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Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Marie ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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weiteren Brief aus Rom zusammenhängen mussten, der tags zuvor, am späten Nachmittag angekommen war. Antoine hatte ganz wichtig getan und war sofort mit der Post hinauf zum Turm geeilt.
    Dennoch erschrak ich über Bérengers ernsten Tonfall.
    „Was ist geschehen?“ Meine Stimme zitterte ein wenig. Ich ließ das Buch sinken, einen der „Claudine-Romane“ von Sidonie-Gabrielle Colette, die um die Jahrhundertwende erschienen waren. Mein Bruder hatte sie mir geschickt.
    „Man hat mich der Simonie bezichtigt.“
    „Der Simon... – was? Was heißt das?“ Erschrocken war ich aufgesprungen, so dass das Buch herabgefallen war.
    Bérenger atmete tief durch. „Simonie! Setz dich wieder hin, Marie.“
    Ich nahm Platz, doch jetzt begann er, unruhig auf und ab zu gehen.
    „Der Simonie werden noch heute Priester angeklagt, die Handel mit geistlichen Dingen betreiben. Der Name geht zurück auf jenen unseligen Simon Magus, der zu Jesu Zeiten gelebt hat und den der Kirchenvater Irenäus ´Vater aller Häretiker` nennt. Häretiker sind Ketzer, aber das weißt du längst. Simon soll nach seinem Übertritt zum Christentum Petrus Geld angeboten haben, um von ihm das Geheimnis der Vermittlung des Heiligen Geistes durch das Handauflegen zu erfahren.“
    Was redete Bérenger da? Ketzerei? Handauflegen?
    „Was um alles in der Welt hat dieser Simon Magus mit dir zu tun?“ entfuhr es mir, und mein Magen schmerzte mich plötzlich zum Erbarmen.
    „Nun, bis in die heutige Zeit wird das Laster des geistlichen Ämterkaufes, der Handel mit den Sakramenten und die Besetzung geistlicher Stellen mit Laien nach ihm benannt.“
    „Aber was für geistliche Ämter solltest du gekauft haben?“
    Bérenger schüttelte den Kopf. Er war sehr blass, und seine Lippen schimmerten blau vor Zorn.
    „Natürlich keine.“
    „Na, also! Im Grunde müssten sie dich belobigen, wo du auf eigene Kosten die Kirche renoviert hast, nicht wahr? Was wollen sie von dir?“
    „Ich weiß es nicht genau, Marie.“ Bérenger hielt inne, um sich Wein einzuschenken. Er trank sein Glas auf einen Zug leer. Dann stellte er es mit Nachdruck auf den Tisch zurück.
    „Doch, natürlich weiß ich es, da wollen einige an mein Gold!“ brach es aus ihm heraus. „Es war ja auch nur eine Frage der Zeit, bis irgendwer einen Brief nach Rom schreiben und uns anzeigen würde. Jemand hat uns verraten, ganz sicher! Solange Billard im Amt war, ist alles einigermaßen gutgegangen. Er hat seine schützende Hand über uns gehalten – aus gutem Grunde, versteht sich.“
    Ich seufzte tief. Obwohl ich die Antwort auf meine folgende Frage bereits wusste, konnte ich sie mir nicht verkneifen.
    „Heißt das, du hast Billard für sein Schweigen Geld gegeben?“
    Bérenger zögerte. Er schaute einmal kurz zu mir her, dann zur Decke hinauf. „Das ist es ja, was sie mit Simonie meinen. Dieser Bastard ist offensichtlich in Rom umgefallen, und jetzt sind sie hinter mir her!“
    „Billard hat dich verraten? So ein undankbarer Kerl! Was wird jetzt geschehen? Exkommuniziert man dich? Sperrt man dich ins Gefängnis?“ Meine Stimme zitterte beträchtlich.
    „Nein, nein, beruhige dich, Marie! Soweit wird es nicht kommen. Ich denke mir, dass das Schlimmste, was mir passieren kann, eine Amtsenthebung ist. Bis das endgültige Urteil gefällt ist, vergehen sicherlich Monate.“
    Ich sah nicht ein, wieso mich das beruhigen sollte. Bérenger schien mir viel zu leichtfertig auf diese Gefahr zu reagieren, selbst wenn seine Nervosität unverkennbar in den nächsten Tagen und Wochen anhielt.

    Auch der Gemeinderat hatte auf irgendeinem Weg von der Anschuldigung erfahren, und somit wusste es das ganze Dorf. Wieder einmal hatten die Leute ausgiebig Grund, zu tuscheln und zu flüstern, dieses Mal jedoch nicht über Schätze und Absonderlichkeiten ihres Priesters, sondern voller Genugtuung darüber, dass „manche Menschen eben doch die gerechte Strafe für ihren Hochmut erfahren würden. Und das sogar auf Erden.“
    „Ich bin außer mir vor Wut, Marie!“ flüsterte mir Henriette eines Morgens zwischen Tür und Angel zu, als sie sich fertig machte, ins Tal zu laufen, um nach ihren Eltern zu sehen.
    „Wieso, was ist geschehen?“ Ich war gerade dabei, ihr zwei Dutzend Eier, eine Speckseite und ein Stück guter Butter für die alten Leutchen in ihren Korb zu packen.
    „Der alte Caclar – weißt du, was er gestern Abend zu mir und meinem Mann gesagt hat?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Es dürfte unserem

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