Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)
räusperte sich. »Nun«, brummte er, »wenn das so ist – ich bin auch dabei! Das alte unzulängliche Rechtssystem war mir lieber. Zum Teufel mit SALOMON 76!«
Und auch Lieutenant Stroganow drückte mir die Hand.
Der nächste war Lieutenant Xuma. »Es ist nicht, weil man mich einsperrt, Sir. Irgendwas werde ich schon auf dem Kerbholz haben. Aber wenn man Sie einsperrt, Sir – dann mache ich nicht mehr mit. Dieses Teufelsding muß endlich zur Vernunft gebracht werden!«
Nacheinander kamen sie alle zu mir, um mir die Hand zu drücken. Die Verschwörung nahm Gestalt an. In den Mauern von REHABILITATION formierte sich der Widerstand.
»Ich bin Ihr Mann«, sagte Jan Minkowski. »Ich habe da, was Villiers angeht, noch etwas wiedergutzumachen.«
Lieutenant Simopulos nahm Zuflucht zu einem Scherz: »Was bleibt mir übrig, Sir? Wenn schon die Polen mitmachen, kann ein Grieche unmöglich abseits stehen.«
Per Dahlsen hielt mir seine mächtige Pranke entgegen. »Sie sind der Commander, Sir. Sie sagen, wann und wo ich zuschlagen soll. Den Rest besorge ich.«
Lieutenant Mercier hatte sich zurückgehalten. Nun schüttelte er den Kopf. »Ich verstehe noch immer nicht, wie es dazu hat kommen können«, bemerkte er langsam, fast schleppend. »Immer habe ich geglaubt, es gibt nichts Höheres, nichts Vollkommeneres als die Technik. Und an eben dieser Technik gehen wir heute zugrunde.« Er schluckte. »Nein, nein, das ist nicht wahr! Wir gehen nicht an der Technik zugrunde. Es ist unser blinder Glaube an die Technik, woran wir krepieren! Nicht SALOMON 76 ist schuld. Ich bin schuld – und alle die andern, die ihn zu ihrem Götzen erhoben haben, diesen elektronischen Popanz, der nicht ganz richtig im Kopf ist. Sir, können Sie es mir verzeihen, daß ich je an der Schuldlosigkeit Ihrer Frau gezweifelt habe?«
Ich drückte Antoine Merciers Hand, lange und fest.
»Wir alle«, sagte ich, »haben uns schuldig gemacht. Und wir alle sollten versuchen, unsern Teil dazu beizutragen, die Menschheit von diesem Spuk zu erlösen.«
Heute, da ich zurückblicke, vermag ich zu sagen: dies, was sich in den Mauern von REHABILITATION zutrug, war der erste wesentliche Schritt auf dem langen Weg des Kampfes gegen SALOMON 76. Acht Menschen hatten sich zusammengefunden, die bereit waren, für ihre Überzeugung einzustehen. Und ein glücklicher Zufall wollte es, daß diese acht Menschen eine aufeinander eingespielte Schiffsbesatzung war: raumerfahren und im Kampf geschult.
Von SALOMON 76 war es ein Fehler, diese acht Menschen auf einen Schlag zu verhaften und ihnen somit die Augen über seine Fehlbarkeit zu öffnen. Und indem er diesen Fehler beging, wies er sich als das aus, was er war: kein übermenschliches Hirn, sondern ein bei aller Kompliziertheit doch simpler Apparat.
Jedoch: indem ich dies erwähne, greife ich den Ereignissen vor.
Einstweilen saßen wir hinter Kerkermauern und warteten auf unsere Verurteilung.
Jeder von uns überbrückte das unerträgliche Warten auf seine Weise – die meisten von uns, indem sie schliefen, Sergeant Dahlsen, indem er wieder und wieder die Zelle inspizierte, in der vergeblichen Hoffnung, auf eine schwache Stelle zu stoßen, durch die man hätte ausbrechen können.
Doch REHABILITATION war für die Ewigkeit gebaut; an Flucht war nicht zu denken.
Ich vertrieb mir die Zeit, indem ich im Geist alte Flüge unter den Sternen rekonstruierte. Ich brauchte lediglich die Augen zu schließen – und schon zog ich dahin im kalten, majestätischen Glanz fremder, nie betretener, unerforschter Welten. Meiner Phantasie waren keine Grenzen gesetzt. Oder ich dachte an Ruth O‘Hara – nicht an jene, die mittlerweile als Gefangene auf dem Uranus weilte, sondern an die Gefährtin vieler stürmischer Jahre. Wie oft hatte uns das Schicksal auseinandergerissen, um uns dann huldvoll wieder zusammenzuführen! Nichts, was zusammengehört, läßt sich auf Ewigkeit trennen. Es gibt kein stärkeres Element als die Liebe.
Grischa Romen beschäftigte sich mit seiner Mundharmonika. Man hatte sie ihm belassen – wohl, um sich großzügig zu zeigen.
Er spielte die alten, teils aufbrausenden, teils wehmütigen Zigeunerweisen, die zu hören ich nie müde wurde.
Manchmal glaubte ich, in der Ferne ein schwaches Echo zu hören – doch ich verwandte darauf weiter keine Aufmerksamkeit.
Es gab auch Stunden, in denen Captain Romen seiner Mundharmonika lediglich monotone Töne entlockte, ohne Melodie und Rhythmus. Sie hörten sich an wie
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