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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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schnappen. Drei, vier Stunden Schlaf, mehr waren es nicht gewesen, und die am Küchentisch, Kopf auf den Armen, also nicht eben erholsam. Sie gähnte die Sonne an und verspürte wieder dieses Flattern im Magen. Nein, sie war nicht seekrank, entschied sie, abermals gähnend, nicht mal krank, trotz der nasseisigen Odyssee am Abend zuvor. Ihre Klamotten waren über Nacht getrocknet, nur die Schuhe quietschten noch ein wenig, und alles war gut.
    Alles? Sie schauderte, ein Toter, ein Schwerstverletzter, dessen Chancen durchzukommen allerdings, hatte Pauls Kollegin vorhin erfahren, nicht so schlecht standen, war das gut? Wenigstens war Antonia wohlauf, ihre Mutter und deren Bruder unterwegs, um sie in Bensersiel abzuholen; äußerlich wohlauf, schränkte sie ein, der Schock, Herzog sterben zu sehen, dürfte tief sitzen, rief ja bei ihr noch zittrige Knie hervor, und sie hatte es gar nicht richtig mitbekommen.
    Hatte das wirklich sein müssen? Olaf hatte, von Paul befragt, behauptet, keine andere Möglichkeit gehabt zu haben, um zu verhindern, dass Herzog sie oder Antonia oder beide tötete, Herzog habe schließlich eine Waffe gezogen, was hätte er sonst tun sollen? Sie hatte nichts gesehen, war zu beschäftigt mit Zielen und Werfen gewesen, der erste Wurf, zu schwach, hatte die Scheibe nur beschädigt, und so hatte sie ein zweites Mal ausgeholt, und dieser Stein hatte die Scheibe durchschlagen, aber erst der dritte hatte ihr Zugang zum Haus verschafft. Im selben Moment hatte sie einen Knall gehört, und Herzog war zusammengebrochen, ohne dass sie eine Ahnung gehabt hätte, warum, die Verbindung hatte sich ihr nicht erschlossen, sie hatte überhaupt nicht drüber nachgedacht, sondern war zu Antonia gestürzt, die gerade ganz langsam zu Boden gesunken war. In Zeitlupe in Ohnmacht gefallen. Sie hatte sie nicht mehr auffangen können, sich neben sie gekniet, ihr auf die Wangen geklopft und ihren Namen gerufen, bis sie wieder zu sich gekommen und auf den Beinen gewesen war.
    Antonia hatte zu Herzog hingesehen, auf die Steine zu ihren Füßen und wieder zu Herzog, Marilene war ihrem Blick gefolgt, hatte Herzogs Kopf gesehen, die Wunde, die nicht sie verursacht haben konnte, denn die Steine lagen zu weit entfernt, und dann erst hatte sie die Waffe neben Herzogs Hand entdeckt und angenommen, er habe sich selbst erschossen. Bis Olaf sagte, er habe keine Wahl gehabt.
    Eigentlich war ihr sein Tod gleichgültig, ein Gedanke, der sie einigermaßen erschreckte. Sie war vehemente Gegnerin der Todesstrafe und trotzdem froh über seinen Tod? Was er Antonia gegenüber erwähnt hatte, legte den Schluss nahe, dass er sowohl Christian Körber als auch Kathrin umgebracht hatte, und sie war sicher, dass die Polizei Indizien finden würde, die dies bestätigten. Obendrein hatte er offenbar versucht, Antonias Mutter in den Selbstmord zu treiben, war nur gescheitert, weil Leander Tewes in letzter Sekunde das Schlimmste verhindert hatte. Und was er mit Antonia vorgehabt haben mochte, wollte sie sich nicht mal ansatzweise vorstellen. Gleichwohl hätte ihm ein Verfahren zugestanden statt einer Hinrichtung, Recht und Gesetz statt Selbstjustiz, das war nie eine Frage für sie gewesen. Nicht mal dann, wenn sie selbst Ziel eines Verbrechens gewesen war. Das wunderte sie auf einmal fast mehr als ihre Gleichgültigkeit, ihre Erleichterung.
    Sie wandte den Blick in Fahrtrichtung. Gleich da. Schluss jetzt mit dem Ausflug in philosophische Gefilde, befahl sie sich, du bist sowieso zu müde, um klar zu denken. Sie holte ihr Handy hervor, rief Renate Heeren an und erfuhr, dass sie alle Termine des Tages hatte verlegen können. Bett, ich komme, dachte sie. Die zweite Nachricht hellte ihre Stimmung noch weiter auf. Gerrit war eindeutig auf dem Weg der Besserung und auf die normale Station verlegt worden. Alles fügte sich. Alles war gut. Sie steckte das Handy wieder ein und stutzte. Was?, überlegte sie, was stimmte nicht? Dann fiel es ihr ein. Gestern hatte ihr Handy nicht funktioniert. Wieso hatte sie dann jetzt telefonieren können? Sie schob ihr Unbehagen beiseite, ging zu den anderen zurück und verkündete die zweite der frohen Botschaften.
    »Was?!«, kreischte Antonia.
    »Oje«, Marilene schlug sich die Hand vor die Stirn, »stimmt, das hast du ja noch gar nicht gewusst.«
    »Was ist denn passiert?«, fragte Antonia.
    »Ein Kampfhund ist auf ihn losgegangen, und es sieht so aus, als sei das eine gezielte Attacke gewesen«, erklärte Zinkel.
    »Aber wer

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