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Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Marie ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Widerspenstige geschrieben hat, Marinette?“ Bérenger lachte - und endlich, endlich umarmte er mich und küsste mich zärtlich auf den Mund. Meine Knie zitterten, doch wollte ich mir dies nicht anmerken lassen. So befreite ich mich halbwegs aus seiner Umarmung und flehte ungeduldig: „Jetzt sag es mir doch endlich, spann mich nicht länger auf die Folter!“
    „Nun gut - hab acht!“ Bérenger ließ mich los, räusperte sich, nahm die Abschrift in die Hand und fing an, mir daraus vorzulesen:
    „Schäferin, keine Versuchung (oder Anfechtung),
    dass Poussin, Teniers den Schlüssel besitzen;
    Friede 681.
    Beim Kreuz und diesem Pferd Gottes beende
    (oder zerstöre)
    ich diesen Dämon von Wächter zu Mittag.
    Blaue Äpfel.“

10
    „Und wisst ihr, ich berührte ganz unglaubliche Gefilde,
    wo Blumen sich mit Pantheraugen mischten ...“
    Lautréamont

    „´Pommes bleues` - blaue Äpfel? Was um alles in der Welt soll dieser Unsinn bedeuten? Dafür warst du so lange in Paris? Bérenger, verzeih, aber ich glaube, du und deine Kollegen, ihr seid ebenso verrückt, wie es dieser Bigou war“, rief ich aus und schüttelte lachend den Kopf. „Und - wer soll Poussin sein und wer Teniers, die den Schlüssel besitzen? Von welchem Schlüssel ist überhaupt die Rede?“
    „Das, was wir herausgefunden haben, ist nicht weniger verwirrend als die ursprünglichen Texte. Aber merkst du, Marinette, wie das Geheimnis anfängt, auch dich zu faszinieren? Auf einem anderen Pergament haben wir folgendes dechiffriert:

    XXXV Hirte versucht nicht die Königin der Krete
    ohne das Salz und das Kreuz
    der Dämon des Tanzfestes
    hat dort seinen Bogen gespannt.“

    Das wurde ja immer besser!
    „Du kannst sagen, was du willst, da war ein Verrückter am Werk!“
    Bérenger stupste übermütig meine Nase. „Verrückt, verrückt – ja, ich gebe es zu, ich bin auch verrückt - nämlich nach dir!“
    Mit diesen Worten ließ er die Bücher Bücher sein und zog mich die Treppe hinauf in sein Schlafzimmer.
    Später redeten wir weiter bis weit nach Mitternacht. Einiges über die Verfolgung der Ketzer und ihr schreckliches Ende hatte ich schon im Zug gelesen, und bei manchem habe ich nicht richtig zugehört. Fast schäme ich mich, es zu sagen, dass mir, bei all meiner Neugierde auf das verschlüsselte Geheimnis, das Beisammensein mit ihm, dem Mann meines Lebens, an diesem herrlichen Abend nach seiner Rückkehr aus Paris das Wichtigste war.
    Heute allerdings beginne ich zu ahnen, dass in dem Sprichwort „Liebe macht blind“ ein Stückchen Wahrheit steckt.

    Von Poussin und Teniers – berühmten Malern, deren Werke im Louvre hängen - hatte sich Bérenger Reproduktionen mitgebracht und sie am nächsten Morgen, ohne sie mir zu zeigen, in seinen Schrank geschlossen. Hätte er nur mehr Vertrauen zu mir gehabt, hätte er sich eine vergebliche Grübelei erspart, denn so konnte ich erst Jahre später auf einem der Bilder etwas entdecken, das einer kleinen Sensation gleichkam.

    Bérenger Saunière hatte mich neugierig gemacht auf die Metropole mit ihren unzähligen Sehenswürdigkeiten, dennoch schnürt sich mir noch heute, wenn ich jemanden „Paris“ sagen höre, die Kehle zusammen, denn ich muss augenblicklich an „sie“, an Emma Calvé, denken. Und es sind keine guten Gedanken, die mir dabei in den Sinn kommen.
    Die Sängerin Emma Calvé hat mich, ohne dass sie das ahnte, gelehrt, mit der Unsicherheit zu leben. Folgendes war passiert:
    Bérenger hatte mir ein Schmuckstück mitgebracht aus Paris, eine schöne Agraffe, für die er offenbar viel Geld ausgegeben hatte. Ganz in der Nähe des Grand Palais hätte er sie in einem kleinen, aber exklusiven Juwelierladen entdeckt. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals etwas so Wertvolles geschenkt bekommen zu haben. Voller Stolz trug ich sie fortan an dem Grünseidenen.
    Dann fand ich die Rechnung. Bérenger hatte sie offen liegen lassen, auf seinem Nachtschrank. Zuerst glaubte ich an eine Nachlässigkeit, doch heute meine ich, dass er es absichtlich getan hat, vielleicht um mir meine Grenzen aufzuzeigen. Auf der Rechnung stand ein weiterer Posten, ein Saphirring. Saphire! Schande und Schmach, niemals im Leben konnte der Abbé von Rennes-le-Château, der damals nur ein geringes Jahressalär erhielt, ein vielfaches davon für einen Ring ausgegeben haben!
    Mein Herz klopfte heftig. Hatte Bérenger in Paris die Goldmünzen versetzt? Auch wenn ich mir manchmal ausgemalt hatte, was man sich von dem Gold alles

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