Mark
eingrenzte.
„ Oh, hallo.“ Seine Mutter setzte ein
freundliches Gesicht auf, als sie Mark sah.
„ Mama, meinst du, ich könnte mal
Besuch haben, nur einen Abend? Ich würde Mark so gern einen Film zeigen.“
Einen Moment schaute sie ernst von einem zum
anderen. „Na gut, aber nicht zu lange.“
Es hatte tatsächlich geklappt. Er hatte es gewusst.
Seine Mutter sah Mark lächelnd hinterher, als er sich verabschiedete. Sie
musste unendlich froh sein, dass er einen ihrer Ansicht nach normalen Freund
gefunden hatte und keine überdrehte Nymphomanin oder schwulen Punk.
Wahrscheinlich glaubte sie jetzt, ihre Erziehungsversuche hätten schließlich
doch etwas bewirkt.
Nachdem er sich heimlich eine Packung Kekse genommen
hatte, lief er so glücklich, wie er lange nicht mehr gewesen war, auf sein
Zimmer.
Mark setzte sich neben ihn auf das Bett. Daniel
hatte es aufgeräumt, genau wie sein ganzes Zimmer. Er hätte es ohnehin getan,
vielleicht nicht ganz so gründlich, hätte seine Mutter nicht darauf bestanden.
Es war seltsam, nach so langer Zeit wieder Besuch zu haben. Er überlegte
krampfhaft, was er sagen könnte, als seine Mutter klopfte. Sie brachte ihnen
eine Karaffe mit Eistee. Daniel warf ihr einen giftigen Blick zu, und sie
verabschiedete sich. Mark lachte darüber. „Sie ändern sich nie, auch wenn man
schon siebzehn ist.“
„ Nein“, stöhnte Daniel. „Das ist der
Film, aber wir können auch was anderes gucken.“ Er gab Mark die DVD, die er
ausgeliehen hatte. Es war ein chinesischer Historienfilm.
„ Nein, der ist bestimmt gut.“
„ Ich gucke Filme immer in der
Originalsprache, aber wir können auch auf Deutsch gucken.“
„ Nein, ist ok. Ich mag das auch
lieber. Es ist immer so komisch, wenn Chinesen Deutsch sprechen, ich meine im
Film. Ich habe letztens Hero gesehen.“
Daniel stellte den DVD-Player an. Es überraschte
ihn, dass Mark diesen Film kannte. Es war einer seiner Lieblingsfilme. Als der
Film lief, dachte er, dass es sich ganz normal anfühlte, dass er mit Mark in
seinem Bett saß, als würden sie sich schon länger kennen, als hätten sie das
schon etliche Male getan. Einfach nebeneinander sitzen und einen Film gucken
und Eistee trinken.
Mark zuckte immer zusammen, wenn es eine Kampfszene
gab, und beugte sich vor, wenn es spannend wurde. Daniel musste darüber
lächeln. Eigentlich war es schade, dass er Filme nicht mehr so anschauen
konnte. Er hatte einfach schon zu viele gesehen und ihm fielen sofort die
Schwachstellen auf. Aber dieser Film war einer der besseren. Das Ende war sehr
traurig, fast alle Helden starben.
Als er nach dem Film auf Toilette gehen wollte, kam
gerade seine Schwester vorbei – sicherlich nicht zufällig. Sie steckte den Kopf
durch die Tür. „Hallo ich bin Mariann.“ Sie gab Mark die Hand. „Endlich mal
jemand, der unsere Nachbarschaft verjüngt.“
„ Wir sind wohl die einzigen in
unserem Alter hier, oder?“
„ Ja, in dieser Straße schon.“ Als
Daniel von der Toilette zurückkehrte, verabschiedete Mariann sich endlich.
„Deine Schwester scheint nett zu sein.“
„ Ja, sie ist in Ordnung. Als sie
jünger war, hat sie mich oft genervt, jetzt ist es besser geworden. Wir sind
sehr unterschiedlich.“
„ Das sieht man sofort.“
Daniel fragte sich, was er nun damit meinte, aber er
hatte es doch selbst gesagt.
„ Sie hat überall Einsen und einen IQ
von hundertdreißig. Außerdem spielt sie Geige und reitet.“
Es war eigentlich wirklich erstaunlich, dass seine
Schwester in wesentlichen Dingen trotzdem in Ordnung war und nicht so wie die
meisten in ihrer Klasse nur an Klamotten interessiert. Sie hielt immer zu ihm,
wenn es darauf ankam.
„ Ich hatte einen Bruder, der zwei
Jahre jünger war als ich. Er ist gestorben, als er acht war. Er hatte Leukämie
und war monatelang im Krankenhaus. Es ist schon so lange her, dass ich damit
zurechtkomme.“ Mark zuckte die Schultern.
„ Das tut mir leid.“ Daniel wusste
nicht, was er zu so etwas Schrecklichem sagen sollte, und war gerührt, dass
Mark ihm so etwas Persönliches erzählte. „Aber meine Mutter denkt wohl noch
viel an ihn, und seitdem achtet sie darauf, dass wir uns alle gesund ernähren.
Sie übertreibt es wirklich. Sie rechnet immer genau aus, ob wir genug Vitamine
essen, und bestellt gesegnetes Wasser und so was.“
„ Gesegnetes Wasser?“
„ Ja, wirklich, aus irgendeiner
heiligen Quelle. Davon müssen wir mindestens einmal am Tag etwas trinken. Es
schmeckt wie
Weitere Kostenlose Bücher