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Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Joens
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Präsenz vor der Tür für Miriam so stark, dass sie seine Fingerkuppen durch die Türritze hindurch auf ihrer Haut zu spüren beginnt. Er will sie. Ihre Nase nimmt nicht nur den Zimtgeruch an ihm wahr, sondern den seiner alten Lederjacke, die er beim Betreten des Elternhauses vom Haken genommen hatte, um mit seinem Vater und Bene in den Stall zu gehen. Damit Mollys Lack vor den Schneeflocken geschützt werden konnte, mussten die beiden Pferde, die dort im Winter wohnen, in den hinteren Stall geführt werden. Bene hatte vor Stolz gestrahlt, als er den Haflinger Tristan am Halfter führen durfte. Pferde, Schafe und Hühner gibt es auf dem Hof zu versorgen und die Milchkuh Bertha, die vor zwei Tagen gekalbt hat. Joes Vater hatte am Küchentisch demonstriert, wie er seinen Arm bis zum Ellenbogen in der Kuh hatte, denn von alleine wollte das Kalb nicht kommen. Zu alt sei ihre Milchkuh eigentlich fürs Kalben, habe aber immer noch Gefallen an dem Stier vom Nachbarhof. Höfliches Interesse hatte Miriam geheuchelt und eilig das Thema gewechselt, denn offensichtlich haben die Bayern kein Gefühl dafür, wie ausgeliefert man sich als Frau vor der Niederkunft fühlt. Warum also hat dieser Cowboy so eine Wirkung auf Miriams Libido?
    Sie macht ihn wahnsinnig mit ihren Bewegungen. So wäscht sich keine Frau von hier. Miriam möchte ihn reizen, ihm gefallen und ihn so lange provozieren, bis er die Tür aufreißt und sich vergisst. Der Schmerz schießt wie ein Pfeil von seinem Nacken nach unten, in Richtung Eingeweide. Es ist nichts, was ein Arzt kurieren kann, das weiß Joe. Er sollte sich aufrichten, dann abwenden und auf leisen Sohlen weggehen, weil sie ihn an Rosemarie erinnert, die einst ebenso prall und voller Leben in der Küche seiner Mutter stand. Doch er kann seinen Blick nicht von ihr abwenden. Miriam schöpft das Wasser in ihrer hohlen Hand wie einen Schatz, bevor sie sich damit die Haut benetzt. Wieder und wieder verschwindet die Hand im Halbschatten der Nischen und Höhlen, um dann aufs Neue hervorzukommen. Ihr Atem geht dabei schwer, und ihre Augen sind fest geschlossen, so als müsste sie sich konzentrieren. Joe will an die Tür klopfen und sie wissen lassen, dass so etwas hier nicht geht, weil es ihm wehtut, aber dann lässt er seine Hand wieder sinken. Er will sie nicht beschämen. Auf eine absurde Weise fühlt er sich zu ihr hingezogen, seit sie im Übungsraum für ihn gesungen hat. Stars shining bright above me. Joe hat sich verliebt, aber er weiß, dass sein Gefühl keinerlei Chance hat. Ein bohrender Schmerz formt sich aus der Säure seiner schlimmsten Ängste in seinem Magen, denn es darf nicht sein. Er würde sie nur noch tiefer ins Unglück stoßen. Dennoch kann er den Blick nicht von ihrer Schönheit abwenden. Sie erinnert ihn in ihrer Lust an ein Gemälde von Klimt. Leben und Tod in Liebe vereint. Ein letzter erlösender Seufzer, dann lassen ihre Hände ab von dem Ort der Lust. Die Haarspange hat sich in der Hitze gelöst. Mit einem Lächeln in seine Richtung fasst sie die widerspenstige Pracht zusammen und hält sie hoch über ihren Kopf, um sie erneut festzustecken. Wieder ein Lächeln in seine Richtung, als sie ein letztes Mal Wasser über das dunkle Dreieck zwischen ihren Beinen rinnen lässt. Dann nimmt sie das Bein vom Stuhl und stellt sich seitlich an den Tisch. Als sie sich nach vorne beugt, berührt die schwere Fülle ihrer Brüste die hölzerne Tischplatte. Sie hält sich mit beiden Händen an den äußeren Kanten, um ihren Rücken ganz auszustrecken, als ein Räuspern Joe hochschrecken lässt. Vor ihm steht der Junge mit einem verlegenen Gesichtsausdruck.
    »Hallo. Ich muss da mal rein … zu meiner Tante.«
    »Ach … so. Natürlich … Aber vielleicht nicht gerade jetzt.«
    Joe richtet sich eilig auf. An dem Blick des Jungen sieht er nur zu deutlich, was Bene von ihm denken muss. Er räuspert sich ebenfalls.
    »Ähm … Solltest du nicht schon längst schlafen?«
    »Doch, das sollte ich …«, antwortet der Junge mit unsicherem Lächeln. »Und du? Was machst du denn noch hier?«
    »Ich mache nur die Lichter aus.«
    Lüge, Lüge, peinliche Lüge. Der Junge hat ihn bestimmt schon die ganze Zeit beobachtet. Joe sucht krampfhaft nach einer Erklärung.
    »Ich wollte deine Tante nicht stören …, aber ich müsste auch noch mal in die Küche.«
    »Warum?«
    Joe räuspert sich wieder, um etwas Zeit zu gewinnen, denn der Junge überprüft bereits, was man durch den Holzspalt der Tür sehen kann. Der

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