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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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wären
sie zu einem Picknick unterwegs. Der Anblick dieser Leute versetzte die jungen
Leute der Provinz in eine wahre Panik. Sie fürchteten, der Krieg könnte
aussein, bevor sie nach Virginia gelangten, und die Vorbereitungen für den
Abmarsch der »Truppe« wurden beschleunigt.
    Mitten in
all diesem Durcheinander rüstete man zu Scarletts Hochzeit, und ehe sie es sich
versah, hatte sie Ellens Hochzeitskleid und Schleier an und schritt an ihres
Vaters Arm die breite Treppe in Tara hinunter, um ein ganzes Haus voller Gäste
zu begrüßen. Später kam ihr alles wie ein Traum vor, die vielen hundert Kerzen,
die an den Wänden flammten, das liebevolle, ein wenig beunruhigte Gesicht der
Mutter, in dem die Lippen sich in stummem Gebet für das Glück der Tochter
bewegten, Gerald, hochrot von Branntwein und von Stolz, daß seine Tochter
sowohl Geld wie einen vornehmen und alten Namen in die Familie brachte - und
Ashley, der unten an der Treppe stand, mit Melanie am Arm.
    Als sie
sein Gesicht sah, dachte sie: »Dies alles kann nicht wahr sein. Es kann nicht
sein. Es ist ein böser Traum. Nachher wache ich auf und sehe, daß alles nur ein
Traum war. Jetzt darf ich nicht daran denken, sonst fange ich vor all den
Leuten an zu schreien. Ich kann jetzt überhaupt nicht denken. Das tue ich
später, wenn ich es aushallen kann - wenn ich seine Augen nicht mehr sehe.«
    Alles war
wie ein Traum, der Weg durch die Reihen lächelnder Menschen, Charles' rotes
Gesicht, sein Stottern und ihre eigenen Antworten, die so erschreckend klar und
kalt herauskamen. Und dann die Glückwünsche, die vielen Verwandtenküsse, die
Tischreden, der Tanz - alles, alles wie ein Traum. Sogar Ashleys Kuß auf ihre
Wange, sogar Melanies sanftes Flüstern: »Nun sind wir wirklich und wahrhaftig
Schwestern«, kamen ihr unwirklich vor. Selbst die Aufregung, die der
Ohnmachtsanfall von Charles' rundlicher, gefühlvoller Tante Miß Pittypat
Hamilton hervorrief, wirkte wie ein Alpdruck.
    Als aber
Ball und Gläserklingen endlich zu Ende waren, als der Morgen dämmerte und all
die Gäste aus Atlanta, die in das Herrenhaus und das Haus des Aufsehers
gepfercht werden konnten, sich auf Betten, Sofas und am Boden ausgebreiteten
Strohsäcken zur Ruhe gelegt hatten und die Nachbarn nach Hause gefahren waren,
um sich für den nächsten Tag und die Hochzeit in Twelve Oaks vorzubereiten, da
zerbrach die traumhafte Entrücktheit wie Kristall an der Wirklichkeit. Wirklich
aber war der errötende Charles, der im Nachthemd aus ihrem Ankleidezimmer zum
Vorschein kam und dem erschrockenen Blick auswich, mit dem sie ihn über das
heraufgezogene Laken anstarrte.
    Natürlich
wußte sie, daß verheiratete Leute in demselben Bett schlafen, aber sie hatte
noch nie näher darüber nachgedacht. Bei Vater und Mutter war das etwas ganz
Natürliches, auf sich selbst hatte sie die Tatsache nie bezogen. Nun wurde ihr
zum erstenmal seit jenem Gartenfest wirklich klar, was sie auf sich genommen
hatte. Der Gedanke, dieser fremde Junge, den sie eigentlich gar nicht hatte
heiraten wollen, sollte zu ihr ins Bett steigen, während ihr das Herz brach vor
Reue über ihre Übereilung und vor Schmerz, Ashley auf immer verloren zu haben,
war mehr, als sie ertragen konnte. Ab er zögernd näher kam, flüsterte sie
heiser: »Wenn du mir nahe kommst, schreie ich. Das tue ich! So laut ich kann!
Mach, daß du wegkommst! Untersteh dich nicht, mich anzurühren!«
    Charles
Hamilton verbrachte also die Hochzeitsnacht auf einem Sessel in der Ecke, nicht
einmal so unglücklich, denn er verstand die zarte Verschämtheit seiner Braut
oder glaubte doch, sie zu verstehen. Er wollte gern warten, bis ihre Angst sich
verlöre, nur ... nur - er seufzte, während er sich verrenkte, um eine bequeme
Lage zu finden - er mußte ja so sehr bald schon in den Krieg!
    War ihre
eigene Hochzeit für sie schon gespenstisch gewesen, Ashleys Hochzeit war es
noch mehr. Scarlett stand in dem apfelgrünen Kleid für den »zweiten Tag« im
Salon zu Twelve Oaks mitten im Glanz von vielen hundert Kerzen, umdrängt von
der gleichen Menschenmenge wie am Abend vorher, und sah Melanie Hamiltons
schlichtes Gesichtchen zu Schönheit erglühen, als sie Melanie Wilkes wurde. Nun
war Ashley auf immer dahin. Ihr Ashley. Nein, jetzt nicht mehr der ihre. War er
es jemals gewesen? Alles ging so durcheinander in ihrem Sinn, ihr Kopf war so
müde, so verworren. Er hatte gesagt, daß er sie liebte. Was hatte sie denn
eigentlich getrennt? Wenn sie sich nur

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