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Mariannes Traenen

Mariannes Traenen

Titel: Mariannes Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M.
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wehgetan hätte.
    „Es war schlimm , ich weiß.“ Endlich sprach er. „Es tut mir leid, daß ich Sie so fest schlagen mußte. Bitte verzeihen Sie mir.“
    Marianne hielt die Augen geschlossen, konzentrierte sich auf seine warme Hand, die auf ihren Hüften ruhte. Sie wollte etwas sagen, aber ihr Hals tat weh. Sie mußte husten.
    „Warum?“, fragte sie nach langen Minuten mit brüchiger Stimme.
    Er antwortete nicht.
    „Warum hast du das getan?“ Sie schüttelte den Kopf. In ihrem Gesicht stand Schmerz. „Warum hast du mich geschlagen?“
    „Es mußte sein “, antwortete er schließlich. Doch sie schüttelte erneut den Kopf. Die Augen hielt sie dabei geschlossen.
    „Warum? Warum hast du mich gepeitscht, mit … mit ihr … zusammen? Beide habt ihr mich …“ Ihre Stimme brach.
    „Ich weiß!“ E r sprach leise und legte seine Stirn an ihre. „Ich habe keinen anderen Weg gesehen als … Der Schmerz betäubt die Erniedrigung. Bitte verzeihen Sie mir.“
    „Es … es …“ Sie schluchzte. „Es hat so schrecklich wehgetan!“ Endlich hatte sie wieder Tränen. Er schloß sie in seine Arme, drückte sie fest an sich. Und ihre Gegenwehr war nur schwach. Hemmungslos ergab sie sich, weinte in seine Halsbeuge, laut und naß wie ein verlassenes Kind. Der Ausbruch dauerte mehrere Minuten, und die ganze Zeit sprach er dabei leise und tröstend auf sie ein und streichelte sie vorsichtig. Er spürte ihren Rücken glühen. Es war die Peitsche von seiner Hand gewesen, die das verursacht hatte.
    Endlich hatte sie sich beruhigt und lag nun still und reglos neben ihm. „Warum tut ihr mir das an?“, fragte sie. Es war fast eine halbe Stunde vergangen.
    „Diese Svenja erpreßt Sie.“ Er sagte es nüchtern.
    „Sie hat mich in der Hand.“ Marianne durchlief ein Schauder. „Sie wird das mit mir machen können, wann immer sie will.“ Heftig schüttelte sie den Kopf an seiner Schulter, und er hielt sie fest in seinem Arm. „Wirst du … wirst du mich jetzt … vergewaltigen?“, fragte sie, ohne ihn anzusehen. „Du weißt, ich könnte nichts dagegen tun“, fügte sie hinzu und er spürte, wie sie zugleich in seinen Armen erstarrte.
    „Nein “, sagte er bestimmt und erwiderte ihren Blick. „Ich werde Sie nicht anrühren. Es sei denn, wir beide wünschen es.“ Er sah die Frage in ihrem Blick. „Ich habe noch nie einer Frau Gewalt angetan.“
    „Warum hast du mich dann … ausgepeitscht? Während sie dabeistand und mich verhöhnt hat“, fügte sie bitter hinzu.
    Er ließ sich lange Zeit, ehe er darauf antwortete. „Erstens weiß ich, mit der Peitsche umzugehen. Bitte “, er legte einen Finger auf ihre Lippen, um ihr den Mund zu verschließen. „Bitte stellen Sie mir dazu keine Fragen.“
    Sie nickte.
    „Diese Frau war von der Situation, die sie selbst herbeigeführt hat, so überfordert wie ein Kind, das einem Schmetterling die Flügel ausreißt. Und zweitens …“ Er holte tief Luft.
    „ Überfordert?“, fiel Marianne ihm empört ins Wort.
    „Ja. Die Frau war mit der Situation doch komplett überfordert.“
    „Das ist … das ist …“
    „Empörend?“
    „Ja. Empörend. Was soll ich denn da …“ Doch es genügte, daß er mit der Spitze eines Fingers ihre Lippen berührte, und sie schwieg augenblicklich. Sie schaute ihn an, und für einen Augenblick war es ihr, als sähe sie da etwas in seinen Augen, das vorher nicht dagewesen war.
    „Die Frau war restlos überfordert. Sie kann nicht richtig mit einer Peitsche umgehen. Vermutlich war es das erste Mal für sie.“ Er unterband kurz einen neuerlichen Protestversuch Mariannes. „Zudem läßt man einen gefesselten, hilflosen Menschen niemals alleine. Schon gar nicht in so einer Umgebung: Kalt und öffentlich zugänglich.“ Er wirkte verärgert, als er dies sagte. „Sie wußte einfach nicht mehr weiter, konnte aber nicht improvisieren, deshalb ging sie den Champagner holen – und höchstwahrscheinlich hat sie telefoniert.“
    „ Oh Gott!“, stöhnte Marianne entsetzt. „Du meinst …“
    „Ja, ich meine ! Diese Frau handelt nicht allein. Dazu wäre sie viel zu …“ Er sprach nicht weiter.
    Marianne dachte eine Weile nach. „Das könnte sein “, sagte sie langsam. „Es könnte zu ihr passen. Aber …“
    „Es genügte, sie vor eine einzige, unvorhergesehene Entscheidung zu stellen – und eine höchst lächerliche dazu – und sie hat das Weite gesucht “, beantwortete er die unausgesprochene Frage.
    „Welche Entscheidung ?“, fragte

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