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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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gut ...«, fing sie an, und vor Verlegenheit stieg ihr das Blut in die
Wangen. »Du weißt doch, was ich meine?«
    »Allerdings.
Bist du dir klar darüber, daß ich mich von dir scheiden lassen kann, wenn du
mir meine ehelichen Rechte verweigerst?«
    »So
niedrige Gedanken kannst auch nur du haben.« Sie ärgerte sich, daß alles anders
kam, als sie es sich vorgestellt hatte. »Hättest du nur einen Funken von
Ritterlichkeit, dann wärest du ... dann wärest du nett wie ... nun, denke doch
zum Beispiel an Ashley Wilkes. Melanie darf keine Kinder mehr bekommen, und er
... «
    »Ganz
Ashley, der kleine Gentleman.« In Rhetts Augen begann es sonderbar zu
schillern. »Bitte, sprich weiter.«
    Scarlett
schluckte, weil sie ja schon am Ende war und nichts mehr zu sagen hatte. Sie
sah ein, wie töricht ihre Hoffnung gewesen war, sich über etwas so Wichtiges
freundschaftlich einigen zu wollen, besonders mit einem so selbstsüchtigen
Patron wie Rhett.
    »Du warst
heute auf dem Holzlager, nicht wahr?«
    »Was hat
das damit zu tun?«
    Geschmeidig
stand er auf, und als er bei ihr war, faßte er sie unters Kinn und hob ihr
Gesicht mit einem Ruck zu sich empor.
    »Wie
unglaublich kindlich du bist! Mit drei Männern hast du gelebt und weißt immer
noch nichts von der männlichen Natur. Du scheinst uns für alte Weiber zu halten,
die über die Jahre hinaus sind.«
    Er kniff
sie zum Spaß ein bißchen ins Kinn und ließ die Hand fallen. Er zog seine eine
schwarze Braue hoch und betrachtete sie lange mit kühlem Blick.
    »Scarlett,
laß dir eins gesagt sein. Wenn du mitsamt deinem Bett noch irgendeine
Anziehungskraft für mich hättest, mich hielte keine Bitte und keine
verschlossene Tür ab. Was ich dann auch täte, ich täte es ohne jegliche Scham,
denn ich habe einen Pakt mit dir geschlossen ... ich habe ihn gehalten, du aber
brichst ihn jetzt. Behalte also ruhig dein keusches Bett, mein Kind.«
    »Soll das
etwa heißen«, fuhr Scarlett fort, »dir läge nichts daran ... «
    »Du bist
meiner überdrüssig geworden, nicht wahr? Nun, bei Männern kommt der Überdruß
noch eher als bei Frauen. Spiel nur die Heilige, Scarlett. Viel mutest du mir
damit nicht zu. Mich läßt es kalt.« Er zuckte grinsend die Achseln. »Zum Glück
ist die Welt voller Betten ... und die meisten Betten sind voller Frauen.«
    »Du willst
damit doch nicht sagen, daß du wirklich ... «
    »Du liebe
Einfalt! Selbstverständlich! Ein Wunder nur, daß ich nicht schon lange meiner
Wege gegangen bin. Ich habe die Treue nie als eine Tugend betrachtet.«
    »Ich
schließe einfach jede Nacht die Tür zu!«
    »Wozu die
Mühe? Wenn ich dich begehrte, mich hielte kein Schloß ab.«
    Er drehte
sich um, als sei das Gespräch beendet, und verließ das Zimmer. Scarlett hörte
ihn wieder ins Kinderzimmer gehen, wo die Kleinen ihn freundlich begrüßten. Sie
ließ sich auf einen Stuhl fallen. Nun hatte sie ihren Willen. Dies hatte sie
gewollt und Ashley auch. Aber es machte sie nicht froh. Sie war schwer in ihrer
Eitelkeit verletzt. Es kränkte sie, daß Rhett es so leicht genommen hatte, daß
er sie nicht begehrte und sie auf eine Stufe mit anderen Frauen in anderen
Betten stellte.
    Wenn sie
nur wüßte, wie sie in zarter Form Ashley zu verstehen geben könnte, daß sie und
Rhett nicht mehr wirklich Mann und Frau waren. Aber sie sah keine Möglichkeit
dazu. Alles kam ihr fürchterlich verfahren vor. Fast wünschte sie sich, sie
hätte nicht davon angefangen. Nun mußte sie auf die langen, lustigen
Unterhaltungen im Bett verzichten, wenn Rhetts Zigarre in der Finsternis
glühte. Und wie würde sie die Beruhigung in seinen Armen entbehren, wenn sie
voller Grauen aus den kalten Nebeln ihres Traumes erwachte.
    Auf einmal
war sie sehr unglücklich. Sie legte den Kopf auf die Armlehne und weinte.
     
    52
     
    An einem
regnerischen Nachmittag, bald nach Bonnies erstem Geburtstag, lungerte Wade im
Wohnzimmer herum und ging hin und wieder ans Fenster, um seine Nase an der
triefenden Scheibe plattzudrücken. Er war ein schmächtiger, saft- und
kraftloser Junge, klein für seine acht Jahre, still, fast scheu, und er sprach
nie, wenn er nicht angeredet wurde. Er langweilte sich sehr und wußte sichtlich
nicht, was er anfangen sollte. Ella spielte in der Ecke mit ihrer Puppe,
Scarlett saß an ihrem Schreibtisch und murmelte vor sich hin, während sie eine
lange Zahlenreihe addierte, und Rhett lag auf dem Fußboden und ließ seine Uhr
an der Kette herabbaumeln, gerade so weit, daß Bonnie

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