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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Tristan. »Warten Sie ab, bis Sie merken, worauf wir uns eingelassen haben! Sind Sie schon mal in Hongkong gewesen?«
    »Nein«, sagte Marissa.
    »Nun, dann werfen Sie noch einen Abschiedsblick auf die Kookaburrahs! Hongkong ist das absolute Gegenteil vom australischen Outback. Es ist eine Großstadt, die außer Rand und Band geraten ist, besonders seitdem bekannt ist, daß sie ’97 an die Volksrepublik China übergeben wird. Sie ist ziemlich aus den Fugen und wird vom Geld, ganz allein vom Geld regiert. In Hongkong steht alles zum Verkauf, auch das Leben. Und in Hongkong ist ein Menschenleben billig. Das meine ich ernst. Es ist kein Klischee.«
    »Allein wäre ich dort bestimmt nicht zurechtgekommen«, sagte Marissa.
    Tristan sah sie an. »Da bin ich nicht so sicher«, sagte er. »Sie haben den Eindruck auf mich gemacht, daß Sie mehr Mumm und Entschlossenheit aufbringen, als üblich ist.« Mit einem abschiednehmenden Lächeln wandte Tristan sich seinem Flugzeug zu.
    Bald dröhnten wieder die Motoren, und der Propeller ließ ganze Staubfontänen aufsteigen. Noch einmal winkte Tristan ihr zu. Dann löste er die Bremse. Die King-Air setzte sich in Bewegung und stieg zur gleißenden Sonne empor.
     

13
      
    10. April 1990
    7.15 Uhr morgens
      
    »Zeit zum Aufstehen!« rief eine Stimme und riß Marissa aus einem betäubungsähnlichen Schlaf. »Gleich beginnt die WilliamsFernosttour, und zwar mit einem echten Stockman-Frühstück.«
    Blinzelnd schlug Marissa die Augen auf. Tristan stand am Fenster und zog die Vorhänge auf. Schwache frühmorgendliche Sonne fiel ins Zimmer.
    »Los jetzt!« sagte Tristan. Er kam an ihr Bett und zog an der Decke. Erschrocken hielt Marissa sie fest. Tristan lachte und machte dann auf den Hacken kehrt. »Ich erwarte Sie in einer halben Stunde im Frühstückszimmer«, sagte er, ging hinaus und schloß die Tür hinter sich.
    Marissa ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Es war das Gästezimmer in Tristans kleinem Haus am Stadtrand von Charleville. Ein Dachzimmer mit einer hübschen geblümten Tapete. Das Bett war aus Schmiedeeisen und mit einem tröstlichen kleinen Guckloch darüber.
    Nachdem Tristan ihr versprochen hatte, sie nach Hongkong zu begleiten, hatten sie keine Zeit mehr verloren. Nach einem ruhigen Flug waren sie kurz vor Dunkelwerden in Charleville eingetroffen. Erst aus der Vogelperspektive konnte Marissa ermessen, in was für einem unermeßlichen, dürren Land sie sich befand. Sie hatte mal gelesen, Australien sei der älteste Kontinent der Erde. So sah er von oben auch aus.
    Es hatte noch ein kleines Streitgespräch gegeben. Zuerst hatte Marissa nicht in Tristans Haus übernachten wollen. Doch er bestand darauf.
    »Wenn Sie nicht einmal so viel Vertrauen zu mir haben, in meinem Gästezimmer zu übernachten, wie wollen Sie mir dann in Hongkong vertrauen?«
    Am Ende hatte Marissa nachgegeben.
    Der Abend war schnell vorübergegangen. Tristan war hauptsächlich mit Vorbereitungen für die Urlaubsreise beschäftigt. Er rief seinen Kollegen Bob Marlowe an und verabredete mit ihm, daß er seine dienstlichen Obliegenheiten übernehme.
    Marissa hatte besser geschlafen als in den beiden vorhergehenden Nächten.
    Widerwillig zog sie jetzt die Beine unter der Decke vor und stieg aus dem Bett.
    Nach einem herzhaften Frühstück mit Haferflocken, Eiern und Würstchen traf Tristan noch einige letzte Vorbereitungen. Dazu gehörte auch der Gang zu seiner Bank. Dann fuhren sie gemeinsam zum Flugplatz von Charleville und gingen an Bord einer Passagiermaschine der West Air nach Brisbane.
    In Brisbane mußten sie zu einem anderen Flugplatz fahren, um den 11.15-Uhr-Flug der Qantas Air nach Hongkong zu erreichen. Bevor sie durch die Paßkontrolle gingen, nahm Marissa Tristan beiseite und eröffnete ihm, daß der Polizeiinspektor ihr die Auflage erteilt hatte, Hamilton Island vorläufig nicht zu verlassen.
    »Was ist, wenn sie mich anhalten?« fragte sie. »Wenn sie mich vielleicht sogar festnehmen?«
    »Kommen Sie schon!« sagte Tristan lachend. »Sie glauben doch nicht ernsthaft, daß die Royal Police so viel Einfluß hat, oder?«
    Der uniformierte Beamte in dem Verschlag der Paßkontrolle sah sie kaum an.
    Der Flug verlief ruhig und friedlich. Wieder einmal staunte Marissa über den riesigen Pazifik. Bis zu dieser Reise hatte sie keine Vorstellung davon gehabt, wie groß der Ozean war. Als eindeutigen Beweis dafür, wieviel besser sie sich jetzt fühlte, da sie auf Tristan zählen konnte,

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