Mariana: Roman (German Edition)
nachmittag darum kümmern. Der Goldschmied ist ein anständiger Mann und wird mir einen guten Preis machen, denke ich. Ich möchte nicht, daß du etwas verlierst, das dir so viel bedeutet.«
Mein Herz schwoll an vor unausgesprochener Liebe. Ich sehnte mich danach, ihm zu sagen, daß er von allen Geschenken, die Richard mir gemacht hatte, für mich das wertvollste war … aber die Worte wollten, konnten nicht über meine Lippen kommen. »Du sorgst gut für mich, John«, sagte ich.
»Wir sorgen füreinander.«
Es waren gute Jahre gewesen, überlegte ich, mager aber friedlich und mehr von Rosen als von Regen erfüllt. Das Haus, in dem ich mich einst als Gefangene gefühlt hatte, war nun mein Zuhause geworden, seine düsteren Schatten waren von den Jahren gemildert worden. Jetzt gab es nur noch uns beide. Caroline war noch sieben Winter bei uns geblieben, aber sie hatte nicht mehr den Willen, lange zu leben, und ihr Tod war wie das Verschwinden eines Schattens an der Wand, wenn alle Lampen gelöscht sind.
Zusammen hatten John und ich das Land bestellt und das Haus in Ordnung gehalten, und in all der Zeit hatte ich miterlebt, wie er zum Mann heranwuchs.
Dem Herrenhaus war es nicht so gut ergangen. Arthur de Mornay hatte alle Reichtümer des Gutes geplündert und den Restverfallen lassen, während er würfelte und hurte und Karten spielte. Ich war froh, als er Crofton Hall verkaufen mußte. Aber noch froher machte es mich zu wissen, daß Navarre nicht zu der Verkaufsmasse gehörte.
Das große graue Pferd war nach Richards Tod dahingesiecht. Als ich nach Johns Geburt im Frühling nach Exbury zurückgekehrt war, hatte ich Navarre zufällig auf der Wiese erblickt, und die Veränderung des Tieres hatte mich erschüttert. Er hatte abgemagert und entkräftet ausgesehen, sein edler Kopf hing lustlos herab, seine hohen Beine schienen mit Gewichten beschwert zu sein.
Ich hatte auf meine Art versucht, ihn zu trösten, und es gewagt, heimlich in die Ställe einzudringen, wenn der Stallbursche fort war. Ich hatte dem leidenden Hengst kleine Leckereien mitgebracht und mit ihm gesprochen und mein Bestes getan, ihn aufzumuntern, aber obwohl er mich erkannte, brachte er nicht den Willen zur Genesung auf, und seine trüben, traurigen Augen verstärkten meinen eigenen Kummer wieder.
Doch dann, eines Tages, als ich wieder in den Stallungen war, hörten der Hengst und ich jemanden draußen pfeifen, und noch als ich schuldbewußt zusammenfuhr, wußte ich auf einmal, daß ich dieses Pfeifen kannte …
Evan Gilroy war kühn und unbekümmert zur Stalltür hereingekommen. Als Erkennen zwischen uns aufblitzte, hob er einen warnenden Finger an den Mund. »Seid vorsichtig, Mistress«, murmelte er leise. Ich erkannte ihn nur an seinen Augen und seiner Stimme. Ansonsten war er völlig verwandelt, trug einen modischen Backenbart und eine Perücke, die kaskadenartig auf seine absichtlich gebeugten Schultern hinunterfiel. »Ich bin gekommen, Navarre zu holen«, sagte er schlicht und entschlossen. Seine Augen wanderten von mir zu dem Pferd, und ich beobachtete, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte. »Oh, Gott«, sagte er leise, »was haben sie bloß mit dir gemacht?«
Ich verstand, was er meinte. Navarre war so sehr eine natürliche Fortsetzung seines schönen, stolzen Besitzers gewesen, daß es wie eine brutale Entweihung des Andenkens an Richard erschien, das Tier nach seinem Tod so zu behandeln.
Evan ging an mir vorbei, um den Hals des Hengstes zu streicheln. Bei der Berührung stellten sich Navarres Ohren auf und drehten sich, um die vertraute Stimme einzufangen. Die feuchten Augen ließen einen Schimmer entfernter Hoffnung erkennen, und ein leichter Schauder der Erregung lief unter meiner beruhigenden Hand durch die Muskeln des Pferdes. Ich schluchzte beinahe auf, als ich diese Verwandlung bemerkte.
Und damit war alles geregelt. Unser Abschied war kurz, wir hatten nicht viel Zeit zum Reden.
»Was habt Ihr für Neuigkeiten von Rachel?« fragte ich ihn. »Ist sie mit Euch gekommen?«
»Nein, sie ist nicht hier. Ich habe sie in der sicheren Obhut meiner Leute gelassen, nördlich von Bristol. Wir sind jetzt seit acht Monaten verheiratet.«
»Oh, Evan«, ich konnte die Freude in meiner Stimme nicht unterdrücken, »ich bin so froh darüber.«
»Ich wünschte, Ihr könntet unser Glück teilen«, sagte er sanft, »Ihr wißt, daß er Euch liebte.«
»Ja.«
»Er wollte Euch heiraten.«
»Ich weiß.«
Da lächelte er mich an, mit einem
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