Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte
Eltern gegangen, die Bene in der Küche noch einen Kakao machten. Die beiden wären die geborenen Großeltern, denkt Miriam, während sie ihre Brüste ganz vorsichtig abtrocknet, darauf bedacht, die empfindlichen Stellen nicht noch weiter zu reizen. Sie lächelt plötzlich in einem Anflug von Rührung, als ihr bewusst wird, dass schon bald ein winzig kleiner Mund an ihr saugen würde. Auch wenn Miriam im Moment keine Ahnung hat, wo sie ihr Kind bekommen wird, ist zumindest die Anfangsnahrung geregelt. Mit dem kräftigenden Öl, das sie sich vor Monaten gekauft hat, um ihre Schwangerschaft möglichst unversehrt durchzustehen, muss sie sparsam umgehen, denn für eine neue Flasche hat sie kein Geld. Miriam hat in ihrer großen Handtasche den kleinen Waschbeutel mit dem Notwendigsten, sodass sie Stadlers lediglich um Zahnbürsten für die Kinder bitten musste. Aber die ganze Situation ist sehr beschämend. Miriam war froh, als Joe ihre Flucht aus München seinen Eltern gegenüber mehr oder weniger als einen Irrtum der Behörden erklärt hat, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen. Aber was denkt der Cowboy wirklich? Empfindet er bei ihrem Anblick gerade Ekel und Entsetzen, oder ist es vielleicht wirklich eine Art von Begierde? Begehren Männer eine hochschwangere Frau? Miriam hat ihre Schwester leider nie danach gefragt. Systematisch beginnt sie, mit dem Öl zunächst die Seiten ihrer Brüste von außen nach innen zu massieren, während sie sich bei einem Gedanken ertappt, der ihr im Nachhinein lächerlich erscheint. Vorhin wollte sie diejenige sein, die der Cowboy auf seinen Armen durch die Nacht ins Bett trägt. Sie hatte Anna-Sophie einen kurzen Moment den Platz geneidet. Während Miriam ihren Bauch massiert, erinnert sie sich an die Hochzeitsnacht ihrer Schwester. Mit Schweißperlen auf der Stirn hatte ihr Schwager die Hochschwangere über die Schwelle getragen, und Carola hatte die ganze Zeit vor Vergnügen gelacht. Ob der Cowboy zu so einem Liebesbeweis imstande wäre? Vor der Küchentür hört Miriam das Knacken der Holzdielen. Er muss aufgestanden sein, oder aber er hat zumindest seine unbequeme Position verändert. Miriam lauscht auf ein weiteres Zeichen. Hat der Cowboy genug von dem Anblick ihrer monströsen Kugel? Pervers kommen Miriam ihre romantischen Prinzessinnengefühle angesichts ihrer Situation vor. Keinesfalls dürfen Joes Eltern merken, was für einen eigenartigen Menschen sie beherbergen. Mit warmen bayerischen Worten hatten sie Bene und Miriam nach dem Begrüßungstrunk in der Küche in die Ferienwohnung begleitet, aber Miriam hat gemerkt, wie erstaunt sie über ihren Sohn waren. Um ihre Unsicherheit zu überspielen, hat seine Mutter darüber geredet, dass die Wohnung im Sommer immer an Gäste vermietet sei, im Winter hingegen oft leer stehen würde. Miriam und die Kinder könnten gerne einige Tage bleiben, um sich auszuruhen, bevor … Bevor was? Miriam konnte zu diesem Zeitpunkt keine Erklärungen abgeben, sondern wollte einfach nur hinter sich und den Kindern die Tür zumachen und für ein paar Stunden so tun, als sei ihr Leben in Ordnung. Zu mehr war sie nicht mehr in der Lage. Erst als sie den Jungen schlafend glaubte, ist sie vor dem Bad ohne Fenster geflüchtet. Vor der Tür hört sie sein mühsam unterdrücktes Husten. Der Cowboy ist also immer noch da. Miriam lächelt, denn es gefällt ihr, dass er sich jetzt ganz offensichtlich bemerkbar macht. Er will, dass sie es weiß. Er möchte wissen, ob sie seine Blicke genießen kann, und dieses Spiel gefällt ihr. In Miriams Körper breitet sich das wohlige Gefühl von Entspannung aus. Sie ist angekommen in der Einöde. Langsam beginnt sie mit der Hand auf ihrem nackten Bauch kleine Kreise mit den Händen zu beschreiben. Die liegende Acht, das Zeichen der Unendlichkeit. Dem kleinen Mädchen will sie signalisieren, dass zumindest für diese Nacht alles in Ordnung sein wird. Wir sind in Sicherheit. Da ist dieser Cowboy, der irgendwie auf uns aufpasst, weil er uns wohl ein bisschen mag. Das ist ihre Nachricht an ihr Kind. Aber dann will Miriams Hand mehr. Es erregt sie, so offen von Joe beobachtet zu werden, und sie ist an dem Punkt, an dem es ihr gleichgültig ist, was er von ihr denkt. Soll er sie für pervers halten, wenn er will, oder aber er soll einfach weggehen. Sie zwingt ihn ja nicht zuzusehen, wie sie sich selber liebt. Miriams Hand muss den heiß glühenden Ort noch einmal besuchen, der sich schon bald in ein Schlachtfeld verwandeln wird,
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