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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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geworden.«
    »Ach«,
hauchte Scarlett schuldbewußt und doch glücklich, weil sie Ashley ihretwegen so
tief bewegt sah und weil er sie immer noch lieb fand.
    Gottlob,
er gab Rhett die Schuld an ihrer Hartherzigkeit. Rhett hatte zwar gar nichts
damit zu tun, und es war alles ihre Schuld, aber es konnte Rhett nichts
schaden, wenn ihm noch etwas mehr angekreidet wurde.
    »Wäre es
doch irgend jemand anders, mir machte es nichts aus ... aber Rhett Butler! Ich
sehe ja, was er dir angetan hat. Ohne daß du es merkst, zwingt er deine
Gedanken in dieselbe Bahn, der seine eigenen folgen. O ja, ich weiß, das darf
ich nicht sagen. Er hat mir das Leben gerettet, und ich muß ihm dankbar sein.
Aber bei Gott, ich wollte, es wäre ein anderer gewesen! Ich habe auch nicht das
Recht, mit dir so zu sprechen ... «
    »Doch,
Ashley, du hast das Recht dazu ... du und kein anderer ...«
    »Ich sage
dir, ich kann es nicht mit ansehen, wie deine feine Natur unter ihm vergröbert,
wie deine Schönheit und dein Zauber der Macht eines Mannes ausgeliefert sind,
der ... ach, wenn ich mir denke, daß er dich anrührt, könnte ich ... «
    »Gleich
küßt er mich!« frohlockte Scarlett innerlich. »Und es ist dann nicht einmal
meine Schuld.« Sie neigte sich ihm entgegen, aber auf einmal zuckte er zurück,
als ginge ihm auf, daß er zuviel gesagt hatte ... Dinge, die er nicht hatte
sagen wollen.
    »Vergib
mir, Scarlett. Ich sage deinem Mann nach, er sei kein Gentleman, und beweise
durch meine Worte, daß ich selbst keiner bin. Niemand hat das Recht, einen Mann
bei seiner Frau anzuschwärzen. Dafür gibt es keine Entschuldigung ... nur ... «
Er stockte und verzog schmerzlich das Gesicht. Sie wartete atemlos.
    »Nein,
dafür gibt es überhaupt keine Entschuldigung.«
    Während
des Heimwegs befand sich Scarletts Gemüt in einem Aufruhr. Es gab überhaupt
keine Entschuldigung, außer ... der einen, daß er sie liebte. Der Gedanke, daß
sie in Rhetts Armen lag, hatte ihn so in Wut gebracht, wie sie es nicht für
möglich gehalten hätte. Oh, wie gut sie ihn verstand! Wüßte sie nicht, daß er
und Melanie nicht anders als geschwisterlich zusammen leben durften, ihr Leben
wäre eine Qual. Rhetts Umarmungen also machten sie gemein, verrohten sie. Nun,
wenn Ashley das fand ... , sie konnte diese Umarmungen entbehren! Wie süß, wie
romantisch wäre es, einander körperlich treu zu sein, obgleich man mit einem
andern verheiratet war. Diese Vorstellung nahm sie ganz gefangen, und sie fand
Freude an ihr. Außerdem hatte sie eine praktische Seite. Sie bekam dann keine
Kinder mehr.
    Als sie
nach Hause kam und den Wagen fortschickte, schwand etwas von dem Hochgefühl,
das Ashleys Worte ihr verliehen hatten, bei der Aussicht, Rhett mit ihrem
Wunsch nach getrennten Schlafzimmern und allem, was sich daraus ergab, unter
die Augen zu kommen. Das würde sehr schwierig werden. Dazu kam die
Unmöglichkeit, Ashley zu sagen, daß sie sich ihm zuliebe Rhett entzöge.
Schließlich war ein Opfer, von dem keiner wußte, zwecklos. Wie doch Sittsamkeit
und Zartgefühl alles unnütz erschwerten! Könnte sie nur mit Ashley so offen
sein wie mit Rhett! Einerlei, sie wollte es Ashley schon beibringen.
    Sie ging
die Treppe hinauf und öffnete die Tür zum Kinderzimmer. Da saß Rhett mit Ella
auf dem Schoß an Bonnies Wiege, und Wade breitete den Inhalt seiner Taschen vor
ihm aus. Es war ein Segen, daß Rhett so kinderlieb war und sich soviel mit den
Kleinen abgab.
    So viele
Stiefväter wollten von den Kindern aus einer früheren Ehe nichts wissen.
    »Ich
möchte dich sprechen«, sagte sie und ging weiter ins Schlafzimmer. Es mußte
gleich sein, solange ihr Entschluß noch frisch war und Ashleys Liebe ihr Kraft
gab.
    »Rhett«,
fing sie ohne weiteres an, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, »ich
bin fest entschlossen, keine Kinder mehr zu bekommen.«
    Wenn er
bei dieser unerwarteten Mitteilung erschrak, so zeigte er es jedenfalls nicht.
In aller Ruhe ging er an einen Stuhl, setzte sich darauf und wippte mit ihm
nach hinten.
    »Mein
Herz, ich habe dir ja schon vor Bonnies Geburt gesagt, ich machte mir nichts
daraus, ob du ein Kind hättest oder zwanzig.«
    Wie
boshaft von ihm, den Problemen so glatt aus dem Wege zu gehen, als brauche man
sich nur nichts aus Kindern zu machen, um ihr Erscheinen tatsächlich zu
verhindern.
    »Ich
finde, drei sind genug. Ich habe nicht die Absicht, jedes Jahr eins zu
bekommen.«
    »Drei ist
wohl eine ganz passende Zahl.«
    »Du weißt
sehr

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