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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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gekommen war. So konnte er dann gleich ihre Qualitäten als Hure überprüfen. Zufrieden watschelte Smeroling zurück. Manchmal sahen die Dinge im ersten Moment schlechter aus, als sie tatsächlich waren …

Der Schmied
    Zwischen den Bäumen und durch das Gestrüpp hindurch konnte ich die Umrisse eines schmalen, langen, stroh- oder reetgedeckten Hauses auf einer weitläufig gerodeten Fläche erahnen. Das Haus und mehrere gedrungene Schuppen waren dort auf einer offensichtlich von Menschenhand aufgehäuften Anhöhe gelegen. Diese bot wohl Schutz gegen das jahreszeitlich bedingte Anschwellen des im Moment friedlich vor sich hin plätschernden Bachs. Hinter der baumlosen Anhöhe stieg das Land weiter sanft an und ging schon bald wieder in dichtes Buschwerk und den alten Wald über, aus dem ich gerade kam. Der Bohlenweg, auf dem ich stand, führte direkt zu der vor mir liegenden Gebäudestelle. Mit klopfendem Herzen sprang ich von den moosigen Bohlen in den darunter liegenden morastigen Boden und ging geduckt auf dem Waldboden weiter. Hinter einigen dickstämmigen, zersplitterten Weidenstümpfen konnte ich leicht Sichtschutz finden und so näherte ich mich – von Norden kommend – unbemerkt dem Haus.
    Langsam schlich ich in entsprechendem Abstand und geschützt durch die beginnende Dämmerung und zahlreiche Gehölze um die Anhöhe mit dem Langhaus darauf herum. Dieses bot erst einmal einen ganz und gar ungewohnten Anblick: Obwohl alle sichtbaren Träger- und Stützbalken krumm und schief zu sein schienen, sah das Haus selbst robust und stabil aus. Anscheinend waren keine gesägten Balken, sondern vollständige Baumstämme, so wie gewachsen, als Baumaterial verwendet worden!
    Diese völlige Abstinenz von symmetrischen Linien war erst einmal das Auffälligste und für mein Auge ein wenig irritierend. Wo war bloß die »normale« Welt geblieben? Sehr langsam und vorsichtig schlich ich noch ein Stück weiter um das Haus herum. Zum Glück war der Boden schwer und feucht, sodass ich völlig lautlos blieb. Ein übler, strenger Geruch nach Jauche stand hier in der Luft.
    Plötzlich sackte ich weg – ich war in ein Loch oder etwas Ähnliches getreten. Ich zog meinen sowieso schon schmerzenden Fuß hastig zurück und schob damit die langen überhängenden Gräser fort. Darunter kam eine schmale Rinne zum Vorschein, die mir vorher nicht aufgefallen war. Sie war mit angetrockneten Resten von Exkrementen gefüllt. Daher also der Gestank!
    Ich folgte ihr mit dem Blick bis zum Haus. Im Nordteil dieses Gebäudes befand sich offenbar ein Stall, aus dem diese Jaucherinne den Unrat abfließen ließ.
    Das ist ja wie im vorletzten Jahrhundert , dachte ich verächtlich.
    Obwohl ich hungrig und geschwächt wie nie zuvor in meinem Leben war, konnte ich aber nicht umhin, mit einem Gefühl der Neugierde das urige Gebäude vor mir weiter zu betrachten. Magisch zog es meine Blicke an, nicht nur, weil es so fremdartig aussah, sondern auch, weil ich seit vielen Stunden nur Bäume und Steine gesehen hatte. Im Prinzip war es eine Fachwerkkonstruktion: Dicke Baumstämme, hochkant in den Boden gerammt, wurden verbunden durch grob entrindete Querbalken. Die Zwischenräume waren mit einer glatten Lehmmasse ausgefüllt, unter der ich an einigen aufgeplatzten Stellen Äste und Weidenruten erkennen konnte. Das Dach bestand aus Reet, wobei direkt unter dem Vordergiebel eine dreieckige Öffnung zu sehen war, aus der dünner Rauch in den Abendhimmel aufstieg.
    Also war es bewohnt!
    Eine kleine Tür war auf der Südseite angebracht, ansonsten gab es aber keine Fenster oder andere Öffnungen irgendwelcher Art. Ein Haus wie aus einem Museumsdorf!
    Ein kleineres Häuschen, das sehr massiv aussah und von dem aus Stufen direkt die Anhöhe hinunter zum Bach führten, stand ein wenig abseits des Langhauses. Sowohl die Wände als auch das Dach bestanden gänzlich aus groben, dunkel schimmernden Baumstämmen. Eine Ansammlung seltsamer Gebilde, die entfernt an Tonöfen erinnerten, war rings um dieses Häuschen angeordnet.
    Vorsichtig suchte ich die Fläche nach einem Lebenszeichen ab, doch ich konnte keine Menschenseele entdecken. Ich war mir aber sicher, dass der alte Mann, den ich am Nachmittag gesehen hatte, hier lebte.
    Ob er dies alleine tat?
    Es würde das Beste sein, nicht weiter hier herumzuschleichen, sondern mich offen und gut sichtbar zu nähern. Also schlich ich zurück zum Bohlenweg und folgte diesem mit einem mulmigen Gefühl, bis die Treppe aus groben

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