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Mariannes Traenen

Mariannes Traenen

Titel: Mariannes Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M.
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exklusiven Club mit Frauen, die er sich aus dem Osten heranschaffen ließ. Ist ihm dann um die Ohren geflogen, weil ein paar der Mädchen zu Schaden kamen und ins Spital mußten. Das Personal dort hatte die Gendarmerie informiert. Es laufen seither mehrere Verfahren gegen ihn, alle mit wenig Aussicht auf Erfolg. Aalglatt ist er. Eine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung. Mehrere Verfahren wegen Nötigung, Zuhälterei und Körperverletzung – alle eingestellt. Scheint gute Kunden gehabt zu haben unter hohen Beamten, Staatsanwälten und so weiter. Viele Gerüchte, wenig Handfestes. Mehr war auf die Schnelle nicht herauszukriegen. Seit einem halben Jahr ist er hier, vermutlich bis Gras über die Klagenfurter Geschichte gewachsen ist. Jetzt hat er es wohl auf dich und Svenja Gruber abgesehen.“
    Marianne stand der Mund offen. „Wie … aber wie hast du …“
    „Hausaufgaben.“ Rudolf blieb ungerührt. „Ein Autokennzeichen, ein nettes Gespräch mit dem Nachtportier im Gruberhof – übrigens dein Schwiegersohn . Netter Kerl.“
    „Du hast doch nicht …“, fiel sie ihm ängstlich ins Wort.
    „Nein “, beruhigte er sie. „Habe ich natürlich nicht. Ich bin dort rein zufällig vorbeigekommen. Und habe mich über einen Mercedes beschwert, der saublöd parkiert. Sympathischer und gerader Mann, der Konrad. Den Rest …“ Er zuckte mit den Achseln. „Ich habe einfach einen Privatdetektiv in Klagenfurt adressiert. Der brauchte genau eine Stunde, um mir ein komplettes Dossier zu schicken. Brauchte offenbar gar nicht groß zu recherchieren. Das Meiste wußte er wohl schon so.“

    „Marianne!“ Er zog sie zu sich, und diesmal leistete sie keinen Widerstand mehr. „Marianne, es wird sicher schlimm werden für dich. Ganz sicher wird es das. Aber ich werde da sein!“ Mit einer Hand strich er ihr sanft das Haar aus der Stirn. „Ich werde da sein“, beruhigte er sie. „Zumindest morgen wirst du nicht von einem fremden Mann benutzt werden.“
    „Du wirst …“ Sie schluckte. „Du wirst mich benutzen?“
    Er nickte. Sein Gesicht blieb für sie so undurchdringlich wie immer.
    „Wirst du mich schlagen?“
    Er schloß kurz die Augen und atmete durch. „Ja.“
    „Vor … vor ihr ?“
    Er antwortete nicht.
    Sie barg den Kopf an seiner Brust. Sie sagte eine ganze Weile nichts, schüttelte nur hin und wieder den Kopf als führte sie Selbstgespräche.
    „Kannst du … bleibst du bitte bei mir, heute?“, fragte sie leise. Im gleichen Moment ertönte ein lautes Brummen im Haus, und sie erschrak.
    „Eine Schlagbohrmaschine “, sagte Rudolf.
    „Sie bauen Zimmer 312 um “, sagte Marianne. Sie hatte Tränen in den Augen. „Als Folterzimmer, in dem sie mich quälen und ausliefern können. Ich darf nur noch auf ihren Befehl dorthin. Und erst wieder raus, wenn sie es erlauben. Sicher wird sie mich dort den Männern anbieten.“
    Rudolf überlegte einen Moment. „Das könnte dein Glück sein “, sagte er leise und mehr zu sich selbst. „Leider auch dein Leid – fürchte ich. Wenigstens eine kurze Zeitlang.“
    „Kurz …?“ Sie sah ihn fragend an.
    „Ich brauche die Schlüssel zu dem Zimmer. Besorg mir die bis heute abend, ja?“ Sie nickte. Er machte sich von ihr los. „Ich muß dringend nochmal weg. Heute abend gegen Acht bin ich wieder da, um mir die Schlüssel zu holen. Das ist wichtig, hörst du?“
    „Rudolf, bitte … kannst du nicht bei mir bleiben? Wenigstens heute?“
    Er schüttelte den Kopf. „ Tu was ich dir gesagt habe. Besorge mir den Schlüssel zu 312. Ich denke, daß …“ Er überlegte kurz, ließ den Satz jedoch unvollendet. Eine Sekunde später fand sich Marianne wieder allein in ihrer Wohnung.

    Bei ihrer allabendlichen Runde durch den Speisesaal mußte Marianne sich einiges an Beschwerden anhören und sich mehrmals bei Gästen für den Lärm entschuldigen, den die Reparatur der Heizung verursacht hatte. Es würde nur noch morgen ein wenig gearbeitet werden müssen, dann sei der Schaden behoben. Sie hatte sich wieder gefangen, und es gelang ihr, einigermaßen zwanglos mit den Gästen zu plaudern und sie zu beruhigen. Kathrin war sie den ganzen Tag über bewußt aus dem Weg gegangen. Sie fürchtete, die Fassung zu verlieren, sollte ihre Tochter sie zu sehr mit Fragen bedrängen.
    Um Viertel vor Acht war sie zurück in ihrer Wohnung. Doch sie mußte bis kurz vor halb Neun warten, bis Rudolf endlich läutete. Er wollte nicht bei ihr bleiben, sondern holte sich nur den Schlüssel. Gegen

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