Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Joens
Vom Netzwerk:
sie schon selber im Übungsraum gegeben hat, als sie so wütend wurde. Miriam entspricht nicht dem Beuteschema. Sie hat nichts zu bieten, worauf ein Mann anspricht. Aber vielleicht könnte sie es ja dennoch irgendwie schaffen, dass der Cowboy ein Interesse an ihr und den Kindern entwickelt, das über Mitleid hinausgeht? Doch Miriam fällt auf die Schnelle nur eine einzige Lösung ein, höchstwahrscheinlich die allerlächerlichste von allen.
    »Sag mal, Joe, wie hält es so ein Cowboy wie du eigentlich mit dem Sex?«
    Das wütende Dauerhupen eines Lasters ist die Antwort, denn diesmal wäre Joe vor Schreck fast in die Leitplanke geknallt.

NEUNTES KAPITEL

    SHAMBALA ZWEI
    Joe hört Miriams schweren Atem durch den Spalt der Küchentür, und Panik steigt in ihm auf. Was, wenn es mit dem Baby losgeht, hier und jetzt in der Küche seiner Eltern? Ist Miriam mitten in der Nacht aufgestanden, weil die Wehen einsetzen? Erneut hört er sie schwer atmen, diesmal ist es sogar definitiv mehr ein Stöhnen als ein Atmen. Aber zusätzlich hört er Wasser plätschern und ein fast kindliches Summen, begleitet von schleppenden Schritten. Miriam trägt die Filzhausschuhe seines Vaters. Ihre geschwollenen Füße passten nach der Ankunft nicht einmal ansatzweise in die zierlichen Schuhe seiner Mutter. Plötzliches Unbehagen überfällt Joe. Seit Miriam das Thema Sex im Taxi angesprochen hatte, war eine weitere Alarmglocke in Joes Innerem ins Schwingen gekommen. Was für eine Frau denkt kurz vor ihrer Niederkunft an Sex? Joe hatte versucht, das Thema zu wechseln, aber sie wollte in seinem Taxi unbedingt über die verschiedensten sexuellen Vorlieben philosophieren, bis Joe das Thema entschieden beendet hat. Dabei hätte er ihr viele spannende Geschichten erzählen können, die er als Münchner Taxifahrer im vergangenen Jahrzehnt erlebt hat. Mollys Rückbank war kein unbeschriebenes Blatt, und mehr als einmal hatte Joe selbst dort ein Techtelmechtel mit einem weiblichen Fahrgast. Doch darüber wollte er mit Miriam nicht sprechen und hatte zudem noch das Gefühl, dass Bene neugierig seine Lauscher aufgestellt hatte. Auch war es, was den Sex betrifft, seit einiger Zeit auf Mollys Rückbank stiller geworden. Joe hatte mit einer Australierin, die er nach dem Oktoberfest in ihr Hotel fahren sollte, eine eher abschreckende Erfahrung gemacht. Nach vollzogenem Akt an einem lauschigen Parkplatz hatte die Frau darauf bestanden, ihn für seinen Dienst zu bezahlen. Die Welt hatte sich so sehr verändert, dass Joe den Stoßdämpfern von Molly permanentes Schonprogramm verordnet hat. Daran waren vor allem die modernen Frauen mit ihren erschreckend aggressiven sexuellen Angewohnheiten schuld. Die einzigartige Magie dieses wortlosen Miteinanders wurde bereits seit ein paar Jahren durch dünne Phrasen und abgestandene Worte zerstört. Allein das verbale Mitteilungsbedürfnis der Frauen hatte Joe viel von seiner spontanen Freude am anderen Geschlecht genommen. Dazu kam die schleichende Enttabuisierung und damit zunehmende Beliebigkeit des Liebesakts, die Joe noch den Rest an Lust verdorben hat. Nach seinem planlosen Wildern, ausgelöst durch Rosemaries Tod, war ohnehin nicht mehr viel Libido vorhanden. Der Akt selber hatte sich zu sehr abgenutzt und war durch die Mitternachtswerbung im Fernsehen über die Jahre in Joes Augen noch zusätzlich systematisch entweiht worden. Was einmal urwüchsig, aufregend und gesund gewesen war, war inzwischen zerstört. Was hatte eine per Nummer abrufbare x-beliebige Frauenstimme, im Austausch gegen eine Kreditkartennummer, denn noch mit Joes Vorstellung von der Liebe zu tun? Geld, es geht immer nur ums Geld, und selbst Joe ertappt sich inzwischen schon dabei, dass er bestimmte routinierte Bewegungen erwartet, sollte eine Frau sich überhaupt einmal in sein Schlafzimmer verirren. Aber wie lange ist es überhaupt her, dass eine halbwegs akzeptable Frau mit einem Wunsch nach Nähe sein Bett ansteuern wollte? Es muss mindestens ein halbes Jahr her sein. Joe gibt sich selber dafür die Schuld. Was Frauen angeht, ist er in den letzten Jahren erschreckend schmalspurig geworden, und ihm fehlt jegliche Offenheit. Permanent haben sich die Bilder mit den Telefonnummern und den immer gleichen Frauennamen vom Monitor in seinem Augapfel eingebrannt. Es sind Namen wie Chantal und Jacqueline, die Joe mit der endgültigen männlichen Kapitulation in Sachen Liebe verbindet, obwohl es ihn traurig macht. Auf dem Vormarsch ist diese kurzzeitige

Weitere Kostenlose Bücher