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Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Marie ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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schnarchen angefangen hätten. Da habe der erboste Abt Gevard seine Predigt mit den Worten unterbrochen: ´Es war einmal ein König, der hieß Artus ...`, worauf alle auf der Stelle hellwach geworden wären und die Ohren gespitzt hätten.“ Jetzt lachte er amüsiert. „Die Gesichter meiner Schäfchen möchte ich sehen, wenn ich am Sonntag plötzlich auf Artus zu sprechen komme! Troyes stand übrigens in Diensten der Gräfin Marie von Champagne, die eine Tochter der berühmten Eleonore von Aquitanien war, von der du bestimmt schon einmal gehört hast.“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Aber ja, Marie! Denk an Marcabru und die anderen Troubadoure, die auf der Burg Puivert ein und aus gegangen sind, an die Liebeshöfe und die Sängerwettstreite, die Eleonore ins Leben gerufen hat.“
    „Jetzt, wo du es sagst! Von der Burg Puivert und den berühmten Sängern hat uns der alte Lasalle erzählt.“
    „Siehst du! Erst später aber - nach dem Erscheinen eines Versromanes des Burgunders Robert de Boron, Joseph d` Arimathie - verbindet sich die Gralslegende mit dem Blut Jesu. Der Gral soll Joseph lange Jahre am Leben erhalten haben, nachdem ihn die Juden in einen unterirdischen Kerker haben werfen lassen, aus dem er erst durch Vespasian bei der Zerstörung Jerusalems befreit wurde. Man sagt, dass Josephs Schwager Bron - manche Quellen nennen ihn Hebron - mit dem Gral in die Welt gezogen ist.“
    Ich merkte auf. Von „Josef von Arimathäa“ war bereits in seinem Tagebuch die Rede gewesen. Josef hatte also mit dem Gral zu tun! Das durfte ich nicht vergessen.
    „Und was hat der Gral mit den Ketzern zu tun?“
    „In der Zeit der Katharerverfolgung entstand ein neuer Roman um den Gral. Wolfram von Eschenbach schrieb seinen Parzifal , dessen Name ganz deutliche Assoziationen zum ersten Gralshelden Perceval weckt. Eschenbachs Burgwächter heißt Perilla - und der Berg, auf dem sich der Gral befinden soll, Munsalvaesche . Boudet hat in alten Archiven geforscht und entdeckt, dass der Name des Burgherrn vom Montségur, wo sich die katharische Elite verschanzt hatte, Pereille war. Das kann kein Zufall sein.“
    Auch das wusste ich bereits aus Bérengers Aufzeichnungen. Dennoch warf ich ein:
    „Bei Perilla und Pereille ist die Ähnlichkeit tatsächlich verblüffend, aber Montségur und Munsalvaesche haben doch nur den Anfangsbuchstaben gemein!“
    „Da hast du recht. Beim Parzifal handelt es sich jedoch um einen Schlüsselroman. Montségur kann man mit der sichere Berg übersetzen; Munsalvaesche beinhaltet das lateinische salve , das wohlbehalten oder noch unbeschadet bedeutet. Und dort oben, auf dem Montségur, dem sicheren Berg, lebten die Katharer lange Jahre unbeschadet, ihr Schatz war wohlverwahrt. Es gibt aber noch eine auffällige Übereinstimmung. Eschenbachs Gralskönig heißt Anfortas . Der damalige Verwalter von Rennes-le-Château, der auf Bitten der Katharer die Übergabebedingungen am Montségur ausgehandelt hat, hieß Aniort . Das alles deutet darauf hin, dass der Gral in engem Zusammenhang mit den Katharern, dem Montségur und Rennes-le-Château zu sehen ist.“
    Ich nahm den Kelch ein weiteres Mal in die Hand. Die Smaragde funkelten nur so. Wenn Juliette oder Louise ihn nur sehen könnten, dachte ich bei mir, sie würden schier verrückt werden, alle beide. „Was glaubst du, ist er es oder ist er es nicht?“
    Bérenger zuckte mit den Schultern.
    „Es kann durchaus sein, dass die Katharer sich nur einbildeten, im Besitz des echten Grals zu sein. Vielleicht war man schon damals einem Irrtum aufgesessen. Heute die Wahrheit herauszufinden, ist unmöglich. Ich schließe den Kelch am besten ein, und wir halten vorerst den Mund darüber. Nur Boudet werde ich ihn zeigen. Ich habe nämlich noch etwas anderes mitgebracht, das ihn sehr interessieren wird. Wenn diese Blätter durchgearbeitet sind, dann wissen wir vielleicht mehr über diesen Kelch. Sieh nur!”
    Mit diesen Worten wies er auf einen dicken Stapel ziemlich vergilbter Pergamente, die er liebevoll streichelte. „Das Gold ist geduldig, liebe Marie, auch der Gral. Das hier aber ... nun, möglicherweise bedeuten diese Seiten eines Tages eine kleine Sensation für die Welt.“
    Er setzte sich an den Tisch und fing an, vorsichtig die Seiten voneinander zu trennen. Noch immer schmutzig und zerzaust, ließ er sich durch nichts vom Studieren abbringen. vieles war unleserlich geworden im Laufe der Jahrhunderte, anderes so unverständlich, dass er bald anfing zu

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