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Marissa Blumenthal 01 - Virus

Marissa Blumenthal 01 - Virus

Titel: Marissa Blumenthal 01 - Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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heilfroh, es George überlassen zu können, sich um Al zu kümmern. Wenn Al feststellen mußte, daß das Mädchen entwischt war, dann würde der so wütend werden, daß stocksauer schon gar kein Ausdruck mehr dafür war.
     
    *
     
    Marissa behielt den Hotelausgang weiter im Auge, um festzustellen, ob ihr jemand folgte. Aus der Hoteltür kam niemand, aber als der Straßenbahnwagen losfuhr, konnte sie erkennen, daß ein Mann aus einem Auto sprang und zum Hintereingang des Hotels lief. Der zeitliche Zusammenhang war auffällig, aber als der Mann auch nicht einen Blick in ihre Richtung warf, beschloß sie, das für einen Zufall zu halten. Sie schaute weiter zurück, bis die Straßenbahn um eine Kurve fuhr und sie das Fairmont nicht mehr sehen konnte. Sie hatte es geschafft!
    Sie entspannte sich, bis plötzlich ein lautes Klingeln sie erschreckt auffahren ließ. Sie war schon aufgesprungen und auf dem Weg zur Tür, als sie endlich merkte, daß es nur die Deckenklingel war, die der Schaffner betätigt hatte, um darauf hinzuweisen, daß die Fahrscheine zu lösen wären.
    Ein Mann stand auf, und Marissa nahm rasch seinen Sitzplatz ein. Sie zitterte jetzt und befürchtete plötzlich, daß sie vielleicht Blutflecken an ihrer Kleidung haben könnte. Die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen war das allerletzte, was sie sich wünschte.
    Als ihre Angst allmählich nachließ, spürte sie erst den Schmerz in ihrer Hüfte, wo sie auf das Waschbecken geprallt war. Ihr Hals schmerzte ebenfalls, und wahrscheinlich begann er blau und schwarz zu werden.
    »Das Fahrgeld bitte!« sagte der Schaffner.
    Ohne den Mann anzuschauen, wühlte Marissa in ihrer Tasche nach Kleingeld. In diesem Augenblick sah sie das geronnene Blut auf ihrem rechten Handrücken. Rasch wechselte sie die Stellung, mit der sie die Tasche hielt, und reichte dem Schaffner das Fahrgeld mit der linken Hand.
    Als er weitergegangen war, überlegte Marissa, wie ihre Verfolger sie wohl aufgespürt hatten. Sie war doch so vorsichtig gewesen… Plötzlich kam ihr die Erleuchtung: Sie mußten Tieman beschattet haben. Das war die einzig sinnvolle Erklärung.
    Nachdem ihr Selbstvertrauen einmal erschüttert war, machte sich Marissa auch Gedanken darüber, ob es klug gewesen war, aus dem Hotel zu flüchten. Vielleicht wäre es sicherer für sie gewesen, dort zu bleiben und sich der Polizei zu stellen.
    Aber der Drang zur Flucht war ihr in letzter Zeit regelrecht zum Instinkt geworden. Sie fühlte sich wie ein Flüchtling, und deshalb reagierte sie auch wie ein solcher. Wie konnte sie sich nur einbilden, ihre Verfolger übertrumpfen zu können. Ralph hatte schon recht gehabt. Sie hätte niemals nach New York reisen sollen, geschweige denn nach San Francisco. Er hatte ihr ja schon vor dem Besuch der beiden Städte gesagt, daß sie in ernsthaften Schwierigkeiten stecke. Nun, und jetzt war das alles natürlich noch viel schlimmer - nachdem sie davon ausgehen mußte, zwei Männer getötet zu haben. Es war ihr jetzt einfach zuviel, und sie würde nicht nach Minneapolis fliegen. Sie würde heimkehren und alles, was sie von der Sache inzwischen wußte, und auch alle ihre Vermutungen dem Anwalt mitteilen und ihm die Angelegenheit übertragen.
    Die Straßenbahn wurde jetzt langsamer. Marissa schaute um sich - sie mußte irgendwo in Chinatown sein. Der Wagen hielt, und gerade, als er wieder anfuhr, sprang sie auf, rannte zum Ausgang und sprang noch rasch hinaus. Der Schaffner schüttelte mißbilligend seinen Kopf, als sie zum Gehsteig hinüberlief. Aber niemand aus dem Wagen folgte ihr.
    Marissa holte tief Luft und rieb ihren Hals. Sie blickte um sich und stellte befriedigt fest, daß auf beiden Seiten der Straße reger Betrieb herrschte. Es waren Männer mit Verkaufskarren unterwegs, Lieferwagen wurden ausgeladen, und vor einigen Läden lagen die Waren ausgebreitet auf dem Bürgersteig. Alle Aufschriften waren in Chinesisch. Sie hatte das Gefühl, daß die kurze Straßenbahnfahrt sie auf geheimnisvolle Weise in den Orient versetzt hatte. Sogar die Gerüche waren fremdartig - ein Gemisch aus Fisch- und Gewürzdüften.
    Sie kam an einem Chinarestaurant vorbei und trat, nach einem kurzen Augenblick des Zögerns, dort ein. Eine Frau in einem hochgeschlossenen, aber bis zum Knie geschlitzten langen roten Seidengewand trat auf sie zu und sagte, das Restaurant sei noch nicht geöffnet. »In einer halben Stunde!« fügte sie hinzu.
    »Darf ich bitte trotzdem einmal Ihre Toilette und Ihr Telefon

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