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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Abwehrkarree, aber die Unordnung und Unsicherheit in den Reihen bot den anrückenden Stammeskriegern ausreichend Möglichkeiten, die Reihen der Römer weiter zu lichten. Sie stachen mit ihren Framen bevorzugt nach den ungeschützten Beinen der Römer und so mancher wurde im Stolpern durch einen Schwertstreich oder gezielten weiteren Stoß in den Hals niedergemacht. Die Angrivarier hatten da ihre ganz eigene Methode: Ihre widerhakenbesetzten langen Speere rammten sie tief ins weiche Holz der römischen Schilde. Dann traten sie mit aller Wucht auf den Schaft des Speeres, sodass die Hebelwirkung den Schutzschild unkontrolliert nach unten wuchtete. In diesem Moment stachen sie oder ein bereitstehender Waffenbruder mit einer weiteren Lanze oder mit einem Schwert nach dem ungeschützten Hals oder Oberkörper des Soldaten. Auf diese Art und Weise wurden zahlreiche römische Legionäre im Nahkampf von den rasenden Angrivariern niedergemacht.
    Ich nahm die zweite Amphore und wollte diesmal versuchen, das Zentrum des Karrees zu treffen – genau dort, wo die Speerwerfer und die Bleischleuderer sichere Deckung hatten und sich unaufhörlich aus einem, wie mir schien, unerschöpflichen Vorrat an Wurfwaffen bedienten. Ein kleiner Anlauf sollte mir genug Schwung geben, um ausreichend weit werfen zu können.
    Wieder traf ich präzise! Die Wucht des Aufpralls ließ die militärische Formation förmlich explodieren und die über einhundert im Karree Versammelten drückten panisch von innen gegen die äußeren Schlachtreihen. Ein heilloses Durcheinander entstand! Die brennenden Speerwerfer überrannten in ihrer Panik die geordneten Infanteristen und das Karree löste sich nach zwei Seiten hin kurzzeitig auf. Von außen stürmten sofort die erfahrenen Stammeskrieger herbei, um das Gemetzel in die Reihen der Römer zu tragen. Die kreischenden Schreie der mit Brandwunden Versehrten hallten über das Schlachtfeld und ließen mir das Blut in den Adern gefrieren. Es wurde immer heller und mittlerweile konnte ich das Geschehen auf dem gesamten Kampfplatz vor mir im frühen Tageslicht überblicken.
    Plötzlich erkannte ich Skrohisarn! Er kämpfte Rücken an Rücken mit seinem Sohn Werthliko in einer kleinen Gruppe chaukischer Männer gegen einen Trupp der römischen Legionäre.
    Fünf oder sechs Meter hinter ihm sah ich, wie einer der Soldaten wie am Fließband kleine Kugeln in eine bandartige Schlaufe steckte. Diese versetzte er in Sekundenbruchteilen in rasende Schwingung und traf dann zielsicher sein Opfer am Hals oder Kopf. Genau in diesem Moment fasste er die chaukischen Männer, unter denen auch Skrohisarn war, ins Auge.
    Er holte aus – und schoss!
    Ich sah, wie Skrohisarn aufschrie und sich an die linke Gesichtshälfte fasste! Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor und er stürzte mit aufgerissenem Mund auf die Knie. Ein anderer Soldat nutzte die günstige Gelegenheit und rammte Skrohisarn erbarmungslos die Spitze seines kurzen Schwertes in den Hals.
    Der Legionär riss die Klinge wieder heraus und drang sogleich auf Werthliko ein. Mit zerfetzter Kehle brach Skrohisarn zusammen. Nun beide Hände um den Hals geklammert, wand er sich zuckend auf dem feuchten Wiesenboden. Erstarrt sah ich zu, wie sein Leben unaufhörlich als dunkle Lache aus ihm herausrann.
    Ich stand auf dem Dünenrücken – eine wurfbereite Amphore in der rechten Hand, die Fackel in der Linken – und konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Der Schmerz ob dieses Anblicks hatte sich als riesiger Kloß in meinem Hals manifestiert und suchte nun verzweifelt einen Ausweg nach oben. Meine Beine versagten ihren Dienst und ich fiel auf die Knie. Das Gefühl des Verlusts war grauenhaft für mich, denn Skrohisarn hatte ich in den letzten Monaten sehr tief in mein Herz geschlossen. Er hatte ein wenig den Platz meines leiblichen Vaters eingenommen, den ich ja schon vor Jahren verloren hatte.
    Jedenfalls war ich blind vor Schmerzen und Wut, jetzt ein leichtes Ziel zum Töten. Doch zum Glück wurde ich übersehen, so, wie ich in den Dünen hockte und schluchzte.
    Werthliko! Was war nun mit ihm geschehen? Hastig wischte ich die Tränen aus meinen Augen und versuchte, ihn aus der Masse der Kämpfenden heraus zu erkennen.
    Tatsächlich! Da vorne stand er, immer noch an der Seite seines gefallenen Vaters stehend und mit wutverzerrtem Gesicht brüllend und schreiend auf jeden Römer eindreschend, der ihm zu nahe kam. Er war in völliger Rage und spürte in seinem verzweifelten

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