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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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Meine Geburtstagstorte hat er für sich selbst gekauft.
    »Träumst du?«, reißt mich Rik aus meinen Gedanken.
    Verlegen lächle ich ihn an. Ich stehe immer noch im Flur und bin unschlüssig, was ich machen soll. Deshalb streife ich mir die Schuhe von den Füßen und gehe ein paar Schritte in den Raum hinein.
    Der Flur ist lang und schmal. Eine Menge Kartons stehen herum. Ein paar Bilder hängen rechts und links an den Wänden, einige stehen auf dem Fußboden.
    »Ich bin noch nicht ganz fertig mit Einrichten«, sagt Rik entschuldigend.
    »Macht nichts.« Wie magisch werde ich von einem Bild angezogen. Es ist ein Foto von einem alten Bauernhaus. Der Eingang ist überwuchert mit Weinlaub, aber davor stehen ganz viele Margeriten. In Zinkwannen und Eimern tummeln sich riesige Büsche. Egal, wo sich dieses Haus befindet, ich würde sofort dort einziehen und nie wieder woanders leben wollen.
    »Ich dachte mir schon, dass dir das Bild gefallen könnte«, sagt Rik dicht hinter mir. Er legt seine Arme von hinten um meinen Bauch und zieht mich ein Stück näher an sich heran. Ich spüre seine Wärme. Er riecht so gut, dass mir schwindelig wird.
    »Wo ist das aufgenommen?«, frage ich sehnsüchtig. Vermutlich ist es nur irgendein Bild, dass Rik zufällig gefallen hat. Ein Kunstdruck oder so.
    »Was kriege ich, wenn ich's dir verrate?«, haucht er mir ins Ohr und legt sein Kinn auf meiner Schulter ab.
    »Was willst du denn haben?«, frage ich unsicher. Anscheinend spürt Rik, wie ich mich verspanne, weil ich ein wenig Angst vor seiner Antwort habe. Er lässt mich los.
    »Das Haus gehört meiner Oma und… irgendwann mir.«
    »Wirklich?«
    »Ja«, sagt er und Stolz schwingt in seiner Stimme mit. »Und wenn du möchtest, nehme ich dich irgendwann mal mit. Dann kannst du es dir in natura ansehen.«
    »Das ist wirklich wunderschön«, flüstere ich ergriffen, ohne auf seinen Vorschlag einzugehen. Allein die Vorstellung, dass mich Rik dorthinbringt, verursacht mir eine Gänsehaut. Das kommt mir vollkommen surreal vor. Seine Worte bedeuten viel mehr, sie verkörpern eine unterschwellige Hoffnung und ich weiß gar nicht, ob ich sie erfüllen kann.
    »Hast du das Foto gemacht?«, frage ich, um mich von diesem Gedanken abzulenken, der schwer in meinem Bauch liegt.
    »Nein, meine Mutter.«
    »Ist sie Fotografin?«
    Rik lacht kurz auf und schüttelt dann den Kopf. »Nein, sie ist Lehrerin, aber sobald sie eine freie Minute hat, nimmt sie ihre Kamera zur Hand. Als Kind war jeder Urlaub der reine Horror. Meine Mutter hat mich in jeder Situation fotografiert. Ich stand vor jedem Stein, jedem Denkmal, jedem Blumenfeld… Tiere, Strand, Schiffe. Es gibt wahrscheinlich keine Sehenswürdigkeit in Deutschland, vor der ich nicht posieren musste«, brummt er und bringt mich damit zum Lachen.
    »Warum nur in Deutschland?«
    »Meine Eltern waren der Meinung, man sollte erst einmal das eigene Land kennenlernen, bevor man die Welt erobert. Mit achtzehn sind Kevin und ich dann als erstes nach Ibiza geflogen. Wir hatten gehört, dass es ein schwules Mekka sein soll… und na ja, es stimmte auch.«
    Es fällt mir nicht schwer, mir die beiden vorzustellen. Ein bisschen Eifersucht macht sich in mir breit, aber ich kann nicht genau erkennen, ob es wirklich an der Vorstellung liegt, wie Kevin und Rik die Insel unsicher gemacht haben.
    »Gibt es davon auch Bilder?«
    »Ein paar«, gibt er lachend zu. »Ich habe wohl einige Gene meiner Mutter. Allerdings ist es bei mir nicht ganz so ausgeprägt. An die unzähligen Fotoalben mit Kinderbildern komme ich auf jeden Fall nicht heran.«
    Ich mag es, wenn Rik lacht. Er kommt mir so ehrlich dabei vor.
    »Ich würde sie mir alle ansehen«, erwidere ich grinsend. Rik als Kind, das kann ich mir gar nicht vorstellen. Oder die Bilder von Ibiza.
    »Du würdest wahrscheinlich die ganze Zeit lachen. Ich war ein übergewichtiger, kleiner Junge. Erst mit fünfzehn bin ich plötzlich in die Höhe geschossen. Dann habe ich angefangen, zu trainieren.«
    »Ich käme nie auf die Idee, zu lachen«, versuche ich, ernst zu sagen. Ich drehe mich zu ihm um. »Klein und übergewichtig?«, frage ich grinsend.
    Mein Herz schlägt ein paar Takte schneller, als wir uns ansehen. Es macht wohl keinen Sinn, es zu leugnen. Ich habe mich verliebt. Zwischen all den Gedanken, die wirr in meinem Kopf herumschwirren, breitet sich dieser überdeutlich aus. Es ist ganz anders als mit Kevin. So neu und unbestimmt, und trotzdem gibt es keine Zweifel.
    Wir

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