Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte
nach dem Stress in der Stadt!«
Joe kennt diesen Blick seiner Mutter. Er mag ihn nicht. Aber ganz so einfach kann er sich hier auch nicht aus der Affäre ziehen, denn die beiden Kinder hängen jetzt erwartungsvoll an seinen Lippen. Anna-Sophie ist besonders neugierig.
»Was habt ihr denn noch gemacht?«
»Nix, was du wissen musst, Prinzessin.« Dann leiser zu seiner Mutter: «Des is net a so, wie du denkst.«
»Woher willst jetzt du wissen, was i denka tua?«
Provozierend sieht ihn seine Mutter an. Das Unausgesprochene ist zum Schneiden dick, denn Hilla hat schon länger auf so eine Gelegenheit gewartet, weil ihr einiges an ihrem Sohn nicht passt. Jetzt hat sie dankbares Publikum, denn die Kinder sind schon alleine wegen ihres starken bayerischen Dialekts fasziniert von der alten Bäuerin.
»Es is ja net aso, dass du mi allweil fragen tust, was i so denk, oder? Lieba is es dir allweil, wenn ich’s für mi behalten tät, meine Gedanken über dei Leben, net wahr? Was weiß i scho, was d’ mit derer Frau da zu schaffen hast? Es könnt ja schließlich auch alles ganz anders sein. Alt g’nug für a Kind wärst’ allemal.«
Daher also weht der Wind. Seine Mutter glaubt, dass er sie angelogen hat. Anna-Sophie versteht nicht unbedingt, worum es hier geht, bemerkt aber den ungehaltenen Ton dieser Oma und eine wachsende Anspannung beim Cowboy. Fasziniert sieht sie zwischen Mutter und Sohn hin und her. Joe räuspert sich, um seinen Unwillen kundzutun.
»Des is jetzt nix, was ma vor Kindern klären sollten, Mama, aber so viel kann i dir mitgeben: Du tätst scho wissen, Mama, wenn’i di doch noch zur Oma machen tät. Na, es is a so, wie ich’s dir und dem Papa g’sagt hab. Im Taxi ham ma uns kennag’lernt, die Miriam und i, und zwar erst gestern. So war’s doch, Kinder?«
Bene und Anna-Sophie beeilen sich zu nicken, aber Hilla zieht ihren Sohn bereits mit sich. Außerhalb der kindlichen Hörweite lässt sie ihrer Wut freien Lauf.
»Ja, bist du jetzt narrisch worn …? Wennst die Frau net kennst, was war dann des in meiner Küch? Halb nackert war’s! Und der Mo dazu? Was is jetzt mit ihrem Mo? An Ring hat’s am Finger, also wird er schon irgendwo sein …«
Joe lächelt über die Entrüstung seiner Mutter.
»Des fragst s’ am besten selber. I mog mi net eimischa in a Sach, die mi nix angehen tut. Des besprechts ihr Weiberleut am besten unter euch. Und wegen gestern Nacht … nur a gute Nacht hat s’ ma wünschen wollen. Is des so abwegig, wenn einem einer hilft aus einer Not, dass ma dann a bisserl nett is?«
Hilla ist Misstrauen pur.
»Na, Bua, so leicht kommst ma net davo. I hab’s g’nau g’sehn, wie du sie anschauen tust. Erinnern tut sie dich … an deine Rosemarie.«
Joe antwortet nicht. Seine Augen haben sich verfinstert. Aber seine Mutter schüttelt mit leisem Lächeln ihren Kopf.
»I will nur a ganz normale Auskunft von dir. Was is jetzt des zwischen dir und ihr?«
Bene und Anna-Sophie sind vorsichtig näher gekommen. Anna-Sophie, die diese Oma vom ersten Moment an irgendwie mochte, zeigt ihre Loyalität zu Joe, indem sie sich neben ihn stellt.
»Joe sagt die Wahrheit. Wir sind in sein Taxi gestiegen, weil es so kalt war und … Tante Miriam musste zur Hebamme, und wir hatten kein Geld … und dann stand mein Bett auf der Straße … und dann... Joe hat gar nichts falsch gemacht, und wir bleiben auch gar nicht lange … bald können wir wieder in unserer Wohnung …«
Anna-Sophies Stimme verebbt zu einem unsicheren Flüstern, als sie mit plötzlichem Stottern weiterspricht: »… aber jetzt … wir … wir haben gar kein Geld mehr … und alles, alles kostet Geld.«
»Hör sofort auf! Miriam bekommt das schon geregelt. Wir sind doch keine Bettler!«
Anna-Sophie verstummt erschrocken, denn Benes Blick ist voller Wut. Joe legt seinen Arm schützend um ihre Schultern.
»Is scho guad. I erklär’s meiner Mutter genau.«
Aber Anna-Sophie lässt bereits ihren Kopf hängen. Ihre Unterlippe hat begonnen, verräterisch zu zittern, und Joe ahnt, was bevorsteht. Schnell hockt er sich zu ihr hin, sodass sie auf Augenhöhe sind, und bemüht sich um sein bestes Hochdeutsch.
»Mach dir einfach keine Sorgen, sondern geh wieder mit deinem Bruder spielen, ja? Mein Vater kommt gleich, dann dürft ihr beide auf die Pferde. Und so lange spielst du weiter mit der Katze. Mimmi hat dich gern. Das habe ich gesehen.«
Endlich kommt ein kleines Lächeln. Dann geht Anna-Sophie mit einem letzten prüfenden
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