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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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hier. Hier ist es so schön
kühl.« Er ging quer über den Rasen und verschwand hinter dem Hause. Sie saß
allein unter der rauschenden Eiche. Von den Ställen kamen Scharen von Reitern,
schwarze Diener dicht hinter ihren Herren. Die Munroes preschten vorbei und
schwenkten die Hüte. Die Fontaines und Calverts ritten jauchzend die Straße
hinunter. Die vier Tarletons jagten miteinander über den Rasen, und Brent rief:
»Mutter, gib uns die Pferde! Yee - aay - ee!« Rasenstücke flogen, weg waren
sie. Sie war wieder allein.
    Vor ihr
ragten die Säulen des weißen Hauses empor, als zöge es sich, würdig und
unnahbar, von ihr zurück. Ihr Haus würde es nun nie werden. Nie würde Ashley
sie als Braut über die Schwelle tragen. Ach, Ashley, Ashley! Was hab' ich
getan? Tief unter Schichten von verletztem Stolz und kalter Berechnung regte es
sich in ihr und schmerzte. Ein reifes Gefühl wurde in ihr geboren, stärker als
ihre Eitelkeit und Selbstsucht. Sie liebte Ashley und wußte, wie sehr sie ihn
liebte, und hatte ihn nie so heiß geliebt wie in diesem Augenblick, da sie
Charles auf dem gewundenen Kiesweg verschwinden sah.
     
    7
     
    Innerhalb
von zwei Wochen war Scarlett verheiratet, zwei Monate später war sie Witwe. Die
Bande, die sie so hastig und gedankenlos geknüpft hatte, waren schnell
zerrissen, aber die sorglose Freiheit ihrer Mädchentage sollte sie nie wieder
kennenlernen. Witwentum war der Heirat auf dem Fuße gefolgt, und nach ihr kam
zu Scarletts Schrecken bald auch die Mutterschaft.
    Wenn
Scarlett in späteren Jahren an diese letzten Apriltage des Jahres 1861 dachte,
konnte sie sich der Einzelheiten nie mehr deutlich entsinnen. Zeit und
Ereignisse schoben sich ineinander, wirr wie bei einem Alpdrücken, bar jeder
Wirklichkeit und jeden Sinnes. Bis zu ihrer Todesstunde behielten die
Erinnerungen an jene Tage blinde Flecken. Nebelhaft verschwand ihr besonders
die Zeit zwischen ihrem Jawort an Charles und der Hochzeit. Vierzehn Tage! In
Friedenszeiten wäre eine so kurze Verlobung undenkbar gewesen; der Schicklichkeit
halber hätte man ein ganzes Jahr oder mindestens sechs Monate gewartet. Aber
der Süden stand in Kriegsflammen, die Ereignisse brausten wie vor einem
gewaltigen Winde dahin, das langsame Zeitmaß vergangener Tage war vorüber.
    Ellen
hatte die Hände gerungen und zum Aufschub geraten, damit Scarlett sich ihre
Entscheidung gründlicher überlegte. Aber für ihre Bitten hatte Scarlett nur
taube Ohren und ein abweisendes Gesicht. Heiraten wollte sie, und das
schleunigst - binnen vierzehn Tagen.
    Als sie
erfuhr, daß Ashleys Hochzeit vom Herbst auf den 1. Mai vorverlegt worden sei,
damit er ins Feld gehen könne, setzte sie das Datum für die eigene Hochzeit auf
den Tag vor der seinigen fest. Ellen war nicht damit einverstanden, aber
Charles trat mit neugeborener Beredsamkeit dafür ein. Er war ungeduldig, zu
Wade Hamptons Legion in Südcarolina zu stoßen, und Gerald nahm für die jungen
Leute Partei. Ihn hatte das Kriegsfieber gepackt, auch freute er sich, daß
Scarlett eine so gute Partie machte - und sollte etwa er junger Liebe sich in
den Weg stellen, wenn der Krieg im Anzug war? Ellen gab schließlich verzweifelt
nach, wie es andere Mütter im Süden auch taten. Ihre geruhsame Welt war auf den
Kopf gestellt, ihr Rat, ihr Bitten und Beten war machtlos gegen die Gewalten,
die sie mit sich fortrissen.
    Der Süden
war trunken vor Begeisterung und Erregung. Jeder glaubte, daß eine einzige
Schlacht den ganzen Krieg beenden würde. Jeder junge Mann stelle sich, so rasch
er konnte, um noch mit dabeisein zu können - heiratete seine Liebste, so
schnell es ging, und ritt dann auf und davon nach Virginia, um die Yankees zu
schlagen. Dutzende von Kriegsheiraten fanden in der Provinz statt. Für
Abschiedsschmerz war kaum Zeit, jeder war zu geschäftig und aufgeregt für
ernste Gedanken und Tränen. Die Damen nähten Uniformen, strickten Socken und
wickelten Binden, die Männer exerzierten und schossen. Durch Jonesboro fuhren
täglich Militärzüge auf ihrem Weg nordwärts nach Atlanta und Virginia. Einige
Truppenabteilungen hatten bunte, scharlachrote, hellblaue und grüne Uniformen,
es war die Miliz, die von der besten Gesellschaft gebildet wurde. Andere
Abteilungen trugen grobe handgewebte Jacken und Bärenmützen, noch andere
überhaupt keine Uniform, sondern Tuchanzüge und Batistwäsche. Alle waren halb ausgebildet,
halb bewaffnet, außer sich vor Erregung und schrien durcheinander, als

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