Marie ... : Historischer Roman (German Edition)
Seiten vollgeschrieben und unter anderem Boudets Buch erwähnt. Voller Erstaunen hatte ich auch von einem Schäfer aus Rennes-le-Château erfahren, der im „Jahr 1645“ auf der Suche nach einem Lamm in ein Loch gefallen wäre und dabei eine Grotte voll mit Gold und Edelsteinen entdeckt hätte. Die Dörfler hätten ihn erschlagen, weil er ihnen den Ort nicht hatte verraten wollen.
Also war außer dem Tempelritter, Bigou und Bérenger noch einer dort unten gewesen!
Dann hatte Bérenger einige wirklich seltsame Dinge vermerkt, die mich schon beim Lesen beträchtlich verwirrten. Er hätte sich alle weiteren Geschichten, die er für die Marie parat hielt, ersparen können.
„1. Die Legende vom Schäfer soll in Stein gemeißelt über dem Beichtstuhl hängen,
wobei eines seiner Schafe mit dem Kopf eines Teufels ausgestattet wird (Hüter!)
2. Endlich ein Entwurf aus Paris. Statuen f. d. Kirche,
(natürlich nach B.s Vorschlägen):
´Teufel (Asmodi) und Jésus Christus`
- gleiche kauernde Stellung,
Asmodi nach links gerichtet, Jésus nach rechts
Asmodi trägt das Weihwasserbecken auf der Schulter (= sein Kreuz!)
Jésus wird vom Hl. Johannes getauft/Wasser fließt auf seine Schulter (= sein Kreuz!)
beide tragen die gleichen Farben, jedoch umgekehrt, und starren auf den Boden.
Auch alle anderen Statuen schauen auf noch festzulegende Bodenplatten-Koordinaten. (schwarze/weiße).
***
Schachbrett, Nützlichkeit eines zweiten Schachbretts!
(= 128 Felder/ Koordinaten, Farbwechsel beachten!)
***
(Die Gästeliste ist vollständig!)
Antoine und M. verwirren!!“
Zum Schluss hatte ich beträchtliche Mühe gehabt, seine Schrift zu entziffern, und noch mehr, irgend etwas zu begreifen - außer, dass er Antoine und mich auf eine falsche Fährte zu locken gedachte. Doch weshalb? Und wieso stellte er mich mit Antoine gleich?
„Ein Buch schreibt er? Worüber denn?“ fragte ich Bérenger scheinheilig, nachdem ich ihm die Wasserflasche gereicht hatte.
„Nun, es wird keine Einzelheiten aus dem Testament des Templers enthalten, das ich beim Schatz gefunden und inzwischen weitgehend entziffert habe. Das habe ich sichergestellt. Keine Zeile über die schreckliche Geschichte, die dieser Ritter niedergeschrieben hat, kein Wort vom Schatz, den er in unseren Berg gebracht hat. All die Kostbarkeiten gehörten nämlich keinem Geringeren als König Salomon persönlich, habe ich dir das schon erzählt?“
Ich schüttelte den Kopf. „Salomon?“
„Ja, und nur, weil das Ordenshaus der Tempelritter in Jerusalem stand, waren die Ritter zum Hüter dieses außergewöhnlichen Schatzes geworden, den Blanchefort in seiner Eigenschaft als Komtur irgendwann vor 700 Jahren hierher in Sicherheit gebracht hat. Übrigens - wenn du willst, kannst du dir den tapferen Ritter heute einmal ansehen, seine Gebeine liegen noch immer inmitten all seiner Schätze.“
Bislang hatte ich mich immer in der Nähe des Eingangs versteckt halten müssen, während Bérenger allein in die Grotte hochgestiegen war. Mittlerweile hatte er jedoch mit einem Pickel zahlreiche Stufen trittsicherer herausgearbeitet, so dass der Aufstieg für mich nicht mehr so gefährlich war.
„Bérenger, das ist nicht dein Ernst! Du hast den Tempelritter noch immer nicht begraben? Wäre es nicht längst deine Pflicht gewesen, ihn zu bestatten?“
Bérenger blies die Backen auf. „Du musst wissen, Marie, im letzten Kapitel seines Testamentes, in dem er von dem schrecklichen Ende seiner Geliebten Esclarmonde und seiner katharischen Freunde am Fuße des Berges Montségur spricht, gibt er sehr deutlich zu verstehen, dass und auch weshalb er mit dem Katholizismus gebrochen hat. Er klagt die Päpste an, ja, er verflucht sie geradezu. Vor seinem Tod hat er sich dann selbst der Geistweihe der Ketzer unterzogen. Ein Großmeister der Tempelritter konvertiert zum Katharismus! Schon aus diesem Grunde sehe ich mich nicht in der Pflicht, ihn nach römisch-katholischem Ritus zu beerdigen. Man könnte ihn natürlich in eines der anonymen Gräber auf unserem Friedhof legen oder in der Gruft bei seinen Ahnen beisetzen, ohne große Zeremonie, aber ...“
Das wurde ja immer besser! „Ich will dir etwas sagen, Bérenger“, ich fauchte ihn regelrecht an, „eure Arroganz ist kaum mehr zu übertreffen. Stets redet ihr Geistlichen salbungsvoll von Nächstenliebe und Vergebung. Alles Firlefanz! Dieser Mann besaß offenbar den Mut, schlimme Dinge auszusprechen, ja, sie sogar öffentlich anzuprangern
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