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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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sie nicht erreichen
konnte.
    Nachdem
Wade sich etliche Bücher geholt und mit einem tiefen Seufzer polternd hatte zu
Boden fallen lassen, drehte Scarlett sich ärgerlich um.
    »Himmel
noch einmal, Wade! Lauf hinaus und spiel!«
    »Das kann
ich nicht, es regnet.«
    »So? Dann
fang irgend etwas an. Du machst mich nervös, wenn du so herumhängst. Sag Pork,
er soll anspannen und dich zu Beau zum Spielen hinüberbringen. «
    »Beau ist
nicht zu Hause«, seufzte Wade, »er ist bei Raoul Picard zum Geburtstag
eingeladen.«
    Raoul
Picard war der kleine Sohn Maybelle und Rene Picards, ein widerwärtiger kleiner
Balg, fand Scarlett, mehr Affe als Kind.
    »Dann
besuch jemand anders ... wen du willst. Geh und laß Pork anspannen.«
    »Kein
Junge ist zu Hause«, antwortete Wade. »Alle sind bei Raoul zum Geburtstag.«
    Das
unausgesprochene Wort »Alle, bis auf mich« lag in der Luft. Aber Scarlett war
mit ihren Gedanken ganz bei den Büchern und merkte es nicht. Rhett erhob sich
zu sitzender Stellung und sagte: »Warum bist du nicht auch auf Raouls
Geburtstag, mein Sohn?«
    Wade
schurrte mit den Füßen und machte ein unglückliches Gesicht. »Ich bin nicht
eingeladen.«
    Rhett
überließ seine Uhr Bonnies zerstörenden Händen und sprang auf. »Laß die verdammten
Zahlen, Scarlett. Warum ist Wade nicht zu Raouls Geburtstag eingeladen?«
    »Um
Himmels willen, Rhett, stör mich jetzt nicht. Ashley hat da ein furchtbares
Durcheinander in den Abrechnungen angerichtet. Raouls Geburtstag? Es ist ja
nichts Ungewöhnliches, daß Wade nicht eingeladen wird; und wäre er eingeladen,
so ließe ich ihn nicht hingehen. Raoul ist Mrs. Merriwethers Enkel, und Mrs.
Merriwether empfängt eher einen freigelassenen Nigger in ihrem allerheiligsten
Salon als einen von uns.«
    Rhett
betrachtete Wades Gesicht nachdenklich und sah das Kind zusammenzucken. »Komm
her, mein Sohn«, sagte er und zog den Jungen zu sich heran. »Möchtest du gern
zu Raouls Geburtstag?«
    »Nein«,
sagte Wade tapfer und schaute zu Boden.
    »Hm. Sag
einmal, Wade, gehst du zu dem kleinen Joe Whiting oder Frank Bonnell, wenn die
Geburtstag haben, oder sonst zu irgendeinem von deinen Spielkameraden?«
    »Nein,
Onkel Rhett, ich werde nie mehr eingeladen.«
    »Wade, du
lügst!« Scarlett drehte sich heftig um. »Vorige Woche warst du dreimal auf
Kindergesellschaften, bei Barts, bei Geleits und bei Hundons.«
    »Eine
erlesenere Auswahl von Maultieren in Pferdegeschirren hättest du kaum
zusammenstellen können.« Rhetts Stimme verfiel wieder in ihren weichen
Singsang. »Hast du dich da gut amüsiert? Heraus mit der Sprache!«
    »Nein,
Onkel Rhett.«
    »Warum
denn nicht?«
    »Ich ...
ich weiß nicht. Mammy sagt, das ist weißes Pack.«
    »Jetzt
zieh ich aber Mammy das Fell über die Ohren!« Scarlett sprang auf. »Und du,
Wade, wenn du so von Mutters Freunden sprichst ... «
    »Der Junge
sagt die Wahrheit und Mammy auch«, fiel Rhett ein, »aber du erkennst natürlich
die Wahrheit nie, und wenn du mit ihr auf der Straße zusammenprallst. Beruhige
dich, mein Sohn, du brauchst nicht mehr in eine Gesellschaft zu gehen, die du
nicht magst.« Er zog einen Geldschein aus der Tasche. »Sag Pork, er soll
anspannen und mit dir in die Stadt fahren. Kauf dir etwas zum Naschen, eine
ganze Menge, damit du tüchtig Bauchweh bekommst.«
    Strahlend
steckte Wade das Geld in die Tasche und blickte fragend zu seiner Mutter
hinüber. Aber sie beobachtete Rhett mit gefurchter Stirn. Er hatte Bonnie vom
Fußboden genommen und wiegte sie auf dem Schoß, ihr Gesichtchen gegen das seine
gedrückt. In seinen Zügen konnte sie nicht lesen, in seinen Augen aber lag beinahe
etwas wie Angst - Angst und Schuldbewußtsein.
    Bei der
Freigebigkeit seines Stiefvaters faßte Wade sich ein Herz und kam scheu auf ihn
zu. »Onkel Rhett, darf ich dich etwas fragen?«
    »Natürlich.«
Rhett blickte sorgenvoll ins Weite und drückte Bonnies Kopf fester an sich.
»Was willst denn wissen, Wade?«
    »Onkel
Rhett, bist du ... warst du mit im Kriege?«
    Sofort
waren Rhetts Augen wieder zur Stelle und blickten ihn scharf an, aber er fragte
nur ganz obenhin.
    »Warum
fragst du, mein Sohn?«
    »Joe
Whiting hat gesagt, du hättest nie mitgekämpft, und Frankie Bonnell auch.«
    »Aha«,
sagte Rhett, »und was hast du darauf geantwortet?«
    Wade
machte ein beklommenes Gesicht.
    »Ich
sagte, ich wüßte es nicht.« Und dann plötzlich: »Aber das war mir einerlei.
Verhauen hat' ich sie doch. Bist du denn im Kriege gewesen, Onkel

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