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Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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den Prozeßberichten. Mir scheint, Sir, sie ist da in was hineingeraten. Ich dachte – besser ist‘s, Sie erfahren‘s von mir als ...«
    »Danke!« unterbrach ich ihn. »Danke.« Ich schaltete mich aus.
    Die Zeitung vom letzten Freitag lag ganz obenauf. Ich legte sie mit zitternden Händen ein und ließ die Seiten Revue passieren, bis ich die entsprechende Meldung gefunden hatte. Nichts Auffälliges war an ihr. Sie stand auf der vorletzten Seite und rangierte unter der Nummer 124 der an diesem Tag gesprochenen Urteile. Es handelte sich um einige wenige Zeilen : Ruth O‘Hara. Anklage: Begünstigung eines Staatsfeindes (Henri Villiers). Kein Geständnis. Verurteilt aufgrund von Beweisen und Indizien. Strafmaß: 25 Jahre Zwangsarbeit auf dem Uranus.
    Und obwohl ich darauf vorbereitet war, traf es mich wie ein Keulenschlag. Ein Gefühl völliger Lähmung überkam mich. Ich empfand keinen Zorn; ich war unfähig zu rebellieren. Ich war nur bis in das Mark hinein entsetzlich müde und entsetzlich traurig.
    In Übereinstimmung von Recht und Gerechtigkeit ...
    Ich vermeinte die scheppernde, seelenlose Stimme von SALOMON 76 zu hören.
    Ruth O‘Hara war verhaftet und verurteilt. Und ich konnte nichts für sie tun.
    SALOMON 76 war unfehlbar. Eine ganze Menschheit bejubelte seine unbestechliche Weisheit.
    Niemand außer mir – und vielleicht Captain Romen – zweifelte das Urteil an. Selbst Lieutenant Mercier hatte sich vorsichtig ausgedrückt: Sie ist da in was hineingeraten ...
    Mit anderen Worten hieß das: Bei allem Respekt, Sir, den ich Ihnen schuldig bin, und bei aller persönlichen Anteilnahme an Ihrem familiären Schicksal – an der Schuld Ihrer Frau ist nicht zu zweifeln. Für Lieutenant Mercier war dieses Urteil völlig korrekt.
    Ja, war denn die ganze Welt verrückt geworden?
    Und was war mit mir?
    Bis vor kurzem war ich noch selbst ein eifriger Parteigänger von SALOMON 76 gewesen. Captain Romens Freund, Doktor Perry, John Harris und letztlich auch Villiers – und dazu alle jene Hunderte und Tausende bis dahin unbescholtener Bürger der EAAU, die ich persönlich nicht kannte; sie alle hatte ich ohne mit der Wimper zu zucken in diesem menschenmordenden Paragraphenschlund entschwinden sehen, und mein ganzer Kommentar war gewesen: Sie haben bekommen, was sie verdienen.
    Und jetzt, auf einmal, da der Blitz nicht irgendwo einschlug, sondern mitten in meinem Haus zündete, lehnte ich mich auf?
    Ich mußte es tun. Ruth O‘Hara war meine Frau. Ich wußte, daß sie das ihr zu Last gelegte Verbrechen nicht begangen hatte – es sei denn, daß die Zubereitung einer Tasse Kaffee für einen amtierenden Minister bereits als Verbrechen galt.
    SALOMON 76 mußte überprüft werden. Er hatte jedes Maß verloren.
    Ich verbrachte eine schlaflose Nacht. Meine Gedanken waren bei Ruth. Wo mochte sie sich befinden, was tat man ihr an? Sie war nicht der Mensch, der einfach aufgab. Bestimmt hoffte sie, bestimmt kämpfte sie.
    Doch wie kämpfen – wenn man sich erst einmal im Strudel befindet?
    Und worauf hoffen – da es doch längst keine Instanz mehr gab, die SALOMON 76 zum Einlenken veranlassen konnte?
    Eine ganze Menschheit lag vor ihm auf den Knien und betete ihn an, den neuen elektronischen Götzen in der Einsamkeit des Himmels. Und sie ließ sich, Stück um Stück, von ihm vernichten. Jeder einzelne tat nur seine Pflicht, klammerte sich an das ihm zugewiesene Partikelchen Ordnung. Wenn ein Polizist zur Verhaftung schritt, so tat er das guten Gewissens. Das Denken, das Entscheiden war ihm längst abgenommen. Er brauchte nur noch gehorsam zu dienen. Alle Verantwortung lag bei SALOMON 76.
    Oder hatte SALOMON 76 doch recht – und nur im Fall von Ruth O‘Hara war ihm ein Lapsus unterlaufen?
    Ich ergänze meinen Bericht mit der Aussage von Ruth O‘Hara, zu Protokoll gegeben vor dem AUSSCHUSS ZUR UNTERSUCHUNG DER COMPUTERAFFÄRE:
    Meine Festnahme war kein Ausnahmefall. Eine Verhaftung jagte die andere. Es gab in jenen Wochen in ganz Metropolis kaum ein Haus, kaum eine Institution, wo nicht wer von der Polizei abgeholt wurde. Die meisten dieser Leute wurden unter Ausschluß der Öffentlichkeit auf dem normalen Computerweg abgeurteilt.
    Meine Gefühle waren widerstrebend. Mein Mißtrauen gegen diese neue Form der Justiz wurde überlagert von der Angst, abseits zu stehen, nicht Schritt zu halten mit der vom Fortschritt überzeugten und begeisterten Masse. SALOMON 76 anzuzweifeln war nicht nur gefährlich, sondern es brachte einen

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