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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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und sich in Richtung der Dünen davonmachten.
    Geschafft! Sie waren verängstigt und verzögerten dadurch ihren Vormarsch! Ich selbst hielt die Anspannung allerdings auch nicht mehr aus und rannte jetzt um mein Leben.
    Nach etwa dreißig Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit erschienen, wurde ein kehliger lateinischer Befehl gebrüllt und die Reihen formierten sich wieder. Zeit genug für mich, um erst einmal aus der unmittelbaren Gefahrenzone herauszukommen.
    »Aequatis passibus! Pergite!« [48]
    Die Legionäre waren eindeutig stark verunsichert, doch der harte Drill und die Disziplin zeigten ihre Wirkung. Nicht umsonst hatte diese Armee ein Weltreich erobert! Weitere Befehle wurden gebrüllt und der Vormarsch ging schließlich wieder voran, jedoch zumindest einen Tick zögerlicher, wie ich fand. Und die Minute, die ich mit dieser Aktion gewonnen hatte, bedeutete sichere Flucht in den zentralen Teil des Lagers ohne erneuten Speerhagel.
    Zeit genug auch für Ingimundis Männer, sich zu sammeln, ausreichend zu bewaffnen und sich erst einmal zurückzuziehen. Dutzende chaukische Krieger rannten nun in Richtung der Esche. Auf dem Weg dorthin sah ich ein herumliegendes Schwert und hob es auf. Entsetzt fiel mein Blick auf die starren Gesichter einiger der Männer, die ich gestern noch kennengelernt hatte und die nun tot vor mir lagen. Andere röchelten oder stöhnten am Boden liegend, waren an den Gliedmaßen oder gar am Torso von einem der Speere verletzt worden und bluteten stark. Sie hatten hier und jetzt keine Chance auf eine Rettung – sie würden qualvoll verbluten! Ein paar der Männer waren von den kräftigen, mit Wucht geworfenen Speeren regelrecht in den Boden genagelt worden. Sie kämpften einen aussichtslosen Kampf gegen die in ihnen steckenden Waffen, soweit sie sich überhaupt noch bewegen konnten.
    Ich rannte den Fliehenden nach und sah, dass einige von ihnen brennende Fackeln mit sich trugen. Andere hatten alle Waffen aufgesammelt, die auf dem Boden lagen. Von der östlichen Seite her, wo die befreundeten Stämme gelagert hatten, strömten nun ebenfalls scharenweise aufgeschreckte Krieger in die Mitte des Versammlungsplatzes. Ingimundi hatte sich auf die Pritsche eines Ochsenkarrens gestellt und schwenkte von dort oben eine rußig brennende Fackel. »ALLE MANN IN DIE DÜNEN!«, schrie er.
    Sofort setzten sich die Scharen in Bewegung – die Römer im Nacken, die nun von Norden UND Osten im Gleichschritt anrückten. Der Fackelschein, der ihren Weg erleuchtete, tanzte geisterhaft auf und ab und blendete die Stammeskrieger, die nun in die Mitte der Hegirowisa gedrängt wurden.
    Hastig band ich mir endlich meine Schuhe zu und versuchte dann, nach Skrohisarn oder Werthliko Ausschau zu halten, doch ich konnte sie in dem dämmrigen Licht und dem Gedränge und Geschiebe nicht ausmachen. Die Masse bewegte sich im Rückzug auf die Dünen zu – eine gute Entscheidung, wie ich fand. Die römischen Infanteristen würden in den Sanddünen ihre Schlachtordnung nicht mehr aufrechterhalten können und sich dem Kampf Mann gegen Mann stellen müssen. Das konnten sie eigentlich nicht wollen, doch was blieb ihnen anderes übrig? Ich vermutete, dass sie damit gerechnet hatten, die meisten der germanischen Krieger im Schlaf zu überwältigen und den Vorteil der Überraschung auf ihrer Seite zu haben.
    Jäh stolperte ich über einen sperrigen am Boden liegenden Haufen. Mittlerweile war ich mitten in die Auslagen der Händler gedrängt worden, die genau hier heute Nachmittag ihre Stände aufgebaut hatten. Es waren die Amphoren mit dem Rohöl, die mich zu Fall brachten.
    Verdammt! Ich hatte mir schmerzhaft das Knie gestoßen und eine der Amphoren rollte ein Stück weit ins Gras. Jemand trat dagegen und sie rollte weiter. Noch mehr trampelnde Füße schoben und stießen die Amphore herum, bis sie schließlich im Schein der Fackeln zerbrach und ihr pechschwarzer Inhalt sich über den Boden ergoss. Die zähe und übel stinkende Flüssigkeit floss träge über die Wiese. Ich schaltete sofort. Öl? Feuer? Auf Anhieb hatte ich das Bild eines Molotow-Cocktails vor Augen. Brandsätze würden in den folgenden Jahrhunderten perfektioniert und die Superwaffe schlechthin werden. Die perfideste Variante würde »Griechisches Feuer« genannt werden: eine Mischung auf Erdölbasis, die – einmal in Brand gesetzt – mit Wasser kaum noch zu löschen wäre.
    Warum sollte ich mir mein Wissen aus der Zukunft nicht zunutze machen? Hastig sah ich mich

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