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Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Titel: Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. A. Hary
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hören wollte, verließ ich Bredhouse. Ich stellte Nachforschungen an, auf eigene Faust. Und da machte ich die entsetzliche Feststellung, und was ich vorher nur geahnt hatte, wurde mir zur Gewißheit: Kasimir Cassdorf, wie sich dieser Teufel nennt, ist ein direkter Nachfahre des Lords, dessen Namen ausgelöscht worden ist!«
    »Wenn es den Namen des Lords nicht mehr gibt, wie konnten Sie dann herausfinden, daß dieser Cassdorf sein Nachfahre ist?« erkundigte sich Ray spöttisch.
    »Das ist ganz einfach zu erklären, mein Junge«, sagte der Alte sanft. »Der Name des Lords wurde wohl gelöscht, aber es steht in den Annalen, wie sich seine Verwandten fürderhin nannten. Durch die ruchvollen Taten des Lords wurde der Familie jeglicher Titel abgesprochen. Sie nannten sich nunmehr Cassdorf, hatten keinen Besitz mehr, da alles, ihre ganze Pacht, an die Königin zurückging, und verloren sich in der Masse. Niemand weiß, was aus ihnen geworden ist.«
    »Hören Sie, das ist doch reine Spekulation«, warf Ray ein. »Der Name Cassdorf ist schließlich nicht einmalig.«
    »Das stimmt, aber einmalig ist das Wissen um den Fluch, der über Bredhouse verhängt wurde. Nur die Bredhouser selbst, die dort geboren wurden, wissen davon. Nicht einmal Eingeheiratete dürfen etwas davon erfahren. Das ist ungeschriebenes Gesetz. Es gibt bei uns einen John Holleway. Er ist sehr angesehen und der Freund der Bredhouser. Jeder erkennt ihn an, aber niemand darf ihm die Geheimnisse offenbaren.«
    »Und was machst du, wenn du Schnaps getrunken hast?«
    Der Alte zeigte sich nicht verletzt.
    »Ja, ich plaudere die Geheimnisse aus, aber nur deshalb, weil das Ende der Bredhouser bereits begonnen hat. Kasimir Cassdorf hat als einziger Außenstehender davon gewußt. Viele haben in den letzten Jahrhunderten das Jagdhaus durchgestöbert. Bisher weiß, niemand, wie das Blut, das in diesem verruchten Haus geflossen ist, in den Bloody River gelangen konnte. Das heißt, einer weiß es doch: Kasimir Cassdorf. Du glaubst mir nicht? Also gut. Nachdem ich von seiner Herkunft erfahren habe, ging ich heimlich nach Bredhouse. Niemand bekam mich zu Gesicht. Ich schlich mich an das Jagdhaus heran.
    Ich wußte genau, daß der Teuflische da war. Trotzdem betrat ich das Jagdhaus. Die Ausstrahlung des Bösen war für mich so stark, daß sie mir fast das Bewußtsein raubte. Ich biß die Zähne zusammen und hielt es aus.
    Der Teuflische war nicht da. Ich suchte das ganze Haus nach ihm ab.
    Und plötzlich hörte ich im Keller ein unheimliches Geräusch. Ich rannte hinunter, erreichte die Steintreppe. Eigenartige Lichter huschten über die Wände. Ich hatte das Gefühl, sterben zu müssen, so sehr setzte mir das Ganze zu.
    Ich wußte ganz genau, daß ich bei meiner Suche auch nicht den Keller ausgelassen hatte. Er war leer gewesen. Mit einer Taschenlampe, die ich mitgenommen hatte, weil es im Haus kein elektrisches Licht gibt, hatte ich jeden Winkel ausgeleuchtet. Nicht einmal eine Ratte war mir begegnet.
    Und jetzt stieg ich die Treppe hinab, gegen die tausend Dämonen ankämpfend, die mich zur Flucht zwingen wollten.
    Ich erreichte das große Kellergewölbe. Aber wie erschreckend hatte es sich verändert! Die eine Wand hatte sich geöffnet, ja, dieser Teil war regelrecht im Nichts verschwunden. So was hatte ich noch nie gesehen.
    Bevor ich mich allerdings dieser gespenstischen Öffnung, die nur durch Schwarze Magie entstanden sein konnte, näher widmen konnte, tauchte Kasimir Cassdorf persönlich auf. Er machte einen angespannten Eindruck, als hätte er meine Anwesenheit gewittert. Da wußte ich sicher, daß ich es mit einem Dämon zu tun hatte, mit einem Dämon in Menschengestalt. Ich rannte davon, so schnell ich konnte, denn mir war klar, daß die Entdeckung durch den Teuflischen für mich schlimmer als der Tod gewesen wäre.«
    Der Alte nahm tief Luft. Das lange Reden hatte ihn angestrengt.
    Ray Walsh hing seinen Gedanken nach. Er dachte immer wieder an Guy Slayton und dessen seltsame Ahnungen, die sich bisher immer bewahrheitet hatten, obwohl wirklich kaum jemand etwas darauf gab. War Guy ein ähnlicher Mensch mit ähnlicher Begabung wie dieser Cummings?
    Verdammt, dachte er zornig über sich selbst, jetzt werde ich doch tatsächlich von diesem Geschwätz angesteckt und akzeptiere alles, als entspräche es der Wahrheit. Was ist nur in mich gefahren? Ich war doch sonst nicht so abergläubisch und habe alle Dinge, die damit zu tun hatten, als reinen Blödsinn abgelehnt.

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