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Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Waffensysteme?«
    Lieutenant Minkowski machte ein bekümmertes Gesicht. »Nicht gut, Sir. Nach unserem Probeschießen sind die Energiekammern nicht wieder aufgefüllt worden. Die Anzeige liegt bei knapp sechzig Prozent.«
    »Das ist nicht gerade viel«, sagte ich matt.
    »Nein, Sir«, bestätigte mein Zweiter Bordingenieur, »das ist nicht gerade viel. Einen langen Krieg können wir uns damit nicht leisten.«
    Lieutenant Minkowskis Eröffnung war ein zusätzlicher Schlag. Sechzig Prozent – das reichte gerade für zwei, drei astrale Gefechte. Danach würde der Pirat sein Pulver verschossen haben. Ich gab mir Mühe, ein steinernes Gesicht zu machen und mir meine Sorge nicht anmerken zu lassen. Die Besatzung hatte wie nie zuvor ein Recht auf einen zuversichtlichen, selbstbewußten Commander.
    »Danke«, bestätigte ich knapp. »Ich bin im Bilde. Und nun zu Ihnen, Sergeant Dahlsen. Ich bitte um die Proviantliste!«
    Statt einer Antwort zeigte mir Sergeant Dahlsen die leeren Hände.
    »Was heißt das?« herrschte ich ihn an. »Können Sie sich nicht präziser ausdrücken, Sergeant?«
    Sergeant Dahlsen wiegte den Kopf. »Sir«, sagte er, »von einer Proviantliste kann nicht die Rede sein. Das Schiff sollte, wenn Sie sich entsinnen, nach Moskau überführt werden. Es gibt an Bord nur den normalen Notvorrat, und den haben wir bereits angebrochen.«
    Ein weiterer Punkt, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Das Netz begann sich zusammenzuziehen. Unsere Flucht näherte sich einem vorzeitigen Ende. Einen Atemzug lang fühlte ich mich ausgelaugt und mutlos. Hatte sich denn alles gegen uns verschworen?
    Ich schüttelte die Beklemmung ab. Nur mit nüchternem Denken und Handeln konnte die Situation gemeistert werden.
    »Angenommen«, sagte ich, »Sie würden den Vorrat strecken – wie viele Tage könnten Sie im äußersten Fall herausschinden?«
    Sergeant Dahlsen hob die rechte Hand und knickte zwei Finger ein. »Drei, Sir.«
    »Ich sagte: im äußersten Fall!«
    »Drei Tage, Sir«, wiederholte der Schiffskoch. »Das ist der äußerste Fall.«
    »Danke«, sagte ich. »Das ist alles, was ich wissen wollte.«
    Wenn ich heute zurückblicke, bin ich geneigt, zu behaupten, daß dies den Ausschlag gab: im Grunde eine Kleinigkeit, ein für die Geschichtsschreibung scheinbar völlig unmaßgebliches Ereignis. Einem einsam unter den Sternen dahinziehenden Schiff fehlte es an Proviant. Freilich: es war dieser Umstand, der mich zwang, alle jene Maßnahmen einzuleiten, die später von den Historikern so groß herausgestellt werden sollten. Auf einmal sah ich mich genötigt, einen Plan für unser Überleben zu entwerfen und in die Tat umzusetzen.
    Was diesen Plan anbetrifft, so muß hinzugefügt werden, daß er getroffen wurde unter dem Zwang von Ereignissen, die ich nicht verschuldet hatte. Unter normalen Umständen wäre mir ein Angriffsbefehl jener Art, wie er in mir zu reifen begann, nie über die Lippen gekommen.
    Jedoch – die Umstände waren nicht normal.
    »Lieutenant Stroganow!«
    »Sir?«
    »Wir haben, wie Sie gehört haben, gerade noch drei Tage Zeit, um uns angemessen zu verproviantieren. Ich brauche eine Aufstellung sämtlicher Raumstationen, die wir innerhalb dieser Frist erreichen können, einschließlich ihrer Daten.«
    Lieutenant Stroganow war bereits auf den Beinen. »Sie gestatten, Sir, daß ich Ihre Frage an den Computer weitergebe?«
    »Ich bitte darum.«
    Lieutenant Stroganow zog sich in das Kartenhaus zurück.
    Ich versank in Nachdenken.
    Wo – so fragte ich mich – endete unser Recht auf Widerstand?
    Die Flucht ließ sich vor dem Gewissen verantworten. Weder unsere Inhaftierung noch unsere Verurteilung war Rechtens gewesen. Was letztlich hatten wir anderes getan, als einem Justizmord vorzubeugen?
    Der nächste Schritt freilich mußte folgenschwerer sein. Aber – auf ihn zu verzichten bedeutete, die Besatzung, die mir soeben noch ihr Vertrauen bekundet hatte, dem Hungertod im All auszuliefern.
    »Sir!«
    Ich blickte auf. Lieutenant Stroganow war zurückgekehrt.
    »Ja, Lieutenant.«
    »Es ist, wie ich schon vermutet habe, Sir. Innerhalb der Dreitagefrist läßt sich nur eine einzige Raumstation erreichen.«
    »Und die ist?«
    Lieutenant Stroganow zögerte; er schluckte. »TRABANT IX, Sir.«
    Mich fröstelte. Ausgerechnet TRABANT IX, diese einem perversen Computerhirn entsprungene Todesstation im All! Das Schafott unter den Sternen, dem wir mit knapper Not entkommen waren. Die Stätte, an der unter vielen anderen auch

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