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Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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14
    Das schwere Gerät in der rechten Hand, so betrat ich vom Dach her meine Wohnung. Auf der untersten Treppenstufe blieb ich stehen, und einen Herzschlag lang glaubte ich mich verraten und überführt. Dann jedoch stellte ich erfreut den Skyrider ab und streckte die Hand aus.
    »Tom!« sagte ich erleichtert. »Gott, bin ich froh, daß du es bist.«
    Tom Collins saß mit ausgestreckten Beinen rauchend im Sessel – in der für ihn so charakteristischen lässigen, unbekümmerten Haltung – und trank mir meinen letzten Whisky fort. Irgendwie verstand er es, auch in der verschlissenen Clubjacke, die er zu Hause zu tragen pflegte, elegant und sympathisch auszusehen: ein Mann, wie ihn sich jeder Modefotograf wünschte.
    Ich vergaß Ruths Warnung. Auf der ganzen Welt konnte nicht so viel geschehen, um einen Keil zwischen Tom und mich zu treiben.
    Tom stellte langsam sein Glas ab, drückte seine Zigarette aus und stand auf.
    »Hallo, Mark!« sagte er. Im Klang seiner Stimme lag nichts von der zwischen uns gewohnten rauhen Herzlichkeit, doch obwohl mir das nicht entging, weigerte ich mich, es zur Kenntnis zu nehmen. »Ich habe mich schon gefragt, wo du dich zu dieser Stunde herumtreibst.«
    Meine Hand ergriff er nicht.
    Ich hob den Skyrider noch einmal auf und stellte ihn in eine Ecke. Noch immer wollte ich nicht glauben, daß Tom sich verändert haben sollte, dennoch wurde plötzlich ein neues Gefühl in mir wach: Mißtrauen. Ich beschloß, Tom in meine Pläne vorerst nicht einzuweihen, zumal bei der Vielzahl von Abhorchwagen ein offenes Gespräch ohnehin nicht ratsam war.
    »Ach«, sagte ich, »ich wollte nur mal sehen, ob das alte Ding überhaupt noch was taugt. Nun, allzuviel ist nicht mehr damit los. Mit etwas Geschick kann man sich damit gerade noch das Genick brechen.« Ich ließ mich in einen Sessel sinken und schlug die Beine übereinander. »Und jetzt mal ‚raus mit der Sprache, Tom, wie es unter alten Freunden üblich ist! Was bedeutet dieser frostige Empfang?«
    Ich hatte mit Absicht diesen leichten Plauderton gewählt, um Tom einen Ausweg aus der zwischen uns wachsenden, mir unheimlichen Spannung zu zeigen. Aber er nahm ihn nicht wahr. Auf einmal schien Feindseligkeit in seinen Augen zu lauern.
    »Du befindest dich im Irrtum, Mark. Ich bin es, der dir ein paar Fragen zu stellen hat, und ich kann nur hoffen, daß deine Antworten zufriedenstellend ausfallen.«
    Seine kalte Sicherheit beunruhigte mich. Sie erinnerte mich an etwas, was ich erst kürzlich schon einmal erlebt hatte, aber darüber nachzudenken, blieb mir vorerst keine Zeit.
    »Mir scheint«, erwiderte ich, »du gehst entschieden einen Schritt zu weit, Tom. Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig – und am wenigsten in meiner eigenen Wohnung. Wenn du zuviel getrunken hast und Streit suchst, tust du besser daran, dich in deine eigenen vier Wände zurückzuziehen.«
    Meine Worte ließen Collins unbeeindruckt. An seiner kalten Sicherheit prallten sie wirkungslos ab, ohne überhaupt zu treffen. Auf einmal wußte ich, woran ich soeben erinnert worden war: an den Empfang auf Asinara. Dort war ich zum erstenmal mit dieser unbeirrbaren, jeder Beleidigung unzugänglichen, auf konkrete Macht gestützten Sicherheit konfrontiert worden.
    »Du irrst schon wieder.« Tom Collins hob die rechte Hand vor sein Gesicht, so daß sein Handrücken mir zugekehrt war. »Vielleicht begreifst du jetzt, warum.« Auf Tom Collins rechtem Handrücken prangte die Reinigende Flamme .
    Ein zweites Mal an diesem Tag brach eine ganze Welt für mich zusammen, und ich fiel in einen Abgrund des Entsetzens und der Verzweiflung. Bis zu dieser Minute hatte ich noch an die Unveränderlichkeit gewisser Menschen geglaubt. Nun jedoch mußte ich jäh erkennen, daß von meiner alten gewohnten Weltordnung nichts übriggeblieben war, daß kein Gesetz mehr galt, daß alle Erfahrungen hinfällig waren – und daß ich über nichts mehr verfügte, an das ich mich halten konnte, um nicht an mir selbst irre zu werden.
    »Tom«, sagte ich gepreßt, »Tom, das kann doch nicht sein! Hör endlich mit diesen blödsinnigen Späßen auf! Du bist doch immer gegen sie gewesen. Es ist doch nur ein paar Tage her, daß wir miteinander gesprochen haben.«
    Tom streckte die Hand nach mir aus.
    »Wen die Reinigende Flamme berührt«, sagte er, »der wird entweder ein neuer Mensch, oder aber er zerfällt zu Asche. Du kannst von Glück reden, daß ich unsere alte Freundschaft noch nicht ganz vergessen habe – nur

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