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Markttreiben

Markttreiben

Titel: Markttreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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sein. Leo
Lang kann natürlich da gewesen sein. Egon, der Schlauschwätzer, und Rosl, das
Hascherl, könnten beide Leo ermordet haben.« Er griff zum Handy und wies
Melanie und Felix an, die Nachbarn mal näher unter die Lupe zu nehmen. Wenn
jemand Leo Lang am Hause der Sochers gesehen hätte, wären sie fällig. Oder ein
Teil des Ehepaars wäre fällig, hätte ein aufmerksamer Beobachter ihn oder sie
beim Nachtspaziergang entdeckt.
    »Glaubst du, einer von den beiden würde morden? Einen erwürgen?«,
fragte Evi.
    »Evi, wie lange machst du diesen Job schon? Wir glauben nicht! In
der Verzweiflung sind Menschen zu den unmöglichsten Dingen fähig. Im Affekt,
Evilein, du weißt …« Gerhard lächelte sie an. Seine Evi, immer noch bereit, ans
Gute in den Menschen zu glauben. Und ein wenig musste er sie nun doch noch
aufziehen. »Auch so ein markiger Kulturmensch mordet, auch wenn du Socher so in
dein Herz geschlossen hast.«
    »Hab ich nicht! Und noch eins, Weinzirl. Einen zu erwürgen ist kaum
eine Affekttat«, konterte Evi.
    »Das macht es nicht besser«, sagte Gerhard. »Gut, dann schauen wir
uns mal das nächste feine Ehepaar an. Bader und Gattin. Er ein
lebenskünstlernder Restaurator, sie eine Kreisrätin. Das hat doch was, oder?«
    »Wo wohnt denn Bader?«
    »In Willofs, eben beim Gasthof Obermindeltal.« Gerhard lächelte.
    »Und den Gasthof kennst du von einer deiner Schweinsbratenorgien,
oder was?«
    »Der Gasthof ist eine Kultkneipe mit Kultbands und Kultmusik, in
einem Land vor deiner Zeit, Evilein.«
    »Ganz schön viel Kult!«
    »Ja, so ist das Allgäu eben. So sind wir Allgäuer. Kultig.«
    Evi tippte sich an die Stirn. »Du hast einen Vogel!«
    »Kann sein. Fahren wir.«
    »Wie, wir fahren sonst wohin? Jetzt?« Evi tippte sich erneut an die
Stirn.
    »Nicht sonst wohin, sondern in die Nähe von Obergünzburg«, meinte
Gerhard, und wie jedes Mal, wenn er ins Allgäu fuhr, fühlte es sich komisch an.
Seine ehemalige Heimat rückte durch den modernen Straßenbau immer näher, man
war schneller in Kempten als in München, und doch schien ihm die Heimat so weit
entfernt.
    Baders Hof war leicht zu finden, ein verbeultes und rostiges Schild
verwies auf »Bader Restauration«. Eigentlich war das Schild ja keine
Visitenkarte, aber als sie ihr Auto abgestellt hatten, wurde Gerhard klar,
weswegen dieser Bader sicher seine Fans hatte. Der große Garten vor dem Haus
war gesprenkelt mit moosigen Statuen, Tischen mit Einlegearbeiten und
dazugehörigen bunten Stühlen. An einem Holzschuppen war eine Gartenlaube aus
rostigem Stahl befestigt, eine Laube mit Holzbänken und einem kleinen
Tischchen. Wie ein altes Zugabteil wirkte das, und Gerhard sah auch, dass diese
Objekte eher auf alt getrimmt waren. Die Schrauben und Muttern waren nämlich
neu. Ein paar Statuen rekelten sich unter Büschen, ein Brunnen plätscherte,
alles wie zufällig und doch von einer versierten Hand arrangiert. Ein
Bordercollie kam zu ihrer Begrüßung, er beschnüffelte sehr genau Gerhards Hose,
die natürlich nach Seppi roch. Ein kleiner Pfiff, und der Hund trollte sich zu
einem Mann, der aus dem Schuppen neben dem Haus kam. Unter dem Arm trug er ein
Karussellpferd, Jo hätte ihn dafür wahrscheinlich geliebt. Solche Männer wurden
überhaupt geliebt, weil sie eine künstlerische Ader hatten und eine Lässigkeit,
die man in einem langweiligen Brotberuf nie hinbekam. Bader war schmal, etwa
eins achtzig groß, hatte halblanges lockiges dunkles Haar mit grauen Strähnen,
einen Dreitagebart und sah so aus, als könne er auch Kletterer sein oder ein
cooler alternder Freerider. Seine Jeans war dreckig, sein Karohemd ebenfalls.
    »Griaß eich«, sagte er. Sein Blick war offen, seine Augen grünbraun,
er war sicher kein Schönling, aber sympathisch. Er sah Gerhard in die Augen,
und in sein Gesicht trat ein fragender Blick. »Gerhard? Gerhard Weinzirl?«
    Gerhard schaute ihn überrascht an, und dann lachte er laut heraus.
»Rainer, Rainer, altes Haus, der Name Bader hat mich etwas irritiert.«
    »Von meiner Frau! Heiß du mal dein Leben lang Zwick und hör dir
millionenfach an ›Auwe Zwick‹, da heißt du gerne Bader.«
    Rainer Zwick, das war ja ein Ding. Sie hatten gegeneinander
Eishockey gespielt und sich tatsächlich immer mal wieder in Willofs getroffen.
    Gerhard lachte ihn an. »Rainer, darf ich dir meine Kollegin Evi
Straßgütl vorstellen?«
    »Erfreut, Kollegin von was?«, fragte Bader, der das Pferd abgestellt
hatte.
    »Kripo.«
    Es folgten

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