Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
Vom Netzwerk:
damals gesagt hast – als wir den Toten gefunden haben, da hast du gesagt, vielleicht ist seine letzte Saite gerissen, und eben hast du das Gleiche über dich gesagt. Dass deine letzte Saite gerissen ist.«
    Sie lachte kurz. »Du machst dir zu viele Sorgen, Q. Keine Angst, ich habe keine Lust, dass mich samstagmorgens ein paar Kinder, von Fliegen umschwärmt, im Jefferson Park finden.« Sie wartete einen Vierteltakt mit der Pointe. »Dafür bin ich viel zu eitel.«
    Ich lachte, erleichtert, und steuerte die Ausfahrt an. Dann waren wir auf dem International Drive, der größten Touristenmeile der Welt. Auf dem International Drive gab es wahrscheinlich tausend Geschäfte, und sie verkauften alle den gleichen Mist. Mist in Form von bunten Muscheln und Schlüsselanhängern, Glasschildkröten, Kühlschrankmagneten und rosa Plastikflamingos und so weiter. Manche der Läden verkauften sogar echten Mist : original Gürteltiermist für $4,95 die Tüte.
    Doch morgens um 4 : 50 Uhr schliefen die Touristen. Die Straße, wie alles andere auch, war ausgestorben, als wir an den endlosen Läden und Parkplätzen und Läden und Parkplätzen vorbeirauschten.
    »SeaWorld ist direkt hinter dem Parkway«, erklärte Margo. Sie war wieder auf den Rücksitz geklettert und durchwühlte ihren Rucksack oder etwas anderes. »Ich habe eine Satellitenkarte ausgedruckt und einen Schlachtplan aufgezeichnet, aber ich kann sie nirgends finden. Auch egal, du kreuzt einfach den Parkway, und dann müsste auf der linken Seite ein Andenkenladen kommen.«
    »Auf der linken Seite sind ungefähr siebzehntausend Andenkenläden.«
    »Ja, aber nach dem Parkway kommt nur noch einer.«
    Sie hatte recht, auf der anderen Seite war nur einer, und ich parkte auf dem leeren Parkplatz direkt unter einer Straßenlaterne, weil auf dem International Drive ständig Autos geklaut wurden. Und auch wenn nur ein echter Masochist einen alten Kleinbus klauen würde, konnte ich mich nicht für die Aussicht erwärmen, meiner Mutter erklären zu müssen, wie und warum ihr Wagen in den frühen Morgenstunden eines Schultags verloren gegangen war.
    Wir stiegen aus und lehnten uns an den Kofferraum. Die Luft war so warm und stickig, dass mir die Kleider am Körper klebten. Ich hatte wieder Angst, als wären unsichtbare Augen auf mich gerichtet. Es war schon viel zu lange dunkel, und von der ganzen Aufregung taten mir die Eingeweide weh. Margo hatte ihre Karte gefunden und fuhr im Laternenschein mit ihrer blauen Fingerspitze unsere Route nach. »Ich glaube, gleich da müsste der Zaun sein.« Sie zeigte auf ein Wäldchen, das hinter dem Parkway anfing. »Habe ich aus dem Internet. Den Zaun haben sie vor ein paar Jahren aufgestellt, nachdem irgendein Besoffener mitten in der Nacht auf das Gelände getorkelt ist und die tolle Idee hatte, zu Shamu in den Pool zu hüpfen; der hat ihn prompt erledigt.«
    »Im Ernst?«
    »Ja. Wenn ein Besoffener das kann, dann können wir es schon lange. Ich meine, wir sind Ninjas.«
    »Du vielleicht«, sagte ich.
    »Du bist ein lauter, ungeschickter Ninja, aber Ninjas sind wir beide.« Margo schob sich das Haar hinter die Ohren, zog die Kapuze über ihren Kopf und zurrte sie mit dem Bändel fest. Das Licht der Laterne zeichnete scharfe Kontraste in ihr blasses Gesicht. Wir waren vielleicht beide Ninjas, aber nur sie hatte das Outfit.
    »Okay«, sagte sie. »Präg dir die Karte ein.« Der gruseligste Teil der etwa achthundert Meter langen Route, die Margo für uns ausgekundschaftet hatte, war der Graben. SeaWorld war wie ein Dreieck geformt. Auf einer Seite war die Straße, wo, wie Margo vermutete, regelmäßig ein Sicherheitsdienst patrouillierte. Die zweite Seite wurde von einem See bewacht, der mindestens zwei Kilometer Durchmesser hatte. Entlang der dritte Seite verlief ein Entwässerungsgraben, der auf der Karte so breit aussah wie eine zweispurige Straße. Und wo es in Florida Wassergräben gab, gab es oft auch Alligatoren.
    Margo nahm mich an den Schultern und drehte mich zu sich. »Wahrscheinlich werden wir erwischt, und wenn das passiert, überlass mir das Reden. Du musst einfach nur süß aussehen, mit dieser komischen Mischung aus unschuldig und selbstbewusst, und alles wird gut.«
    Ich schloss den Wagen ab, versuchte meine buschigen Haare platt zu drücken und flüsterte : »Ich bin ein Ninja.« Ich hatte nicht gewollt, dass Margo mich hörte, aber sie rief : »Genau, das bist du! Und jetzt los.«
    Zuerst überquerten wir die Straße,

Weitere Kostenlose Bücher