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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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zuviel geweint.«
    »Das tut mir aufrichtig leid«, sagte Cyrill. »Ich wünschte, ich könnte dir irgendwie helfen. Du siehst aber gut aus.«
    »Bitte, sieh mich bloß nicht an!« sagte Marissa. »Ich wage gar nicht daran zu denken, wie ich aussehe.«
    »Es ist ziemlich schwer, sich mit dir zu unterhalten, ohne dich dabei anzusehen«, sagte Cyrill und lächelte mitfühlend. »Es stimmt zwar, man sieht dir an, daß du geweint hast, aber für mich siehst du genauso hübsch aus wie immer.«
    »Wechseln wir lieber das Thema!« sagte Marissa.
    »Dann will ich dir sagen, warum ich hier vorbeigekommen bin«, begann Cyrill. »Ich mußte wegen einer anderen Sache herfliegen, aber heute morgen kam ein Kollege aus der Bakteriologie zu mir ins Büro und brachte mir die Nachricht, daß es noch ein zweites Ballungsgebiet von Tbc-Infektion der Eileiter gibt. Mit den gleichen Fällen wie die, für die du dich interessierst.«
    »Ach ja?«
    »Ich war sehr erstaunt zu hören, wo es liegt«, sagte Cyrill. »Willst du mal raten?«
    »Ich fürchte, dazu bin ich jetzt geistig nicht imstande«, sagte Marissa.
    »Brisbane«, sagte Cyrill.
    »In Australien?«
    »Ja, Brisbane in Australien. Liegt an der Goldküste, wie man sie da unten nennt.«
    »Ich weiß noch nicht mal, wo Brisbane auf dem australischen Kontinent liegt«, gestand Marissa.
    »Es liegt in Queensland, an der Ostküste«, sagte Cyrill. »Ich bin einmal dort gewesen. Zauberhafte Stadt. Großartiges Klima. Viele neue Hochhäuser entlang der Küste im Süden der Stadt. Eine hochinteressante Gegend.«
    »Hat schon jemand eine Vorstellung, warum die Infektion dort gehäuft auftritt?« fragte Marissa. Was sie betraf, so hätte es ebensogut Timbuktu sein können.
    »Eigentlich nicht«, räumte Cyrill ein. »Es hat ganz allgemein einen Anstieg von Tbc-Fällen gegeben, vor allem in den Ländern, die eine größere Zahl von Einwanderern aus Südostasien hereinlassen. Ich habe aber nicht die leiseste Ahnung, ob Brisbane und Umgebung mehr boat people aufgenommen haben als andere. Auch hier in den USA ist Tbc im Ansteigen begriffen, und zwar weit über das Maß hinaus, das durch Einwanderung aus gefährdeten Gebieten zu erwarten war. Aber ich glaube, das hängt eher mit Rauschgift und Aids zusammen als mit einer Veränderung der Erregerbakterien. Jedenfalls habe ich dir einen Bericht über die Fälle in Australien mitgebracht.«
    Cyrill reichte Marissa den Nachdruck eines Artikels, der im Australischen Journal der Infektionskrankheiten erschienen war.
    »Der Autor ist anscheinend ein Pathologe, der 23 Fälle gefunden hat, die den von dir beschriebenen gleichen. Es ist ein sehr guter Artikel.«
    Marissa blätterte in dem Artikel. Die Sache ließ sie ziemlich kalt. Australien lag am anderen Ende der Welt.
    »Der Kollege aus der Bakteriologie hat mir noch etwas gesagt«, fuhr Cyrill fort. »Im Memorial soll ein Fall mit eingeschleppter Tbc liegen. Ich erwähne das nur, weil die Patientin eine 29jährige Frau aus einer gutsituierten Bostoner Familie ist. Sie heißt Evelyn Welles. Der Name Boston ist mir gleich ins Auge gefallen. Ich dachte, das würde dich auch interessieren. Deshalb sage ich es dir.«
    »Danke, Cyrill«, sagte Marissa und versuchte ein Lächeln. Sie fürchtete, sie würde gleich wieder zu weinen anfangen. Das Wiedersehen mit dem alten Freund hatte sie noch anfälliger gemacht.
    Cyrill blieb noch eine Viertelstunde und beteuerte dann, daß er jetzt gehen müsse. Er habe noch heute abend wieder in Atlanta zu sein.
    Als Cyrill gegangen war, wurde Marissa wieder von Depressionen geplagt. Lange Zeit saß sie fast müßig am Schreibtisch. Wenigstens mußte sie nicht mehr weinen. Meist schaute sie nur aus dem Fenster. Draußen ging der Tag zur Neige. Schließlich dachte sie doch wieder an die Informationen, die Cyrill ihr mitgebracht hatte. Sie sah auf den Artikel aus dem Journal. Den würde sie später lesen. Inzwischen gab es anderes zu tun. Sie riß sich zusammen, zog den Mantel über und zwang sich, ins Memorial zu fahren.
    Die Patientin lag isoliert auf der Intensivstation. Wie schwer der Fall war, ließ sich aus den Krankentabellen ersehen, die bereits ein Gewicht von mehr als zwei Kilo erreicht hatten. Marissa fand sie ohne Schwierigkeiten. Genauso einfach war es, den Assistenzarzt zu finden, der die Frau betreute. Es war ein schmales Bürschchen aus New York City mit scharfem Blick und einem nervösen Zucken. Er hieß Ben Goldman.
    »Es geht ihr sehr schlecht«, sagte Ben

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