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Mariannes Traenen

Mariannes Traenen

Titel: Mariannes Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M.
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antwortete. Wie in Trance ging sie ein Stockwerk tiefer, wo sie am Ende des Flurs ihre eigene Wohnung hatte. Sie schloß die Tür hinter sich, lehnte sich ermattet mit dem Rücken dagegen und hielt die Augen angestrengt geschlossen. Kein klarer Gedanke. Nur diese hilflose Wut, weil sie sich nicht dagegen wehren konnte, was Svenja und dieser widerwärtige Mensch mit ihr machten. Sie öffnete die Augen, und die eigene Wohnung vor ihren Augen kam ihr plötzlich fremd vor. Sie selbst kam sich allmählich vor wie eine Fremde im eigenen Körper.
    „Reiß dich zusammen !“, schalt sie sich und ging weiter ins Wohnzimmer. Die Luft im Raum schmeckte schal und abgestanden. Ich muß die Fenster öffnen, dachte sie und schob die Vorhänge beiseite. Was sie sah, ließ sie augenblicklich erstarren. Im Hof, keine zehn Meter von ihr entfernt, standen drei Personen: Svenja und dieser widerliche Gunther von Rhodalb, von nun an Herr und Herrin für sie. Bei ihnen stand Rudolf. Die drei schienen in ein angeregtes Gespräch vertieft. Vorsichtig betätigte sie den Riegel und öffnete das Fenster einen Spalt breit. Sie hörte die Stimmen, doch sie konnte nicht verstehen, was geredet wurde. Gelächter drang an ihr Ohr. Und es versetzte ihr einen Stich, daß Rudolf ausgelassen mit ihren Peinigern scherzte. Reiß dich zusammen! Wie hatte er gesagt? Wenn ich dir helfen will, müssen sie mich für einen Komplizen halten. Aber sie hätte nicht gedacht, daß der Anblick ihr so weh tun würde. Das Eingeständnis, daß sie die Erniedrigung der Prostitution noch eher würde ertragen können als einen Verrat von ihm, raubte ihr die Kraft in den Beinen. Müde lehnte sie ihren Kopf gegen die Wand und schaute verstohlen durch den geöffneten Fensterspalt. Rudolf gab ihrem neuen Herrn die Hand. Unwillkürlich stellte sie sich vor, wie seine kräftige Hand, die so warm und fürsorglich sein konnten, sich verschränkte mit der gierigen, ekelhaften Kralle dieses Mannes an Svenjas Seite. Rudolf deutete dieser den Handkuß an, und die beiden gingen zu einem großen Mercedes. Keiner der beiden hält ihr die Tür offen, schoß es ihr durch den Kopf. Dieser Gunther stieg ein ohne sie zu beachten; Rudolf war aus ihrem Blickfeld verschwunden.
    Müde setzte sie sich auf die Eckbank und vergrub ihr Gesicht in Händen. Die ganze Situation war ein einziger, grotesker Alptraum. Wann würde sie endlich daraus erwachen. Als sie aufsah , bog gerade ein großer, weißer Lieferwagen von der Straße in den Hof. „Steiner-Bau“ prangte es in großen, blauen Lettern auf der Seite. Als sich die Tür öffnete und der Fahrer ausstieg, hob sich ihr der Magen: Walter! Walter Oberinger. Das Schwein, das sie in diese Situation gebracht hatte. Er hatte einen Handlanger mitgebracht. Groß, schlank und so androgyn wirkend, daß sie nicht ausmachen konnte, ob es ein Mann oder eine Frau war. Marianne stand auf, um besser sehen zu können. Die beiden öffneten die großen Hecktüren, da ging die Türklingel ihrer Wohnung.
    Draußen stand Rudolf. „Darf ich hereinkommen “, fragte er höflich, und sie gab ihm den Weg frei. Sie schloß die Tür, folgte ihm aber nicht. Er kam zurück und fand sie erschöpft gegen die Wand lehnend, die Augen geschlossen.
    „Morgen “, sagte sie leise. „Sie werden es morgen abend tun.“ Sie holte Luft. Ein Schauder durchlief sie. „Morgen … machen sie mich zur Hure.“
    Er trat zu ihr und faßte sie an den Schultern. „Ich weiß “, sagte er ruhig.
    „Mein Gott “, sagte sie leise, „dich kann wohl gar nichts aus der Ruhe bringen?“ Bitterkeit umspielte ihren Mund. „Hast du nicht verstanden? Sie machen mich zur Hure! Ein fremder Mann wird da sein, und ich muß mich von ihm benutzen lassen, wie ein … wie ein …“ Sie ballte in hilfloser Wut die Fäuste. „ Wie ein Stück Vieh !“, schrie sie und preßte die Fäuste gegen ihre Schläfen.
    „Nein “, sagte er ruhig. „Es wird kein fremder Mann sein.“ Und nach einer kurzen Pause. „ Ich werde da sein.“
    „Was?“ Marianne sah ihn entgeistert an.
    „Ich werde da sein. Habe ich mit dieser Svenja vereinbart. Wir haben gerade eben nochmal darüber gesprochen.“
    Marianne stand wie zur Salzsäule erstarrt.
    „Immerhin weiß ich mittlerweile, wer hinter der Erpressung steht. Dieser Gunther von Rhodalb ist nicht irgendwer.“ Er zögerte, als warte er auf ihre Frage. Doch Marianne schaute ihn nur ungläubig an.
    „Ein z wielichtiger Privatier aus Klagenfurt. Betrieb dort einen

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