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Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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manchmal ein bisschen übertreibt, aber das ist doch nicht so schlimm. Er ist so süß, findest du nicht?«
    »Wahrscheinlich.« Bens Kopf rollte hin und her, als wäre er nicht mit der Wirbelsäule verbunden. Im Moment fand ich ihn nicht besonders süß, aber das musste ich auch nicht.
    Zuerst brachte ich Lacey zur anderen Seite von Jefferson Park. Als sie sich zu Ben beugte, um ihm einen Kuss auf den Mund zu geben, bewegte er den Kopf und murmelte : »Yeah.«
    Dann stieg sie aus und kam auf dem Weg zur Haustür noch mal an mein Fenster. »Danke«, sagte sie. Ich nickte nur.
    Ich fuhr durch unsere Siedlung. Es war nicht mehr Nacht und noch nicht Morgen. Ben schnarchte auf dem Rücksitz. Vor seinem Haus stieg ich aus, öffnete die Schiebetür und schnallte Ben ab.
    »Zeit, nach Hause zu gehen, Benno.«
    Er schniefte und schüttelte den Kopf, dann wachte er auf. Er wollte sich die Augen reiben und wirkte überrascht, als er feststellte, dass eine leere Dose Milwaukee’s Best Light an seiner Hand klebte. Er versuchte eine Faust zu machen und die Dose verbog sich, doch er kriegte sie nicht ab. Eine Weile sah er sich die Sache an, dann nickte er. »Das Biest hat sich festgebissen«, stellte er fest.
    Schließlich kletterte er aus dem Wagen, wankte den Bürgersteig hinauf, und als er vor der Terrasse stand, drehte er sich noch einmal zu mir um und lächelte. Ich winkte. Das Bier winkte zurück.
14
    Ich schlief ein paar Stunden, und den restlichen Morgen verbrachte ich über den Reiseführern, die ich gefunden hatte. Erst gegen Mittag rief ich Ben und Radar an. Bei Ben versuchte ich es zuerst. »Guten Morgen, Sonnenschein«, sagte ich.
    »O Gott«, stöhnte er leidend. »Süßer Herr Jesus, komm und hole deinen kleinen Bruder Ben. O Herr, lass deine Gnade über mich ergehen.«
    »Es hat sich eine Menge in Sachen Margo getan«, sagte ich aufgeregt, »du musst schnell rüberkommen. Ich rufe Radar auch gleich an.«
    Ben schien mich nicht gehört zu haben. »Hey, als meine Mutter heute Morgen um neun in mein Zimmer kam, wollte ich gähnen, aber es klebt eine Bierdose an meiner Hand!«
    »Gestern Abend hast du ein Bierschwert aus Bierdosen gebastelt, und dann hast du es dir mit Superkleber an die Hand geklebt.«
    »Ach so. Das Bierschwert. Ich erinnere mich dunkel.«
    »Ben, komm rüber.«
    »Alter. Mir geht es beschissen.«
    »Dann komm ich zu dir rüber. Wann bist du so weit?«
    »Alter, du kannst nicht herkommen. Ich muss noch zehntausend Stunden schlafen. Ich muss zehntausend Liter Wasser trinken und zehntausend Kopfwehtabletten nehmen. Wir sehen uns morgen in der Schule.«
    Ich holte tief Luft und bemühte mich, nicht sauer zu klingen. »Ich bin mitten in der Nacht quer durch Florida gefahren, um auf der weltbesoffensten Party als Einziger nüchtern zu sein und deinen armseligen Hintern nach Hause zu karren, und du …« Ich wollte weiterreden, doch Ben hatte aufgelegt. Er hatte einfach aufgelegt. Arschloch.
    Die Zeit verstrich, und ich wurde immer wütender. Es war eine Sache, dass ihm Margo scheißegal war. Aber anscheinend war auch ich ihm scheißegal. Vielleicht war unsere ganze Freundschaft nur eine Zweckgemeinschaft gewesen – er hatte keinen Cooleren gefunden als mich, der mit ihm Videospiele spielte. Aber jetzt musste er sich nicht mehr ins Zeug legen oder sich mit Sachen beschäftigen, die mich interessierten, denn jetzt hatte er Jason Worthington. Er hatte den Fassstandrekord. Er hatte eine heiße Freundin. Er hatte die erstbeste Chance ergriffen, sich in die Bruderschaft der oberflächlichen Arschgeigen einzureihen und mich fallen zu lassen.
     
    Fünf Minuten nachdem er aufgelegt hatte, rief ich ihn noch mal an. Er antwortete nicht, und ich hinterließ ihm eine Nachricht. »Du willst so cool sein wie Chuck, blutiger Ben? Das war es, was du immer wolltest? Na dann, herzlichen Glückwunsch. Du hast es geschafft. Und du hast es verdient, weil du genauso ein Flachbrettbohrer bist wie er. Ruf mich nicht zurück.«
    Dann rief ich Radar an. »Hallo«, sagte ich.
    »Hallo«, sagte er. »Ich habe gerade in die Dusche gekotzt. Kann ich dich gleich zurückrufen?«
    »Klar«, sagte ich und versuchte nicht wütend zu klingen. Ich wollte nur irgendjemanden , der mir half, Margos Welt zu begreifen. Aber Radar war nicht Ben; er rief ein paar Minuten später zurück.
    »Es war so ekelhaft, dass ich beim Putzen noch mal kotzen musste, und als ich das dann wegmachte, musste ich noch mal kotzen. Ich bin ein Perpetuum Mobile.

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