Glück und Zweifel wurde Carreens Kindergesicht rosenrot.
»O Scarlett, wirklich?«
    »Scarlett,
du weißt doch, Mutter sagt, Carreen ist noch viel zu klein, um an Verehrer zu
denken, und nun setzt du ihr solche Flausen in den Kopf.«
    »Geh du
nur und petze, mir macht das nichts aus«, antwortete Scarlett. »Du willst
Carreen nur zurückhalten, weil du weißt, daß sie in einem Jahr viel hübscher
ist als du.«
    »Wollt ihr
wohl eure verehrten Schnäbel halten, sonst gibts eins mit der Peitsche«, warnte
Gerald die beiden. »Pst, hört mal! Rollen da nicht Räder? Das sind Tarletons
oder Fontaines.«
    Als sie
sich der Kreuzung näherten, wo der Weg aus dem dichtbewaldeten Hügel von Mimosa
und Fairhill herunterführte, wurden Hufschlag und Rädergeroll deutlicher,
Frauenstimmen schallten herüber, ein lustiges Wortgefecht drang durch den
Vorhang der Zweige. Gerald, der voranritt, hielt sein Pferd an und ließ Toby
mit dem Wagen halten, wo die beiden Wege sich kreuzten.
    »Es sind
die Damen Tarleton«, verkündete er seinen Töchtern. Sein blühendes Gesicht
strahlte, denn außer Ellen war ihm keine Dame in der Provinz lieber als die
rothaarige Mrs. Tarleton. »Und sie selbst fährt. Ja, die Frau hat eine Hand für
Pferde! Federleicht und kräftig wie Rohleder und trotzdem zum Küssen hübsch.
Schade, daß nicht eine von euch solche Hände hat«, fügte er mit vorwurfsvoll
zärtlichem Blick auf seine Töchter hinzu. »Carreen, die Angst vor den armen
Viechern hat, und Sues Hände sind schwer wie Bügeleisen, wenn sie einen Zügel
anfassen soll, und du, Puß ...«
    »Nun,
jedenfalls bin ich noch nie abgeworfen worden«, Scarlett war empört. »Und Mrs.
Tarleton stürzt auf jeder Jagd.«
    »Und
bricht sich das Schlüsselbein wie ein Mann«, sagte Gerald. »Ohne Ohnmacht, ohne
Getue. Nun aber still, da kommt sie.«
    Er hob
sich in den Steigbügeln und zog in weitem Bogen den Hut, als der Tarletonsche
Wagen, der von Mädchen in bunten Kleidern, mit Sonnenschirmen und wehenden
Schleiern überquoll, in Sicht kam, mit Mrs. Tarleton auf dem Bock. Vier Töchter
samt ihrer Amme und den langen Pappschachteln mit den Ballkleidern - da war für
einen Kutscher kein Platz mehr. Und außerdem gestattete Beatrice Tarleton
freiwillig keinem Menschen, sei er schwarz oder weiß, die Zügel zu halten, wenn
ihr eigener Arm nicht gerade in einer Schlinge steckte. Zart, feinknochig und
von so weißer Haut, als habe ihr flammendes Haar alle Farbe an sich gerissen,
war sie bis zum Rande erfüllt von übersprudelnder Gesundheit und unermüdlicher
Tatkraft. Acht Kinder hatte sie geboren, rothaarig und lebensstrotzend wie sie
selbst, und sie vorzüglich erzogen, indem sie ihnen allen das gleiche
liebevolle Gewährenlassen und zugleich die strenge Zucht angedeihen ließ, mit
denen sie ihre Füllen aufzog.

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