Mariannes Traenen
ganz sicher kein Romantiker. Und ich sehe im Moment nur noch ganz wenige Möglichkeiten für dich, ohne gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder seelischen Ruin aus der Sache heraus zu kommen. Tut mir leid, aber es ist dadurch nun mal gerade so, wie es ist.“
Konrad rieb sich die Stirn. „Sag jetzt bitte nicht Sonntag, Straßenstrich im Industriegebiet …“
„Ich fürchte doch .“ Rudolf nickte und schaute ihn an. „Und es kommt leider noch schlimmer.“
„ Oh Gott!“, flüstere Kathrin.
„Ich fürchte – das ist jetzt vielleicht etwas peinlich – Svenja, oder vielmehr Gunther, jedenfalls haben die beiden nicht nur eure Wohnung durchsucht, und dabei Abrechnungsdaten gefunden. Offenbar war auch eine alte Video-Aufnahme von Kathrin dabei. Laßt uns nicht um den heißen Brei herumreden: Das war eine ziemlich SM-lastige Bukkake-Veranstaltung. Ich denke mal mindestens vier oder fünf Jahre her. Und …“ Er atmete tief durch. „Ich fürchte, in eurer Wohnung im Gruberhof hat’s genauso viele Kameras wie im Zimmer nebenan. Jedenfalls mußten wir beide lernen, daß Kathrin vor dir gelegentlich das gleiche tut, was Marianne in den vergangenen Tagen mehrfach über sich ergehen lassen mußte. Die derzeitige Aufmachung deiner Mutter dürfte euch beiden sicher nicht ganz unbekannt vorkommen.“
„Sag bloß , du hast gerade …“ Kathrin ließ fassungslos die Arme hängen.
„Ich habe vor noch nicht einmal einer Stunde so vor einem fremden Mann gekniet, wie du am Sonntag vor Konny. Er hat mich an einer Leine gehalten, und unter meinem Mantel trage ich frische Spuren seiner Reitgerte. Gleich nachdem sie dafür vierhundert Euro kassiert hatte, hat Svenja mich mit den Aufnahmen von euch beiden konfrontiert.“
Für mehrere Minuten fiel kein Wort. Alle Anwesenden schienen intensiv damit beschäftigt, die Situation zu begreifen. Konrad ergriff schließlich als erster das Wort. Er sprach leise und ausdruckslos.
„Bevor ich gleich rüberfahre und sie totschlage – was will sie?“
Rudolf preßte die Lippen zusammen. „Das … das wird jetzt nicht einfach.“
„Nicht …“, wollte Marianne intervenieren, aber Konrad unterbrach sie.
„Marianne , ich will das jetzt wissen.“
Rudolf atmete tief durch. „Gut, ich werde es euch vorführen. Ich bitte euch nur darum, nichts Unüberlegtes zu tun. Am besten laßt ihr das ganze danach erst mal eine Minute sacken.“ Er ging zum Computer und startete die gleiche Szene, die er kurz zuvor Marianne vorgeführt hatte.
„ … Was ich will? … Ich will eine Aufnahme von dir und Kathrin. Hier drin. Vor zwei fremden Männern. Und die werden euch in eure frechen Mäuler ficken und mich dafür bezahlen. … Und wenn mein Konny endlich begriffen hat, was ihr zwei seid, dann … Dann wird man sehen. Vielleicht mache ich aus Euch eine feste Einrichtung. Bringt ein hübsches Taschengeld, zwei Sklavinnen, die man verleihen kann und die sich nicht wehren können. Weil ich sie in der Hand habe und erpressen kann, wozu ich will. Für Mutter und Tochter als Duo kann man von den richtig Perversen schon einiges verlangen … “
Konrad hielt die Augen angestrengt geschlossen. Sein Atem ging schwer. Röte stieg ihm ins Gesicht. Seine Lippen zitterten. Endlich riß er die Augen auf, schob den Unterkiefer vor und atmete leise durch die Zähne aus. Er stand auf.
„Ich … hast du einen Schluck zu trinken hier?“
Wortlos reichte ihm Rudolf eine Cola-Dose aus der Minibar.
„Gib mir etwas … Stärkeres!“
Rudolf zögerte kurz, dann gab er ihm ein kleines Whiskey-Fläschchen.
„Konny … bitte … nicht …“ Doch Kathrins Protest war nur schwach.
Konrad schüttete den Whiskey in sich hinein und die Cola gleich hinterher. Dann setzte er sich wieder. „Nenn mir einer einen einzigen Grund, sie nicht umzubringen ?“, fragte er leise. „Habe ich einen einzigen Grund, ihr nicht den Hals umzudrehen?“ Sein Atem ging heftig und seine Hände zitterten.
„Oh Gott, Konny …“ Kathrin kniete auf dem Boden und weinte leise, die Hände vors Gesicht geschlagen.
Rudolf ergriff das Wort. „Konrad, würdest du einen Grund akzeptieren, wenn ich ihn dir nenne? Obwohl ich nicht zur Familie gehöre?“
Konrad sah ihn an.
„Der Grund ist der: Deine Mutter ist längst nicht so boshaft, wie sie dumm ist!“
Konrad hustete vor Überraschung. „Was?“, rief er heiser.
„Deine Mutter ist längst nicht so boshaft, wie sie dumm ist “, wiederholte Rudolf. „Der Drahtzieher des
Weitere Kostenlose Bücher