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Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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erst nach längerem Suchen und Vergleichen erkannte ich die Baumgruppe, die Ruth O‘Haras Haus umschloß.
    Der plötzliche Lichtstrahl, der über mich herfiel, überraschte mich so sehr, daß ich mitten in der Bewegung erstarrte – und vielleicht war es diese Reglosigkeit, die mich noch einmal rettete. Ein paar atemlos beklemmende Sekunden lang war ich davon überzeugt, daß alle Scheinwerfer der Stadt auf mich gerichtet wären – während unsichtbare Scharfschützen unter mir bereits das Ziel anvisierten.
    Doch das Licht rührte von keinen Scheinwerfern her.
    Lediglich ein großer Bildwerfer hatte sich das Trignum als Projektionsfläche für ein überdimensionales Dia ausgesucht, und ich, wie ich da stand, war zu einem Teil von General Smith geworden, der auf seine Hauptstadt herablächelte.
    Aus meiner anfänglichen instinktiven Erstarrung wurde allmählich eine bewußte, konzentrierte Reaktion der Abwehr. Darin, daß ich stillstand und abwartete, bis es dem Mann am Bildwerfer einfiel, ein neues Dia einzuschieben, lag meine einzige Hoffnung. Ich verlor jedes Gefühl für Zeit.
    Ich wußte nicht, ob man mich sehen konnte – aber mir war, als wären Millionen Augen auf mich gerichtet. Es schien mir unmöglich zu sein, daß ich auf die Dauer unentdeckt blieb.
    Und doch war es so.
    Das Licht erlosch so unvermittelt, wie es über mich hergefallen war, und nicht ein einziger Schuß war auf mich abgegeben worden – vielleicht, weil niemand in Metropolis mehr zu diesem General aufblickte, der ihm auf Schritt und Tritt von Tausenden von Plakaten entgegenlächelte.
    Diesmal schwebte ich, trotz meiner Aufregung, mit der Leichtigkeit einer aufsteigenden Feder davon. In den guten alten Zeiten hätte ich es nicht besser machen können. Seltsam, wie man nie ganz vergißt, was man einmal erlernt hat.
    Noch ein paarmal wurde ich von den tückischen Böen erfaßt, doch diesmal war ich auf der Hut, und jedesmal, bevor sie mir gefährlich werden konnten, manövrierte ich sie mit einer schnellen Körperdrehung aus.
    Unter mir pulsierte die Stadt, und in Augenblicken der Windstille konnte ich die heiteren Klänge aus den Lautsprechern hören, die das neue Glück, das mit dem General gekommen war, in alle Häuser bringen sollten. Aber ich konnte auch deutlich die Laser–Batterien erkennen, die unbeweglich auf ihren Positionen standen, und die fahrbaren Abhorchgeräte, die durch die Straßen schlichen, ihre metallenen Tentakel ausschwenkten und dann wieder weiterfuhren.
    Weit, weit in der Ferne gewahrte ich die roten und grünen Lichter von VEGA und, von ihnen mit bunten Reflexen überzogen, das leuchtende Cockpit von Delta VII, und eine Weile lang faszinierte mich der Gedanke, daß ich nur den Kurs zu ändern brauchte, um an Bord zu gehen.
    Dann jedoch schwebte ich bereits über die 151. Avenue hinweg und hatte Mühe, aus der Vielzahl von Baumgruppen die richtige herauszufinden. Noch einmal geriet ich in eine dieser widerlichen Böen, doch statt zu steigen, wich ich diesmal nach unten aus, bis meine Füße fast die Erde berührten; dann zog ich noch einmal den Regulator, huschte steigend über die Bäume hinweg, sah das Haus, in dem ich so viele glückliche Stunden verbracht hatte, vor mir auftauchen, korrigierte den Kurs, verlangsamte und setzte fast lautlos auf dem Balkon auf.
    Als ich mein Gerät abgeschnallt hatte, sah ich mich um. Die Balkontür war lediglich angedrückt; ich gab ihr einen sanften Stoß, und sie schwang auf. Ich betrat Ruths Wohnzimmer. Fast im gleichen Augenblick kam Ruth durch eine andere Tür herein. Noch bevor sie mich erkannte, war ich bei ihr und preßte ihr die Hand auf den Mund.
    »Ich bin‘s!« sagte ich. »Um Gottes willen, verliere jetzt nicht die Nerven.«
    Ich zog sie an mich und gab ihr Zeit und Gelegenheit, den Schrecken, den ich ihr zugefügt hatte, zu überwinden. Seit meiner Rückkehr zur Erde war das mein erster glücklicher Augenblick – und fast vergaß ich, weshalb ich gekommen war und daß die Zeit nicht zu meinen Verbündeten gehörte. Ich hielt Ruth fest in den Armen, atmete den Duft ihrer Haut in mich ein und wünschte mir verzweifelt, ich könnte für sie und mich einen Weg zurück finden in unsere glückliche, sorglose Vergangenheit.
    Nach einer Weile holte Ruth tief Luft und löste sich von mir. Bevor sie etwas sagen konnte, legte ich ihr den Zeigefinger auf die Lippen, und sie begriff.
    Ihre Augen strahlten mich an, und ich wußte, daß sie sich genauso nach mir gesehnt hatte

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