Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
wie ich mich nach ihr. Ich ging hinüber zur Musiktruhe und ließ das Titelverzeichnis rotieren, bis ich das Passende gefunden hatte. Ein Druck auf den Knopf – und der Raum war erfüllt mit den feierlichen Klängen eines alten jüdischen Synagogengesanges. Ich drehte die Musik lauter. Die Spitzel auf der Straße sollten sich ruhig wundern.
    Dann kehrte ich zu Ruth zurück und nahm sie wieder in die Arme. Auf diese Weise konnten wir miteinander sprechen, ohne zu schreien.
    »Ich habe nicht viel Zeit«, sagte ich. »Darum beantworte nur meine Fragen. Wirst du überwacht?«
    »Ja«, sagte Ruth.
    »Glaubst du, du kannst ihnen entwischen?«
    »Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.« Sie warf ein wenig den Kopf zurück, um mich besser sehen zu können. »Warum?«
    »Du mußt es tun«, sagte ich. »Sobald mein Anruf kommt, mußt du das Haus verlassen und dich zum nördlichen Golfplatz begeben, ohne daß dir jemand folgt. Glaubst du, du kannst das schaffen?«
    Ruth nickte.
    »Ich werde es versuchen. Aber warum, Mark? Was hast du vor?«
    »Es muß klappen«, sagte ich. »Vergiß nicht: Sobald ich dich anrufe, unter irgendeinem Vorwand, verläßt du das Haus und begibst dich zum nördlichen Golfplatz. Alles Weitere laß meine Sorge sein.«
    Sie schmiegte sich enger an mich, und ich spürte, wie ein leises Zittern ihren Körper durchlief.
    »Mark, was hast du im Sinn?«
    Ich streichelte ihr Haar – überwältigt von der Erkenntnis, wieviel sie mir bedeutete.
    »Nichts, was du verwerfen würdest«, sagte ich ausweichend. »Falls bei mir etwas dazwischenkommt, kannst du immer noch nach Hause zurückkehren, und wenn man dir dann Fragen stellt, kannst du ruhigen Gewissens sagen: du weißt von nichts.«
    Sie trat einen halben Schritt zurück und sah mich an. »So ernst ist es?«
    »Ja«, sagte ich, »so ernst.« Sie erriet meine Gedanken. »Du willst fliehen?«
    »Ja«, sagte ich. »Es ist alles vorbereitet.«
    Sie kehrte zu mir zurück und lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter.
    »Sie haben den Präsidenten.«
    »Ich weiß«« sagte ich. »Ich habe seine Rede gehört.«
    »Und du denkst«, fragte Ruth, »das hat er aus freien Stücken getan?«
    Ich blieb stumm. Ruths seelische Bindung an den Präsidenten war groß, und ich wollte sie nicht kränken. Außerdem wollte ich jetzt keinen Streit. Ich mußte zurück in meine eigenen vier Wände – für den Fall, daß man meine Anwesenheit überprüfen sollte.
    »Mark«, sagte Ruth – so laut, daß ich mich besorgt fragte, ob der Vorhang aus Musik, den ich um uns gezogen hatte, uns auch genügend abschirmte –, »er hat uns nicht verraten. Ich weiß nicht, was sie mit ihm gemacht haben, aber irgend etwas müssen sie mit ihm gemacht haben. Du hast ja überhaupt keine Ahnung, wozu sie alles fähig sind!«
    Ich küßte sie rasch auf den Mund und ließ sie los. »Ein Grund mehr, zum Golfplatz zu kommen.«
    Ruths Augen waren verschleiert, aber sie nickte. »Ich werde kommen, Mark«, sagte sie.
    Seite an Seite traten wir auf den Balkon hinaus. Ich wuchtete mir den Skyrider auf den Rücken.
    »Paß auf dich auf!« sagte Ruth leise. »Und noch etwas, Mark: Nimm dich vor Collins in acht.«
    Die Tragweite dieser Warnung bewirkte, daß sich mein Herzschlag verlangsamte.
    »Ruth, was willst du damit sagen? Ich kenne Tom. Er ist treu wie Gold.«
    Ruths Stimme wurde hart und spröde.
    »Nun«, sagte sie, »früher oder später wirst du es ja doch erfahren, weshalb also nicht von mir? Das Fernsehen ist umorganisiert worden, und ein paar wichtige Leute sind dabei in der Versenkung verschwunden. Tom Collins aber macht mit seiner Sendung weiter – nur daß jetzt plötzlich bei ihm alles weiß ist, was früher rabenschwarz war.«
    Vielleicht, wenn ich von den neuen Machthabern bereits so viel gesehen hätte wie Ruth, wäre ihre Warnung nicht von mir in den Wind geschlagen worden. Damals jedoch wußte ich nur eins: Tom Collins war mein Freund. Für die Lauterkeit seines Charakters stand ich ein.
    »Wer weiß«, sagte ich darum nur, »was er damit bezweckt. Wenn Tom meint, mit den Wölfen heulen zu müssen, verfolgt er damit bestimmt einen Zweck.«
    Ruth schwieg.
    »Hauptsache«, sagte ich noch »wir beide wissen, was wir voneinander zu halten haben.«
    Der Skyrider war angelegt, ein Windstoß ließ die Bäume aufrauschen, danach wurde es still. Ich drückte auf den Starter, zog den Regulator und trat vom Balkon hinab ins Leere. Der Skyrider fing den Sturz sanft auf und zog mich davon.

Kapitel

Weitere Kostenlose Bücher