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Mark

Mark

Titel: Mark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Jansson
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jetzt zweideutig klingen
sollte oder ob Mark sich nicht bewusst war, dass es das tat.
    „ Ich meine nur, jetzt hast du
meinetwegen den Zug verpasst.“
Daniel konnte sich wirklich Besseres vorstellen, als mit der Bummelbahn zu
fahren und dann drei Stunden auf den Zug nach Berlin zu warten. Aber er wusste
nicht, ob er mit Mark in das Hotel gehen wollte.
    „ Wir haben noch über eine Stunde.
Was machen wir jetzt?“, fragte er statt einer Antwort.
    „ Sie haben ein Naturschutzgebiet
eingerichtet, es war auf dem Weg zum Hotel. Ich war früher nie da. Es ist sehr
schön. Angeblich gibt es da ein Pflanze, die nirgendwo sonst wächst.“
    „ Und was machen wir da?“
    „ Ich würde es mir gern ansehen. Aber
ich kann dich auch zum Bahnhof fahren. Du musst nichts mit mir unternehmen.“
    Mark sah geradeaus auf die Straße.
    „ Fahr zu diesem Park.“
    Daniel hatte lange nicht mehr so etwas gesehen. Ein
Laubwald im Tal, rötlich gefärbte Buchen auf den Hügeln, rechts Sonnenstrahlen,
die durch die Wolken brachen und alles in warmes Licht tauchten, links war der
Himmel dunkelgrau, beinahe schwarz.
    „ Manchmal, wenn ich durch die Stadt
fahre, kriege ich einen Anfall und muss raus, irgendwohin, wo ich den Horizont
sehen kann und Bäume und Wiesen."
    „ Ich weiß, was du meinst. Ich könnte
nicht in der Stadt wohnen.“
    „ Ich habe dich gar nicht gefragt, wo
du lebst.“
    „ München.“
    „ München?“
    „ Ja, aber nicht direkt, in einem
Vorort. Zur Untermiete, in einem Haus.“
    „ Klingt gut.“ Daniel sah sich um.
Die schwarze Front rückte näher, und es war kühler geworden. Er schüttelte den
Kopf. „Wenn man zu lange in der Stadt ist, vergisst man, dass es so etwas
gibt.“
    Daniel lächelte den unnatürlich erscheinenden Farben
zu, den viel zu erleuchteten Bäumen. Wann hatte er zuletzt so etwas Schönes
gesehen?
    „ Danke“, sagte er leise.
    „ Danke?“
    „ Dass du mich hergebracht hast. Ich
werde mal wieder meine Eltern besuchen und mit ihnen herfahren.“
     
    Es ging ganz schnell. Zunächst traf ihn ein
einzelner großer Tropfen auf die Nase. Dann hörte er nur noch ein Rauschen und
fühlte, wie das Wasser seine Haare durchweichte und in seinen Nacken lief. Er
hatte Marks Hand gegriffen. Warum, wusste er nicht. Sie waren gleichzeitig
losgerannt. Sie waren noch nicht sehr weit gekommen, und als sie die Autotüren
hinter sich zuzogen, änderte sich das Rauschen in ein Prasseln und innen war
Stille. Daniels Hand fühlte sich immer noch warm an, obwohl sie nass war. Er
wischte sein Gesicht mit seinem trockenen Schalende ab. Er sah Mark an, als
wäre dieser für alles verantwortlich, als wäre es genau sein Plan gewesen, dass
es so kommen musste.
    Dann musste er grinsen. „Fahr schon zu diesem
Grafenhotel.“
     
    Der Feldweg hatte sich innerhalb von Minuten in
Schlamm verwandelt, der an die Autofenster spritzte und sie über Schlaglöcher
holpern ließ. Die Fahrt kam ihm vor, als wären sie in einem Abenteuerfilm, und
an den Straßenrändern lauerten Krokodile.
    Das Haus war von dunklen Wolken umgeben und
tatsächlich vollkommen mit Efeu bewachsen. Innen war ein großer Empfangsbereich,
mit einer unbesetzten Rezeption. Das ganze Haus schien leer. Wenn jemand da
war, musste er sich auf die Zimmer verkrochen haben, aber auch das bezweifelte
Daniel. Mark sah auf die Nummer seines Schlüssels und stieg eine Treppe hoch.
Erstaunlicherweise wirkte der verlassene Gang nicht gruselig, genau wie das
Zimmer. Die Möbel waren neu, die rot gemusterte Tapete und der orangene Bettüberwurf
hatten etwas Gemütliches, was vielleicht auch an der Ungemütlichkeit draußen
lag. Gerade, als er die Tür schloss, erklang ein sehr nahes Grollen.
    Außer dem Bett und einer kleinen Kommode war das
Zimmer leer. Nur zwei Bilder, die den Naturpark zeigten, hingen an den Wänden.
Mark war schon ins Bad gegangen und trocknete seine Haare. Dann gab er Daniel
das Handtuch und bot ihm eine trockene Wolljacke an.
    „ Ich hätte niemals gedacht, dass ich
mal mit dir in einem Hotelzimmer sein würde.“
    Daniel hatte sich auf das Bett gesetzt und nahm
einen Schluck aus der Rotweinflasche.
    Mark setzte sich an das Fenster und sah hinaus. Die
Bäume wurden heftig hin und her geworfen. Sonst war nur ein grauer Schleier zu
sehen.
    „ Wann warst du mit dem Mann
zusammen?“, fragte Daniel.
    Mark sah ihn nicht an, sondern an den samtenen
Vorhängen empor. „Es ist eineinhalb Jahre her. Nach der Schule bin ich nach
Jena gezogen. Da habe

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