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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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das Untereinanderheiraten sind sie
anders geworden als die übrigen Leute in der Gegend. Immer klimpern sie auf dem
Klavier und stecken die Nase in Bücher. Ich glaube wahrhaftig, Ashley zieht das
Lesen dem Jagdreiten vor! Ja, das ist meine ehrliche Überzeugung, Mr. O'Hara!
Sehen Sie sich doch nur ihre Knochen an. Viel zu fein. Die brauchten kraftvolle
Väter und Mütter ... «
    »Ah -
hmm«, machte Gerald, dem plötzlich aufging, daß die Unterhaltung, die für ihn
höchst interessant und durchaus passend war, auf Ellen ganz anders wirken
würde, und er hatte ein schlechtes Gewissen dabei, daß vor den Ohren ihrer
Töchter ein so freimütiges Gespräch geführt wurde. Mrs. Tarleton aber war wie
gewöhnlich taub für alles andere, wenn es sich um ihr Lieblingsthema handelte:
Zuchtfragen, sei es bei Pferden oder Menschen.
    »Ich weiß,
was ich sage. Ich hatte einen Vetter und eine Cousine, die einander geheiratet
haben. Nun, ich gebe Ihnen mein Wort, die Kinder hatten alle richtige Froschaugen,
die armen Dinger. Und als meine Familie von mir verlangte, ich sollte meinen
Großvetter heiraten, habe ich gebockt wie ein Fohlen. Ich habe gesagt:
>Nein, Ma, ich nicht! Dann bekommen ja meine Kinder alle den Spat und werden
Rohrer.< Ma fiel natürlich in Ohmmacht, als ich das vom Spat sagte, aber ich
blieb fest, und Großmama hielt mir die Stange. Sie verstand eben auch was von
Pferdezucht und gab mir recht. Sie ist mir dann behilflich gewesen, mit Mr.
Tarleton durchzugehen. Und nun sehen Sie sich meine Kinder an! Groß und gesund
und nicht ein kränkliches oder zurückgebliebenes dazwischen, wenn auch Boyd
knapp sechs Fuß mißt. Die Wilkes hingegen ... «
    »Nicht
etwa, daß ich das Thema wechseln möchte, gnädige Frau«, fiel ihr Gerald hastig
ins Wort. Er hatte Carreens entgeisterten Blick gesehen, dazu die gespannte
Neugier in Suellens Zügen, und fürchtete, sie könnten am Ende Ellen peinliche
Fragen stellen, wobei dann herauskommen würde, was für ein unzulänglicher
Aufpasser er war. Mit Freuden bemerkte er, daß Puß offenbar an andere Dinge
dachte, wie es sich für eine junge Dame schickte.
    Hetty
Tarleton half ihm aus der Klemme.
    »Du lieber
Himmel, Ma, laß uns doch weiterfahren«, rief sie ihrer Mutter ungeduldig zu.
»Ich brate in der Sonne und höre förmlich, wie mir die Sommersprossen am Halse
sprießen.«
    »Eine
Sekunde, gnädige Frau, ehe Sie weiterfahren«, sagte Gerald. »Haben Sie schon
etwas darüber entschieden, ob Sie der Truppe die Pferde verkaufen wollen? Der
Krieg kann jeden Tag ausbrechen, und den Jungens ist daran gelegen, daß die
Sache in Ordnung kommt. Für die Truppe aus der Claytonprovinz möchten wir auch
Pferde aus Clayton haben. Aber Sie weigern sich immer noch eigensinnig, uns
Ihre schönen Tiere zu verkaufen.«
    »Vielleicht
gibt es ja gar keinen Krieg.« Mrs. Tarleton, deren Geist noch eifrig mit den
Heiratssitten der Familie Wilkes beschäftigt war, suchte die Angelegenheit auf
die lange Bank zu schieben.
    »Aber
gnädige Frau, Sie können doch nicht ...«
    »Ma«,
unterbrach Hetty wieder, »kannst du nicht mit Mr. O'Hara genausogut in Twelve
Oaks über Pferde reden wie hier?«
    »Sie
treffen den Nagel auf den Kopf, Miß Hetty«, sagte Gerald. »Sehen Sie, ich will
Sie nur noch eine Minute aufhalten. Gleich sind wir in Twelve Oaks, und da
möchte jeder, jung und alt, über die Pferdeangelegenheit Bescheid wissen. Ach,
es bricht mir das Herz, wenn ich sehe, daß eine feine, schöne Frau wie ihre
Mutter so geizig mit ihren Pferden ist. Wo ist denn Ihre Vaterlandsliebe
geblieben, Mrs. Tarleton? Sind Ihnen denn die Konföderierten gar nichts?«
    »Ma«,
schrie die kleine Betsy, »Randa sitzt auf meinem Kleid, und es wird ganz
kraus.«
    »Gib Randa
einen Schubs und sei still. Nun hören Sie, Gerald O'Hara.« Ihre Augen fingen
an, bedenklich zu funkeln. »Kommen Sie mir nicht mit den Konföderierten! Ich
denke, die bedeuten mir nicht weniger als Ihnen, denn ich habe vier Jungens bei
der Truppe und Sie gar keinen. Aber meine Jungens sorgen für sich selbst, und
das können meine Pferde nicht. Wenn ich wüßte, sie würden von den Jungens
geritten, die ich kenne, von Gentlemen, die Vollblüter gewohnt sind, ich gäbe
sie gern umsonst her.
    Nein,
keinen Augenblick würde ich mich besinnen. Aber soll ich denn meine schönen
Tiere den Urwaldbauern und Kleinfarmern, die nur Maultiere kennen, auf Gnade
und Ungnade überlassen? O nein, mein Lieber! Ich hätte ja Alpdrücken bei dem
Gedanken,

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