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Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Titel: Mark Beamon 01 - Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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unruhig an seiner Unterlippe kaute. Entschlossen klopfte er und trat zwei Schritte zurück.
    Als die Tür sich zu öffnen begann, holte er Schwung, rammte seine linke Schulter dagegen und schaffte es, einen Fuß in den Spalt zu zwängen. Er packte die dünne Messingkette, die sich in der schmalen Lücke zwischen Tür und Rahmen spannte, und setzte seinen Fuß als Hebel ein, bis sie zerriss und er ins Haus schlüpfen konnte. Er zog seine Maschinenpistole aus dem Hosenbund, während Twan die Tür hinter ihnen schloss.
    Rico Washington starrte ihn mit großen Augen an. Er trug nur ein paar rote Boxershorts und ein Sweatshirt. Mit siebzehn war er zwei Jahre älter als Tek und gute dreißig Zentimeter größer. Vor kurzem hatte er angefangen, sich zu rasieren, wovon er einen hässlichen roten Ausschlag auf den Wangen bekommen hatte.
    »Hat’s dir auf einmal die Sprache verschlagen, Rico?«, fragte Tek und richtete seine Maschinenpistole auf die Brust des Jungen.
    Rico wich einen Schritt zurück und schaute an Tek vorbei. »Mensch, Twan – was soll das?«
    Twan hatte beide Hände in die Taschen gestopft und sich zwischen ein leeres Bücherregal und die Wand gedrückt. Er schaute auf seine Schuhe, als sähe er sie zum ersten Mal.
    Tek wurde klar, dass es ein Fehler gewesen war, ihn mitzunehmen. Twan und Rico waren zwei Türen voneinander entfernt aufgewachsen und unzertrennliche Freunde gewesen bis ungefähr zur fünften Klasse, als Twan angefangen hatte, sich auf der Straße rumzutreiben, wovon Rico gar nichts hielt. Sie hatten zwar seit Jahren keinen vollständigen Satz mehr miteinander gesprochen, doch die Erinnerung an ihre Freundschaft war noch nicht ganz verblasst.
    Tek richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Rico, nachdem er sicher war, dass Twan sich nicht einmischen würde. »Was denkst du dir eigentlich dabei, so über mich herzuziehen? Biste scharf darauf, ins Gras zu beißen?«
    Rico reckte die Schultern und streckte die Brust heraus, um ihn durch seine Größe einzuschüchtern. Tek konnte er damit jedoch nicht beeindrucken. Er war daran gewöhnt, Männer zu töten, die älter und größer waren als er. Gegen Kugeln war niemand gefeit.
    »Ich hab dich was gefragt, Rico.«
    »Du hast meine Schwester umgebracht, Mann. Du hast sie in den Kopf geschossen, verflucht!«
    »Du bist nichts, Mann. Schau dich nur mal an – ich töte deine Schwester, und du tust einen Scheiß«, brüllte Tek zurück. Seine Stimme triefte vor Hass und Verachtung, obwohl er weder das eine noch das andere wirklich empfand.
    Rico starrte ihn an, und seine Augen brannten vor Wut und Verbitterung.
    »Was denkt wohl deine Schwester jetzt von dir, wo sie weiß, dass ihr Bruder ein viel zu großes Weichei ist, um den Kerl umzulegen, der sie getötet hat, und stattdessen bloß daher schwafelt?«
    Rico wandte unwillkürlich den Blick ab.
    Es war sinnlos. Seit er zur Tür hereingekommen war, hatte Tek versucht, sich in eine ordentliche Wut hineinzusteigern, aber es ging einfach nicht. Einen Jungen zu erschießen, den er kaum kannte, nur weil der um seine Schwester trauerte, war schwerer, als er gedacht hätte. Aber es musste sein. Ohne seinen Ruf war er gar nichts.
    Tek schaute auf seine rechte Hand. Sie war immer noch taub vor Kälte. Er spürte nicht den rauen Griff der Waffe oder den kalten Stahl des Abzugs unter seinem Zeigefinger. Das einzige Gefühl war ein vages Brennen durch die Hitze im Raum.
    Er betrachtete die Hand, als gehöre der Finger am Abzug jemand anderem. Die Waffe ruckte zweimal, Rico sank in die Knie und kippte nach vorn. Hastig sprang Tek zur Seite, um nicht von ihm mitgerissen zu werden.
    »Scheiße, Mann, du hast ihn umgebracht«, flüsterte eine ängstliche Stimme hinter ihm.
    Mit ausgestreckter Waffe wirbelte Tek herum, aber es war nur Twan.
    »Klappe! Los, lass uns von hier verschwinden.«

10. Kapitel
    Westliches Maryland 5. Januar
    Hobart hatte allmählich das Gefühl, als sei er nur noch unterwegs. Er freute sich auf den Tag, wenn die Vorbereitungen endlich abgeschlossen sein würden.
    Hinter ihm ging die Sonne auf, und obwohl sie noch tief am Himmel stand, setzte er seine Sonnenbrille auf. Er fuhr schon seit fast einer Stunde in Richtung Saint Louis, und sein Rücken machte sich langsam bemerkbar – wahrscheinlich infolge der Erwartung, die nächsten dreizehn Stunden in der gleichen Position verbringen zu müssen. Es half wenig, den Sitz etwas zu verstellen, denn dadurch verkrampften lediglich seine Arme. Ein

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