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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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Wades Augen nicht
entgangen, als der Kleine von seinem Vater sprach, den er nie gekannt hatte.
    »Werde nur
ein tapferer Mann wie dein Vater, Wade, der ein Held war, und laß dir von
niemandem etwas anderes aufbinden. Er hat doch deine Mutter geheiratet? Damit
hat er sich ein für allemal als Held erwiesen. Ich sorge schon dafür, daß du
nach Harvard kommst und Rechtsanwalt wirst. Nun geh und sage Pork, er solle dich
zur Stadt fahren.«
    »Ich wäre
dir dankbar, wenn du die Sorge für die Zukunft meiner Kinder mir überließest«,
brauste Scarlett auf, als Wade sich gehorsam getrollt hatte.
    »Du bist
nur eine so verflucht schlechte Erzieherin. Ella und Wade hast du glücklich alle
Möglichkeiten versperrt, aber bei Bonnie erlaube ich das nicht. Bonnie wird
eine kleine Prinzessin, und alle Leute auf Gottes Erdboden sollen sich um sie
reißen. Es soll keinen Ort geben, wo sie nicht hingehen kann. Gott im Himmel,
meinst du, ich lasse sie unter dem Gesindel aufwachsen, das dir das Haus
füllt?«
    »Für dich
sind diese Leute doch gut genug ...«
    »Und noch
viel zu gut für dich, mein Herz. Aber nicht für Bonnie. Meinst du, ich lasse
sie einen aus dieser Gaunerbande heiraten, mit der du deine Tage verbringst?
Meine Bonnie mit ihrem Butlerblut und ihrem Robillardschen Einschlag?«
    »Die
O'Haras ...«
    »Die
O'Haras mögen einst Könige von Irland gewesen sein, aber dein Vater war nur ein
gerissener kleiner Ire, und du bist auch nichts Besseres. Und auch mit mir ist
nicht alles, wie es sein sollte. Ich bin durchs Leben gejagt, als sei der Satan
hinter mir her. Was ich tat, danach fragte ich nicht, denn es gab ja nichts,
woran mein Herz hing. Aber an Bonnie hängt mein Herz. Gott, was für ein Tropf
bin ich gewesen! Bonnie wird ja in Charleston nicht empfangen, und wenn meine
Mutter, Tante Eulalie und Tante Pauline sich dafür auf den Kopf stellen, und
hier ebensowenig, wenn wir nicht schleunigst etwas dafür tun ... «
    »Ach,
Rhett, das nimmst du so schwer? Du bist komisch. Mit unserem Geld ...«
    »Zum
Teufel mit unserem Geld! Was ich für Bonnie haben will, ist für all unser Geld
nicht zu haben. Mir wäre lieber, Picards lüden Bonnie zu trockenem Brot in ihr
jämmerliches Haus ein oder Elsings in ihren baufälligen Stall, als daß sie auf
einem republikanischen Eröffnungsball die Schönheitskönigin wäre. Scarlett, das
hast du sehr dumm angefangen. Schon vor Jahren hättest du deinen Kindern einen
Platz in der Gesellschaft sichern sollen. Das hast du versäumt. Du hast dir
nicht einmal die Mühe gegeben, deine eigene Stellung zu bewahren. Aber du wirst
dich kaum noch ändern. Du bist zu geldgierig und herrschsüchtig.«
    »Mir kommt
das Ganze wie ein Sturm im Wasserglas vor«, sagte Scarlett kühl und blätterte
in ihren Papieren zum Zeichen, daß das Gespräch für sie zu Ende sei.
    »Uns kann
nur Mrs. Wilkes helfen; du aber tust, was du kannst, sie zu kränken und uns zu
entfremden. Ach, verschone mich mit deinen Bemerkungen über ihre Armut und ihre
spießigen Kleider. Sie ist der Mittelpunkt von allem, was in Atlanta gediegen
und von Wert ist Gottlob, daß wir sie haben. Sie muß mir helfen.«
    »Was
gedenkst du denn zu tun?«
    »Tun? Ich
gedenke, jedem alten Drachen der alten Garde hier in Atlanta schönzutun,
insbesondere der Merriwether, der Elsing, der Whiting und der Meade. Und wenn
ich vor jeder feisten alten Katze, die mich nicht ausstehen kann, auf dem Bauch
kriechen muß, so tue ich es eben. Ihrer Kühle werde ich mit Sanftmut begegnen
und meine Untaten bereuen. Zu ihrer verdammten Wohltätigkeit werde ich
beitragen, und in ihre langweiligen Kirchen werde ich gehen. Ich werde nicht
mehr verheimlichen, daß ich auch an der Front war. Ich werde mich damit großtun,
und wenn es zum Schlimmsten kommt, trete ich in ihren verdammten Klan ein ...
wenn ich auch hoffe, daß mir der gnädige Gott eine so schwere Buße ersparen
wird. Ich werde mich auch nicht mehr genieren, die Esel, die ich vorm Strick
gerettet habe, daran zu erinnern, was sie mir schuldig sind. Du aber,
Verehrteste, wirst es gütig unterlassen, hinter meinem Rücken wieder zu
zerstören, was ich aufbaue, und den Leuten, denen ich den Hof mache, die
Hypotheken zu kündigen oder ihnen mulmiges Holz zu verkaufen oder ihnen
irgendeinen Schimpf anzutun. Und Gouverneur Bullock kommt mir nicht wieder ins
Haus. Hörst du? Und von dieser Bande eleganter Gauner, mit denen du verkehrst,
auch niemand mehr. Solltest du dich über meine Bitte hinwegsetzen

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