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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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erbarmungsloser Lustigkeit sprühen. Daß
unter allen Menschen gerade dieser hier auftauchen mußte, der Zeuge ihrer
Demütigung gewesen war, der abscheuliche Lump, der Mädchen zugrunde richtete
und bei anständigen Leuten nicht empfangen wurde! Der verächtliche Kerl, der
ihr - mit Recht - gesagt hatte, sie sei keine Dame.
    Beim Klang
seiner Stimme wandte Melanie sich um, und zum ersten Male in ihrem Leben dankte
Scarlett Gott für die Existenz ihrer Schwägerin. »Aber ist das nicht Mr. Rhett
Butler?« sagte Melanie und streckte lächelnd die Hand aus. »Ich sah Sie ... «
    »... an
dem frohen Abend, als Ihre Verlobung verkündet wurde«, vollendete er und beugte
sich über ihre Hand. »Es ist sehr liebenswürdig, daß Sie sich meiner
entsinnen.«
    »Und was
machen Sie so weit von Charleston entfernt, Mr. Butler?«
    »Langweilige
Geschäfte, Mrs. Wilkes. Aber ich werde jetzt öfter in dieser Stadt ein und aus
gehen. Es hat sich herausgestellt, daß ich die Ware nicht nur hereinbringen,
sondern mich auch darum kümmern muß, was weiterhin damit geschieht.«
    »Hereinbringen
...?« Melly zog die Stirn kraus. Aber dann strahlte sie auf: »Was, Sie müssen
ja der berühmte Kapitän Butler sein, der Blockadebrecher, von dem wir soviel
gehört haben! Jedes Mädchen trägt ja ein Kleid, das Sie hereingebracht haben.
Scarlett, ist das nicht interessant? ... Aber was ist dir denn? Ist dir nicht
wohl?«
    Scarlett
sank auf den Hocker. Ihr Herz klopfte rasch. Daß etwas so Schreckliches ihr
widerfahren mußte! Sie hatte gehofft, den Mann nie wiederzusehen. Er ergriff
ihren schwarzen Fächer und begann, sie mit ernstem Gesicht, aber immer noch
funkelnden Augen zu fächeln. »Es ist recht warm hier drinnen«, sagte er, »kein
Wunder, daß Miß O'Hara sich nicht wohl fühlt. Darf ich Sie ans Fenster führen?«
    »Nein!«
sagte Scarlett so abweisend, daß Melly große Augen machte.
    »Sie ist
nicht mehr Miß O'Hara«, sagte Melly. »Sie heißt Mrs. Hamilton und ist meine
Schwester.«
    Scarlett
hatte das Gefühl, als lege sich der Ausdruck in Kapitän Butlers
wettergebräuntem Piratengesicht wie eine Klammer um ihren Hals.
    »Damit
haben zwei reizende Damen gewiß sehr viel gewonnen.« Das war eine der üblichen
Bemerkungen, die alle Herren machten; die Art aber, in der er es sagte, ließ es
ihr so klingen, als meine er das Gegenteil.
    »Ihre
Gatten sind doch heute bei einem so glücklichen Anlaß zugegen? Es würde mir
eine Freude sein, meine Bekanntschaft mit ihnen zu erneuern.«
    »Mein Mann
ist in Virginia.« Melly hob stolz den Kopf. »Aber Charles ... «
    »Er ist im
Ausbildungslager gestorben«, sagte Scarlett nüchtern, beinahe barsch. Wollte
denn der Mensch nicht wieder fortgehen? Melly sah sie betroffen an, und der
Kapitän erwiderte mit einer Miene aufrichtigen Bedauerns: »Meine lieben,
verehrten Damen, wie konnte ich nur ...! Verzeihen Sie mir; doch erlauben Sie
einem Fremden, Ihnen zum Trost zu sagen, daß der Tod fürs Vaterland ewiges
Leben verheißt.«
    Melanie
lächelte ihm durch schimmernde Tränen zu, aber in Scarletts Innern nagte
ohnmächtiger Haß. Wieder harte er eine höfliche Bemerkung gemacht, wie jeder
Gentleman sie machen konnte, aber sie wußte, daß er sie dabei verhöhnte. Ihm
war ja bekannt, daß sie Charles nicht geliebt hatte. Melly war zum Glück dumm
genug, ihn nicht zu durchschauen. Gott mochte verhüten, daß ihn jemals jemand
durchschaute! Ob er wohl ausplauderte, was er wußte? Er war ja kein Gentleman!
Sie sah, daß seine Mundwinkel in spöttischem Mitgefühl herabgezogen waren,
während er ihr immer noch zufächelte. In einer Aufwallung des Abscheus riß sie
ihm den Fächer aus der Hand.
    »Mir ist
sehr wohl«, sagte sie, »Sie brauchen mir nicht das Haar in Unordnung zu
bringen.«
    »Scarlett,
Liebling! Kapitän Butler, Sie müssen ihr verzeihen, sie ist nicht mehr sie
selbst, sobald von dem armen Charlie die Rede ist. Wir hätten beide heute abend
nicht herkommen sollen. Sehen Sie, wir sind noch in Trauer, und all die
Lustigkeit und die Musik strengt das arme Kind sehr an.«
    »Ich
verstehe vollkommen«, sagte er mit betonter Zurückhaltung. Als er aber auf
Melanie einen forschenden Blick warf und ihren klaren Augen bis auf den Grund
schaute, verwandelte sich sein Ausdruck. Verhaltene Achtung und Zartheit zogen
über sein dunkles Gesicht. »Sie sind eine mutige kleine Frau, Mrs. Wilkes.«
Scarlett war empört, daß er sie in das Kompliment nicht mit einschloß; Melanie
lächelte

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