Mariannes Traenen
Minibar ging. „Was wäre dein Plan gewesen?“, fragte sie.
Er schenkte ihr ein Glas Wasser ein. „ Am Freitag will ein Oberstaatsanwalt hierher kommen.“
„Woher weißt du das?“
„Ich habe einen Detektiv engagiert, schon vergessen? Und ein leitender Oberstaatsanwalt muß rund um die Uhr erreichbar sein. Vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Und er hat einen Fahrer, der recht wenig verdient …“
Marianne schüttelte ungläubig den Kopf.
„Der Typ ist nicht ganz so krank wie dieser Schickl. Aber viel besser ist er auch nicht. Ich bin davon ausgegangen, daß er und Gunther dich am Freitag …“ Er bot ihr das Glas an. „Bitte verzeih mir, es wäre sicher ein ziemlich schlimmer Abend für dich geworden. Vermutlich ist der Typ zu schlau, sich direkt zu verplappern. Aber Gunther hätte die Kameras ganz bestimmt laufenlassen. Er hätte die einmalige Gelegenheit nicht versäumt, einen hochrangigen Partner beim SM mit einer wehrlosen Sklavin aufzunehmen. Sicher hätte er ihn provoziert, etwas Verfängliches zu sagen, um ihn unter Druck setzen zu können. Und damit …“
Marianne trank einen Schluck Wasser. „Verdorbene Ware “, sagte sie. „Jetzt verstehe ich! Deshalb mußte ich …“ Sie sah ihn an.
„ Richtig: Verdorbene Ware. Der einzige Weg, der mir eingefallen ist, diese Erpressung zu beenden. Das – oder der Skandal.“
Für geraume Zeit schwiegen beide.
„Hast du gesehen, was sie von Kathrin haben ?“, fragte Marianne schließlich.
„So halbwegs. Nicht richtig. Aber ich kann es mir denken. Gibst du mir die DVD?“
Marianne faßte in die Manteltasche. Sie trug immer noch den Trench.
Rudolf nahm die Scheibe und ging zu einem der Rechner. Im Schnelldurchlauf verschaffte er sich einen Überblick. „Da war sie noch jung“, sagte er. „Siebzehn, höchstens achtzehn würde ich schätzen.“
Ma rianne nickte. Dann vergrub sie ihr Gesicht in Händen. „Was kann ich jetzt noch tun?“, fragte sie, und in ihrer Stimme schwangen Müdigkeit und grenzenlose Erschöpfung. „Was kann ich denn jetzt noch tun?“ Sie schaute ihn an. „Ich kann doch nicht Kathrin … diesen … diesen Perversen …“ Sie zuckte mit den Achseln. „Sag mir, was ich tun soll.“
Rudolf stand mitten im Zimmer und rieb sich den Bart. Er überlegte eine Weile, trank zwischendurch selbst einen Schluck Wasser. „Ruf sie her “, sagte er schließlich. „Alle beide.“ Er schaute sie an. „Kathrin und Konny. Ruf sie her. Am besten jetzt gleich. Du mußt mit ihnen reden.“
„Aber was soll ich ihnen sagen?“
„Die Wahrheit.“ Rudolf setzte sich neben sie auf die Bettkante und nahm den Hörer des Haustelefons. „Ich denke nicht, daß du einen Grund hast, irgend etwas zu verschweigen“, sagte er und wählte die Neun. „Und die Möglichkeit dazu auch nicht mehr. Also warum nicht gleich die ganze Wahrheit? Ja Hallo? Frau Gruber, sind Sie das? … Ja, Stadler von 314. Hören Sie mir bitte genau zu, Frau Gruber. Ihre Mutter ist hier bei mir … Lassen Sie mich bitte ausreden. Es ist sehr wichtig, daß Sie jetzt genau das tun, worum ich Sie bitte … Ja … Ja, natürlich können Sie mit ihr sprechen.“ Er reichte Marianne den Hörer.
„Kathrin? … Ja, Liebes … Nein, es geht mir … Hältst du jetzt bitte mal kurz die Luft an und hörst zu? … Nein. Ich gebe dir jetzt Herrn Stadler. Du tust bitte genau das, worum er dich bittet … Ja … Nein, ich will es so! Moment bitte.“ Sie gab ihm den Hörer.
„Wo ist Svenjas erste DVD ?“, fragte er leise, mit der Hand über der Sprechmuschel.
„Im Büro im Tresor.“
„Hat sie Zugang?“
Marianne nickte.
Er setzte den Hörer ans Ohr. „Frau Gruber? … Ja, es ist etwas Ernstes. Etwas sehr Ernstes. Hören Sie bitte zu … Nein, hören Sie bitte! Rufen sie umgehend Ihren Mann Konrad, aber versuchen Sie, es so unauffällig wie möglich zu machen. Ganz wichtig: Reden Sie auf keinen Fall mit dem Personal im Gruberhotel oder mit Ihrer Schwiegermutter. Sprechen Sie bitte nur mit Ihrem Mann persönlich, haben Sie das verstanden? … Ich werde Ihnen alles erklären, sobald Sie beide hier bei mir auf Zimmer 314 sind. Dort erwarten wir beide Sie. Und noch etwas … Nein, sobald Sie beide hier sind. Bitte hören Sie zu: Im Büro im Safe – haben Sie die Kombination dafür? … Ja, Ihre Mutter bittet darum. Sie finden dort eine nicht beschriftete DVD. Ich möchte Sie bitten, die mit hier hoch zu bringen … Ja. Es wäre uns sehr lieb, wenn Sie sich
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