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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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bestimmten Ort zuordnen können. Der Richter ist dieser Auffassung gefolgt. Was aber nicht heißt, dass wir es nicht versuchen müssen, wohlgemerkt.«
    »Presse also«, sagte Zinkel. »Dann schauen wir auch gleich, ob wir ein anständiges Foto von ihm finden. Das aus seiner Personalakte taugt nicht viel.«
    »Ich wette, die hat sie alle vernichtet.«
    »Lilian, ja, kann sein, aber vielleicht hat Antonia eins gerettet.«
    »Na, denn man tau! Ich denke, wir verzichten auf Verstärkung, muss ja erst mal keiner mitkriegen, dass wir da ermitteln.« Lübben war schon auf dem Flur und sprach über die Schulter.
    »Ach, in Ostfriesland wird getratscht?« Zinkel lief ihm hinterher. »Hätte ich jetzt nicht erwartet.«
    »Scherzkeks«, entgegnete Lübben.
    »Der Scherzkeks war aber fleißig«, sagte Zinkel. »Körbers Wagen hat Mitte Dezember vor fünf Jahren den Besitzer gewechselt, und zwar mit sämtlichen Papieren. Ging nach Bad Zwischenahn.«
    »Na was«, sagte Lübben kryptisch und fuhr erst fort, als sie bereits im Auto saßen und an einer Ampel warten mussten: »Das heißt circa sechs Wochen nach seinem angeblichen Auszug bei Tewes. Konnte der neue Eigentümer den Verkäufer – oder die Verkäuferin – beschreiben?«
    »Nein, er hat nur telefonisch mit ihm verhandelt, den Wagen hat eine Frau vorbeigebracht, Frau Körber, wie der Käufer angenommen hatte, und die sei alt, hässlich und so verdammt kurzsichtig gewesen, dass sie die Kiste beinahe an die Wand gefahren hätte.«
    »Passt nicht auf Lilian Tewes, es sei denn, sie hätte sich verkleidet«, warf Lübben ein. »Ziemlich gesprächig, der Typ, hm?«
    »Ja, nicht? Er erwähnte außerdem, dass er das dann doch selbst gemacht habe.« Zinkel setzte bewusst eine Pause. »Den Totalschaden verursacht«, fuhr er schließlich fort. »Der Wagen ist ein halbes Jahr später in der Schrottpresse gelandet.«
    »Na ja, ist ohnehin unwahrscheinlich, dass das Fahrzeug der Tatort war. Der Platz zum Ausholen reicht höchstens für eine Ohrfeige, möchte ich meinen.«
    »Wir können das nachstellen, wenn du Zweifel hast.« Zinkel ballte hilfsbereit die Faust.
    »Danke, hält sich in Grenzen.«
    Ein paar Minuten später klingelte Lübben bei Tewes. Antonia öffnete.
    »Moin«, sagte Lübben, »jemand Erwachsenes zu Hause?«
    »Mama!«, rief Antonia ins Haus.
    »Schule schon aus?« Lübben wippte ungeduldig auf den Füßen.
    »Sonderurlaub«, bemerkte Antonia nur.
    »Ach ja, die Schlägerei«, sagte Zinkel. »Kommt da was nach?«
    »Ich hoffe nicht, es gab nämlich überhaupt keine. Jenny hat mich reingelegt, sie muss die Beule schon gehabt haben, als sie zur Schule gekommen ist, übrigens erst in der großen Pause, aber das interessiert ja auch keinen.«
    »Und dafür gibt’s keine Zeugen?«
    »Bestimmt gibt’s die. Aber die würden eh nicht reden. Also fragt erst keiner. Jenny ist so was wie die heilige Kuh der Schule.«
    Bitter, dachte Zinkel. Ein Arzt hätte sicherlich feststellen können, ob Antonia zugeschlagen hatte, aber jetzt war es dafür zu spät. Lilian Tewes enthob ihn einer Antwort.
    Sie war blass, ungekämmt und nachlässig gekleidet, trug eine schlecht sitzende farbfleckige Jeans und ein unförmiges, verwaschenes T-Shirt, das eine tiefere Bedeutung für die Trägerin haben musste, sonst würde man so etwas nicht anziehen. Auf der Straße jedenfalls hätte er sie kaum wiedererkannt.
    »Oh, haben Sie schon was rausgefunden?«, fragte sie.
    »Wir haben einen Durchsuchungsbeschluss zwecks Auffindung von Gegenständen, die dem Verstorbenen Christian Körber zuzuordnen sind«, erklärte Lübben und reichte ihr das Schriftstück. »Sie können Zeugen hinzurufen, oder wir bestellen jemanden von der Stadt hierher«, fuhr er fort, das Prozedere zu erläutern. »Aber Sie können auch ganz darauf verzichten.«
    Tewes starrte auf das Papier in ihrer Hand und murmelte etwas von ihrer Brille.
    »Lass nur, Mama.« Antonia nahm ihr das Dokument ab und überflog es.
    Zinkel bezweifelte, dass Amtsdeutsch zu den in der Schule übermittelten Kenntnissen zählte, doch anscheinend begriff sie den Inhalt durchaus. »Kommen Sie rein«, forderte sie sie auf, zog ihre Mutter zur Seite und schloss hinter ihnen die Tür.
    »Nun?«, fragte Lübben.
    Tewes schien zu überlegen, was das geringere Übel darstellte. »Keine Zeugen, bitte«, entschied sie schließlich.
    »Soll ich vielleicht die Anwältin anrufen, die ich kennengelernt habe?«, fragte Antonia.
    »Gute Idee«, bekräftigte Zinkel, doch

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